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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ist, Miss Brisbane? Beichten Sie. Wo sind Ihre geheimen Sünden?«
    Anne lachte noch lauter. »Was wißt ihr beide von Eifersucht? Was wißt ihr davon, wie es ist, wenn man nicht mehr schlafen kann, wenn man nicht mehr essen kann, an nichts mehr denkt als an... oh, Mary, du hast es immer durchschaut. Du hast gewußt, was sie mir bedeutet und daß ich töten könnte für sie. Ist es dir nie in den Sinn gekommen, daß ich dich ebensosehr hassen könnte, wie ich sie liebe?«
    »Doch. Aber es war ein Irrtum von Ihnen zu glauben, ich sei Ihre Rivalin. Ich wollte Ihnen Cathleen nie wegnehmen.«
    »Doch.«
    »Nein. Das wissen Sie auch. Sie hatten bloß immer Angst, daß Cathleen eines Tages von selber auf den Einfall kommen könnte, fortzugehen, und aus irgendeinem Grund haben Sie sich eingebildet, ich würde es sein, die sie auf den Geschmack bringt. Aber das brauchte ich gar nicht. Es mußte nur ein Mann auftauchen und schon ...«
    »Sei still!« fuhr Anne auf. »Sei endlich still! Stündest du nicht wirklich im Bund mit dem Teufel, dann wärest du längst ..«
    »Wo wäre ich?«

    Anne stand auf und lächelte triumphierend.
    »Ich war es, die dafür gesorgt hat, daß die Schafställe brannten. Und ich habe Archibald Claybourgh dazu gebracht, Marmalon so hoch zu besteuern, daß ihr alle in Newgate landen würdet. Ich war es! Mein Plan war es!«
    Mary öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Eine Weile herrschte völlige Stille, dann ertönte wieder Annes schreckliches, schrilles Lachen, das für Mary ewig mit diesem Tag verbunden bleiben würde.
    »Haben Sie sehr gelitten, Mrs. de Maurois?«
    Mary nickte. »Wenn es das ist, was Sie glücklich macht«, erwiderte sie, »dann können Sie glücklich sein. Sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht. Sie können stolz auf sich sein.«
    »Und Sie auf sich. Schließlich sind Sie mit heiler Haut davongekommen. Sie sollten«, Anne kicherte boshaft, »Sie sollten den Wegelagerern in Essex sehr dankbar sein, finden Sie nicht?«
    »Ich bin ihnen dankbar, Miss Brisbane.«
    Anne fiel erschöpft in ihren Sessel zurück.
    »Geht jetzt«, sagte sie, »ich bin müde und will allein sein.«
    Cathleen wischte sich mit einem Spitzentuch über das nasse Gesicht.
    »Komm mit nach Hause, Anne«, bat sie, »alles wird gut. Ich kann dich nicht gehen lassen. Komm mit!«
    »Dein Mann würde schön toben, Liebling. Und da du ihm ohnehin den Vorzug gibst, solltest du dich nach ihm richten. Aber wie ist es, kommst du mit mir nach London?«
    Cathleen sah einen Moment lang so aus, als schwanke sie, und Mary hielt den Atem an. Dieses dumme Ding würde doch nicht...
    Aber dann schüttelte Cathleen den Kopf. »Solange ich lebe, werde ich mich nicht von meinem Mann trennen. «
    »Dann«, sagte Anne, erstaunlich beherrscht, »ist es aus.«
    Cathleen eilte zu ihr hin, fiel neben ihrem Sessel auf die Knie und umklammerte ihre Hände.
    »Was willst du denn in London? Wovon willst du leben?«
    »Es gibt da noch eine alte Tante von mir. Sie wird mich aufnehmen. Und dann... jetzt, wo alle Klöster geschlossen sind, werden
wieder viele Hauslehrerinnen gesucht. Sicher finde ich ein anderes nettes, kleines Mädchen, für das ich sorgen kann«, fügte Anne etwas boshaft hinzu.
    Cathleen schwieg verletzt. In Anne lagen das Glück ihrer Kindheit und die Sorglosigkeit ihrer Jugendzeit verwurzelt, und es war ihr, als verliere sie ihre Mutter und mit ihr alles, was ihr je Kraft und Zärtlichkeit gegeben hatte. Wie betäubt sah sie zu Mary hin, als erwarte sie dort Zuflucht.
    »Ich denke, Miss Brisbane sollte wenigstens nicht schlechter wegkommen als ich«, sagte Mary, »Cathleen, verfügen Sie doch, daß ihr die Erträge von einem der Güter Cavendors ein Leben lang zufallen. So wird sie niemals mittellos sein.«
    Der sachliche Klang ihrer Stimme beruhigte Cathleen. Sie erhob sich und strich ihr regennasses Kleid glatt.
    »Ja«, sagte sie erleichtert. »das ist gut. So werde ich es machen.«
    Anne hustete dumpf.
    »Weshalb denkst du so gütig an mich, Mary?«
    »Ich finde es nur gerecht. Mehr nicht.«
    »Ach was! Cathleen kauft sich von mir los, und du hast ihr dazu geraten. Aber nur zu! Fein, ich freue mich! Ich werde Geld haben und sorglos leben können!«
    »Anne, schreibe mir bald, wo du in London wohnst«, bat Cathleen, »ich veranlasse dann alles weitere. Ich werde dir dann auch deine Kleider schicken. Du hast viel zu wenig mitgenommen. Und hier«, sie reichte ihr einen samtenen Beutel, »da ist Geld drin. Damit du

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