Die Stimme des Herrn.
heißt den Zielpunkt dieser ›Sprünge‹ bestimmen?«
»Mit allergrößter Genauigkeit. Das Ziel wird von der Phase definiert – dort wo das Feld ein Maximum erreicht.«
Ich versuchte zu begreifen, was für eine Art von Prozeß das war. Die Kerne zerfielen im »Froschlaich«, und gleichzeitig erschienen die Zerfallstracks sprunghaft außerhalb des »Laichs«. Donald behauptete, das Phänomen läge außerhalb der Grenzen unserer Physik – von ihrem Standpunkt aus sei es verboten. Quanteneffekte in einer solchen makroskopischen Größenordnung sind unzulässig – innerhalb unserer Theorien. Allmählich löste sich seine Zunge. Auf diese Fährte war er zufällig gestoßen, zusammen mit seinem Mitarbeiter McHill, als er, eigentlich blindlings, versucht hatte, Romneys Experimente, allerdings in ihrer physikalischen Variante, zu wiederholen. Er hatte die Neutrinostrahlung auf den »Froschlaich« einwirken lassen, ohne zu wissen, ob etwas dabei herauskommen würde. Es war etwas dabei herausgekommen. Das war kurz vor seiner Fahrt nach Washington gewesen. Während seiner einwöchigen Abwesenheit hatte McHill nach einem gemeinsamen Plan eine größere Apparatur gebaut, die es ermöglichen sollte, die Reaktion im Radius von mehreren Metern zu verlagern und zu fokussieren!
Ich glaubte mich verhört zu haben. Donald bemerkte mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der erfahren hat, daß er an Krebs leidet und sich phänomenal beherrscht, es stünde im Grunde dem Bau einer Apparatur nichts im Wege, die den Effekt millionenfach verstärken könne – in Wirkung und Reichweite.
Ich fragte, ob jemand darüber Bescheid wisse. Er hatte keinem Menschen etwas gesagt, nicht einmal im Wissenschaftlichen Rat, und er erklärte mir auch seine Motive. Er hatte volles Vertrauen zu Baloyne, aber er wollte ihn nicht in eine schwierige Lage bringen, denn Yvor war derjenige von uns, der sämtliche Arbeiten unmittelbar vor der Verwaltung zu verantworten hatte. Da die Dinge so lagen, hatte er auch kein anderes Mitglied des Rates einweihen können. Für seinen McHill bürgte er. Ich fragte ihn, bis zu welcher Grenze. Er sah mich an, dann zuckte er die Achseln. Er sah zu klar, um nicht zu wissen, daß hier ein Spiel mit unerhört hohem Einsatz begann und man letztlich für niemanden mehr die Hand ins Feuer legen konnte. Obwohles eigentlich kühl war, schwitzte ich während unseres weiteren Gesprächs wie ein Affe. Donald entdeckte mir, wozu er in Washington gewesen war. Er hatte in Sachen des Projekts eine Denkschrift verfaßt und sie, ohne jemanden davon zu unterrichten, Rush überreicht, und nun war er hingeflogen, um sich die Antwort zu holen. Rush hatte ihn zu sich beordert. Donald hatte der dortigen Verwaltung klarzumachen versucht, wie schädlich die Geheimhaltung unserer Arbeiten sei. Er hatte dargelegt, daß selbst wenn wir in den Besitz von Kenntnissen gelangen sollten, die unser Militärpotential vergrößerten, dies nur ein Anwachsen der weltweiten Gefahr mit sich brächte. Der gegenwärtige Stand basiere auf einem fließenden Gleichgewicht und ohne Rücksicht darauf, zugunsten welcher Seite sich die Waagschale neige, könne das, falls dies allzu abrupt geschehe, zu verzweifelten Schritten der gegnerischen Seite führen. Das Gleichgewicht werde gehalten, weil jeder Schritt der einen Seite von der anderen pariert wird. Dies sei der Gang des Wettlaufs in der Rüstung und in der praktischen Politik. Obwohl ich es Donald ein bißchen übelnahm, daß er nicht einmal mich ins Vertrauen gezogen hatte, ließ ich mir das nicht anmerken und fragte nur, was für eine Antwort er erhalten habe. Ich konnte sie mir im übrigen an meinen fünf Fingern abzählen.
»Ich habe mit dem General gesprochen. Er erklärte mir, es leuchte ihnen schon ein, was ich da geschrieben habe, aber wir müßten vorgehen wie bisher, weil ja nicht feststünde, ob die andere Seite nicht genau die gleichen Arbeiten durchführe wie wir … Folglich würden wir mit eventuellen Entdeckungen das Gleichgewicht nicht stören, sondern, im Gegenteil, es wiederherstellen. Ich hab’ mich da ganz schön in die Nesseln gesetzt«, schloß er.
Ich versicherte ihm wider besseres Wissen, daß sie seine Denkschrift ad acta legen würden, aber das beruhigte ihn nicht.
»Ich habe das geschrieben«, sagte er, »als ich nichts in petto hatte, nicht das geringste. Und als die Denkschrift schon bei Rush lag, bin ich diesem Effekt auf die Spur gekommen. Ich hatte sogar schon daran gedacht,
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