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Die Stunde der toten Augen

Die Stunde der toten Augen

Titel: Die Stunde der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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    Er fühlte, wie irgend etwas in ihm zu zittern begann. Er kannte das, es war immer so. Die Nerven, dachte er, es geht wieder los. Um seinen Kopf schien ein eiserner Ring zu liegen, der ihm das Gehirn zusammenpreßte. Er begann mit den Knien zu wippen.
    „Ihr alle...", keuchte der Verletzte am Boden, „ihr habt sie erschossen! Mich wolltet ihr auch erschießen... Aber mich nicht! Nicht mich, ihr Hunde... Ich sprenge euch... in... die..." Er richtete sich auf mit fiebrig glänzenden Augen, Er stützte sich auf den gesunden Arm dabei und glotzte die anderen an. Aus der Brusttasche zog er eine zerdrückte Zigarette und steckte sie zwischen die Lippen. Dann zog er die Streichhölzer aus der Tasche und versuchte mit einer Hand die Zigarette anzubrennen. „Nicht rauchen!" sagte Timm ärgerlich. „Bist du verrückt? Die ganze Kabine ist voller Benzindunst!" Er sah, daß der Verletzte ihn nicht beachtete und weiter mit der Zündholzschachtel hantierte. Er zerbrach ein Hölzchen und fischte ein weiteres aus der Schachtel heraus. „Gib Feuer", bat der Verletzte gereizt. „Gib mir Feuer, du Schwein!"
    „Leg dich hin", sagte Timm leise, „gleich sind wir da, dann kannst du rauchen."
    „Feuer!" schrie der Verletzte. „Du Schwein sollst mir Feuer geben, oder ich schieße dich zusammen!"
    Bindig sah Zados zitternde Hände. Er nahm den Verletzten bei der Schulter und sagte ihm sanft ins Ohr: „Wart doch bloß, bis wir aus der Maschine sind! Leg dich hin ..."
    Aber der Verletzte stieß ihn zurück und sprang mit einer unwahrscheinlichen Kraftanstrengung auf die Füße. Er nestelte mit der rechten Hand an der Pistolentasche und schrie: „Das Schwein soll mir Feuer geben! Ich schieße ihn zusammen! Ich schieße ihm ... in die Fresse ..."
    Er hatte die Pistolentasche schon offen und zog die Waffe heraus. Aber er konnte sie nicht auf Timm anschlagen, denn der war aufgesprungen und schlug mit dem Kolben der Beretta gegen das Handgelenk des Verletzten. Der ließ die Pistole mit einem Schmerzensschrei fallen und stürzte sich auf den Unteroffizier. Die anderen sprangen auf und versuchten ihn beiseite zu drängen. Timm brauchte sie nicht. Er schlug den kleinen Soldaten hart ins Gesicht. Es war ein kurzer, klatschender Schlag, und der Mann heulte auf. Dann stieß Timm ihm die Faust unter den Brustkorb, und er klappte zusammen. Es war, als sei alle Kraft, die er eben aufgeboten hatte, verpufft. Er krümmte sich auf dem Boden der Kabine zusammen, und Tränen begannen über sein Gesicht zu laufen. Er schluchzte, als Bindig ihn packte und wieder auf die Fetzen legte, aber er wehrte sich nicht mehr. Der Funker schob das Schott auf und rief: „Landung in drei Minuten!"
    „Sie haben sie begraben ...", wimmerte der Verletzte schluchzend. Timm nahm die Pistole vom Boden auf und steckte sie ein. Die Maschine glitt tiefer, auf den Flugplatz zu.
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Das Dorf
    Das Dorf hieß Haselgarten. Es lag einige Kilometer hinter der Front und hatte knapp drei Dutzend Häuser. Sie standen dicht beieinander, um eine gewundene, zerlöcherte, morastige Straße gruppiert, deren Schlamm zu bizarren Formen gefroren war. Nur ein einziges Gehöft lag einige hundert Meter vom Dorf entfernt. Ein nicht sehr großer Hof mit einer an das Haus gebauten Scheune und einem hohen Holzzaun. Dazwischen, weit sich dehnend, war die Ebene. Sie umfing das Dorf.
    Flach wie eine Schiefertafel lag die Ebene da, von winzigen Bächen durchschnitten. Der Wald hatte nicht die scharfen Grenzen wie in anderen Landstrichen. Er wuchs wild, scheinbar zügellos. Ließ da eine struppige, buschverfilzte Zunge ins Land laufen, dort eine Gruppe dürrer Lärchen sich Baum für Baum verlieren. Dazwischen gab es weite Äcker und schmale, zerfurchte Wege, ab und zu einen Grenzstein oder einen Brückensteg. Da und dort eine Erhebung, ein flacher Hügel. Sonst nichts. Nur die sanften Kurven des Waldes am

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