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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Fenstertür gingen und ins Freie traten. Auf dem Weg nahm er wieder ein Glas und reichte es ihr.

    »Trinken Sie gar nicht?« fragte sie.
      »Nicht viel und nie Champagner. Bringt mich völlig durcheinander. Ich werde alt, wie Sie sehen.«
    »Unsinn.«
    »Fünfundvierzig. Und Sie?« 23
    »Siebenundzwanzig.«
    »Großer Gott, wenn ich noch mal so jung sein könnte.«
      »Alter ist ein innerer Zustand«, sagte sie. »Hermann Hesse hat mal irgendwo geschrieben, so etwas wie Jugend und Alter gebe es nur bei alltäglichen Menschen. Alle begabten und außergewöhnlichen Leute seien manchmal jung und manchmal alt, genau wie sie manchmal glücklich und dann wieder traurig seien.«

    »Wie gebildet«, rief er aus. »Woher kommt das alles?«
      »Ich war an der Sorbonne und dann in Oxford«, antwortete sie. »Ein Mädchencollege, St. Hugh’s. Weit und breit kein Mann, Gott sei Dank. Jetzt bin ich Journalistin. Freischaffend. Vor allem Illustrierte.«

      Hinter ihnen spielte das Trio nun »A Foggy Day in Lo ndon Town«. Er fing leise an, die ersten Verse zu singen: »I was a stranger in your tity…«
      »O nein«, unterbrach sie. »Meine Stadt ist Paris, aber trotzdem hatte Fred Astaire in dem Film recht, als er das Lied sang. Jeder sollte mindestens einmal im Leben die Themse entlanggehen, möglichst nach Mitternacht.«

      Er lächelte langsam und ergriff ihre Hände. »Eine ausgezeichnete Idee. Aber zuerst sollten wir etwas essen. Sie sehen aus wie ein Mädchen mit gutem Appetit. Wer weiß, was sonst nach dem nächsten Glas Champagner passiert?«
      Regen prasselte, und am Ende der Straßen sammelten sich Nebelschwaden. Der Trenchcoat, den er für sie aufgetrieben hatte, war schnell durchnäßt, ebenso der Schal, den sie sich um den Kopf gewunden hatte. Montera war noch in Ausgehuniform, die aber nun von einem weiten Offiziersmantel verhüllt wurde. Er trug eine Mütze.

      Sie waren ein paar Kilometer durch den strömenden Regen gelaufen, während ein geduldiger Chauffeur langsam den Dienstwagen hinter ihnen her steuerte. Sie hatte flache Schuhe

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    an, die er bei einem Zimmermädchen der Botschaft für sie besorgt hatte.
      Birdcage Walk, der Palast, der Park von St. James’s. Noch nie hatte Montera die Gesellschaft eines anderen Menschen so sehr genossen…

      »Sie haben wohl noch nicht genug?« fragte er sie, als sie zur Westminster Bridge gingen.
      »Nein, noch nicht. Erinnern Sie sich nicht, daß ich Ihnen etwas Besonderes versprochen habe?«
    »Oh, das hätte ich fast vergessen.«

      Sie kamen zur Brücke und bogen auf das Embankment ein. »Nun, das war’s. Der romantischste Fleck in ganz London. Fred Astaire hätte in dem Film meinen Arm genommen und mir etwas vorgesungen, und das Auto wäre hinter uns am Bordstein entlanggekrochen.«

      »Wie Sie sehen, hat sich die Verkehrssituation seitdem geändert«, entgegnete er. »Am Bordstein parken leider viel zu viele Autos.«

      Über ihnen schlug es vom Big Ben Mitternacht. »Geisterstunde«, sagte sie. »Hat Ihnen die kleine Führung gefallen?«

      Er zündete eine Zigarette an und lehnte sich an die Brüstung. »O ja, ich liebe London. Eine herrliche Stadt.«
    »Die Bewohner mögen Sie wohl weniger?«

      Da war er wieder, der ungewöhnliche Scharfblick. Er zuckte mit den Schultern. »Die Briten sind in Ordnung. Ich habe bei der RAF in Cranwell trainiert, und sie waren gut – sie waren sogar die Besten. Das Dumme ist, daß wir Südamerikaner für sie samt und sonders dagos sind, und wenn ein dago ein guter Flieger ist, dann nur, weil sie es ihm gut beigebracht haben.«
      »Was für ein Unsinn«, sagte sie aufrichtig zornig. »Sie schulden ihnen gar nichts. Sie sind ein großer Pilot. Der beste.«
      »Bin ich das?« fragte er neugierig. »Woher wollen Sie das wissen?«
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      Der Regen wurde noch heftiger, und er drehte sich um und pfiff dem Wagen. »Ich bringe Sie jetzt besser nach Haus.«
      »Ja«, sagte sie, »das sollten Sie tun.« Sie nahm seine Hand, und sie liefen zum Auto.

    Der Pissarro an der Wand des Wohnzimmers in Kensington Palace Gardens war wunderschön. Montera trat mit einem Glas Cognac in der Hand nahe daran und betrachtete ihn aufmerksam.

      Gabrielle bürstete sich noch das Haar, als sie aus dem Schlafzimmer kam. Sie hatte einen alten Bademantel an, der ein paar Nummern zu groß war und offensichtlich einem Mann gehörte.
      Montera sagte: »Täusche ich mich, oder ist der Pissarro

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