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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Morgenzeitung, während sie sich ankleidete. Ein Artikel befaßte sich mit der gestrigen Unterhaussitzung und den Fragen, die man der Premierministerin über die Falklandinseln gestellt hatte. Interessiert las er ihn und blickte erst auf, als Gabrielle wieder ins Zimmer kam.
      Mit ihrem gelben T-Shirt, unter dem sich die Brüste deutlich abzeichneten, einem engen weißen Minirock und hochhackigen Cowboystiefeln bot sie einen atemberaubenden Anblick. Eine Sonnenbrille thronte keck auf ihren blonden Haaren.

    »Können wir?« sagte sie.
      »Ja, natürlich«, sagte er, stand auf und öffnete ihr die Tür. Er lächelte. »Du bist eine Frau voller Überraschungen. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    »Oft«, erwiderte sie und trat schnell an ihm vorbei.

      Die Besucher von Kensington Gardens waren eine auffallend kosmopolitische Schar; man sah beinahe mehr Araber und Asiaten aller Nationalitäten als Einheimische. Viele Leute lagen im Gras, Jungen spielten in der strahlenden Sonne Fußball, und Gabrielle zog überall bewundernde Blicke auf sich.

    Sie nahm seinen Arm. »Erzähl mir was. Warum fliegst du?«
    »Es ist das, was ich tun muß.«
      »Wahrscheinlich hast du zuviel Geld. Jedermann weiß, daß die argentinische Luftwaffe fast nur aus Adeligen besteht. Du könntest alles machen, was du willst.«

      »Vielleicht kann ich es dir erklären«, begann er. »Als Junge hatte ich einen Onkel, Juan, der Bruder meiner Mutter. Er lebte in Mexico City und war schwerreich, er gehörte zu einer der
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    ältesten Familien des Landes, aber er hatte von seiner Kindheit an nur eine einzige Leidenschaft.«
    »Frauen?«

      »Nein, ich scherze nicht. Stiere. Er wurde Torero, professioneller Stierkämpfer, und war das schwarze Schaf der Familie, weil fast nur Zigeuner oder arme Jungen, die es unbedingt zu etwas bringen wollen, Stierkämpfer werden.«
    »Und?«

      »Ich saß einmal bei ihm, als sie ihm vor einem besonderen Kampf auf der Gran Plaza von Mexico City seinen glitzernden Anzug anzogen. Ich zählte die Narben, die die Hörner auf seinem Körper hinterlassen hatten. Er war neunmal aufgespießt worden. Ich sagte: ›Onkel, du hast doch alles, einen Titel, Geld, Macht – und trotzdem bist du Stierkämpfer. Du stehst jede Woche vor wilden Bestien, die darauf abgerichtet sind, dich zu töten. Warum tust du das?‹«
    »Und was hat er geantwortet?«
      »Er sagte, es sei das, was er tun müsse. Mir geht es ebenso. Ich muß einfach fliegen.«
      Sie berührte die Narbe. »Selbst wenn du fast dabei draufgehst?«
      »Oh, damals war ich jung. Tollkühn. Ich glaubte an eine Sache, an Gerechtigkeit, Freiheit, all diesen schönen Unsinn. Jetzt bin ich alt und verbraucht.«
    »Das werden wir sehen.«

    »Soll das ein Versprechen sein?«
    »Überhör es. Was wurde aus deinem Onkel?«
    »Oh, er ging einmal zu oft in die Arena.«

    Sie schauderte zusammen. »Das gefällt mir nicht.«
      Sie hatte, wie um sich zu beruhigen, seinen Arm fest umfaßt. Sie ließen den Park hinter sich und gingen die Kensington Road hinunter.

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      Er sagte: »Ich habe mich bis jetzt zurückgehalten, aber ich finde, ich sollte dich langsam darauf hinweisen, daß du in dieser Aufmachung schrecklich provozierend aussiehst. Ich nehme an, das ist Absicht?«
      »Du Ferkel«, sagte sie lächelnd und hielt seinen Arm noch fester.
    »Darf man dann nach dem wahren Zweck fragen?«
      Sie zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle? Ich weiß es im Grunde selbst nicht. Ab und zu macht es Spaß, ein bißchen zu spielen, findest du nicht?«

      Er blieb stehen und wandte sich ihr zu, während sie seinen Arm immer noch festhielt. »Du bist die schönste Frau, die mir je über den Weg gelaufen ist«, sagte er. »Trotz deiner skandalösen Aufmachung.«
    »Sehr freundlich.«

    »Mach dir nichts draus.«
      Er küßte sie auf den Mund. »Mein schönes kleines Flittchen. Siehst du nicht, wie sehr ich dich liebe? Ich habe keine Wahl.«

      In ihren Augen standen Tränen. »O Gott«, sagte sie wütend. »Ich hasse Männer, und du bist so verdammt nett. Ich hab noch nie jemanden wie dich gekannt.«
      Er winkte einem näherkommenden Taxi. Während es an den Bordstein rollte und hielt, sagte sie: »Was soll das? Wohin fahren wir?«
      »Zurück zur Wohnung«, erwiderte er. »Kensington Palace Gardens. Sehr gute Adresse. Nahe der Russischen Botschaft.«
      Er lag in ihrem Bett, hatte einen Arm um sie gelegt, beobachtete die

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