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Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Titel: Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie »live« vor der Ka­me­ra, wahr­schein­lich auf den Stu­fen des Po­li­zei­prä­si­di­ums in Stir­ling. Sie muss­te sich die Haa­re im­mer wie­der aus dem Ge­sicht strei­chen, wäh­rend ihr der Wind um die Oh­ren pfiff. Dies­mal las sie kei­ne vor­be­rei­te­te Mit­tei­lung ab, klang aber trotz­dem sehr pro­fes­si­o­nell. Fox blin­zel­te sich den Schlaf aus den Au­gen. Als sie zu re­den auf­hör­te und der Fra­ge ei­nes Jour­na­lis­ten lausch­te, schob sie ihr Kinn leicht vor. Fox woll­te nicht ein­fal­len, an wen sie ihn er­in­ner­te – viel­leicht an Jude; das vor­ge­scho­be­ne Kinn zeig­te, dass sie sich kon­zent­rier­te. Aber Jude war es nicht.
    Es war ein Foto.
    Fox zog sei­nen Lap­top aufs Sofa und gab ih­ren Na­men in die Such­ma­schi­ne ein.
    Ali­son Pears war eine von nur zwei weib­li­chen Chief Consta­bles in Schott­land. Sie war ver­hei­ra­tet mit dem Ban­ki­er Ste­phen Pears. Fox kann­te den Na­men. Pears stand häu­fig in der Zei­tung, er brach­te alle mög­li­chen Deals zu­stan­de und schien da­mit den in Be­dräng­nis ge­ra­te­nen schot­ti­schen Fi­nanz­sek­tor über Was­ser zu hal­ten. Er fand Fo­tos des Paars – er muss­te schon zu­ge­ben, der Chief Const­able konn­te sich se­hen las­sen und mit läs­si­ger Ele­ganz so­gar ein klei­nes Schwar­zes tra­gen. Im Fern­se­hen kämpf­te Ali­son Pears al­ler­dings ge­ra­de ge­gen die Ele­men­te und trug die­sel­be Uni­form wie zu­vor. Der Re­gen schlug ihr fast waag­recht ins Ge­sicht. Die Ti­cker­nach­rich­ten un­ten am Bild­schirm mel­de­ten: Drei Fest­nah­men im Zu­sam­men­hang mit den Bom­ben­an­schlä­gen.
    » Flott ge­ar­bei­tet « , sag­te Fox und pros­te­te ihr mit sei­nem Be­cher zu.
    Dann mach­te er sich selbst an die Ar­beit, such­te so­ viel über ih­ren Le­bens­lauf he­raus, wie er fin­den konn­te, wo­bei es ihm nicht ge­lang, alte Auf­nah­men von ihr auf­zu­trei­ben. Trotz­dem war er sich ziem­lich si­cher.
    Ei­gent­lich ab­so­lut si­cher.
    1985 hat­te sie ge­ra­de ih­ren Ab­schluss am Po­li­ce Col­lege in Tul­lial­lan ge­macht. Da­mals hat­te sie noch nicht Pears ge­hei­ßen – ih­ren Ehe­mann soll­te sie erst spä­ter ken­nen­ler­nen und dann sei­nen Na­men an­neh­men.
    Ali­son Wat­son wur­de 1962 in Fra­ser­burgh ge­bo­ren. Ei­gent­lich kein gro­ßer Sprung von Ali­son Wat­son zu Al­ice Watts. Er griff nach dem Foto in Pro­fes­sor Mar­tins Buch und nach der Im­mat­ri­ku­la­ti­ons­be­schei­ni­gung. Da war das leicht vor­ge­scho­be­ne Kinn. Es war auch auf ei­ni­gen der Fo­tos im Netz zu er­ken­nen – bei ei­ner Film­pre­mi­e­re, ei­ner Preis­ver­lei­hung, ei­ner Gra­du­ier­ten­fei­er, Hand in Hand mit ih­rem Ehe­mann. Ste­phen Pears strahl­te. Hat­te er sich sei­ne Bräu­ne beim Ski­fah­ren oder im Son­nen­stu­dio ge­holt? Die Haa­re wa­ren ta­del­los ge­schnit­ten, die Zäh­ne glänz­ten, und er trug eine prot­zi­ge Arm­band­uhr. Er war stäm­mig, sein Ge­sicht vom Er­folg auf­ge­dun­sen. Zwölf Jah­re wa­ren ver­gan­gen, seit sie sich ken­nen­ge­lernt hat­ten, zehn Jah­re wa­ren sie be­reits ver­hei­ra­tet.
    » Ein tol­les Paar, Mr und Mrs Pears « , mur­mel­te Fox vor sich hin. Sie war so­gar noch bes­ser ver­netzt, denn ihr Bru­der An­drew war Ab­ge­ord­ne­ter des schot­ti­schen Par­la­ments. Er ge­hör­te der SNP -Re­gie­rung an: An­drew Wat­son, Jus­tiz­mi­nis­ter.
    Jus­tiz­mi­nis­ter …
    Fox schob den Com­pu­ter bei­sei­te und ließ sich aufs Sofa fal­len, den Kopf in den Na­cken ge­wor­fen, das Ge­sicht zur De­cke ge­rich­tet.
    » Was zum Teu­fel stell ich da­mit an? « , frag­te er sich.
    Und was ge­nau hat­te es zu be­deu­ten?

Elf

34
    » Ver­fluch­te Schei­ße, Foxy, hast du ges­tern Nacht über­haupt ge­schla­fen? «
    » Nicht viel « , ge­stand Fox, wäh­rend Kaye ei­nen Stuhl he­ran­zog und sich setz­te. Es war kurz nach neun Uhr mor­gens, und die Ca­fe­te­ria im Po­li­zei­prä­si­di­um mach­te rei­ßen­den Um­satz mit Früh­stücks­bröt­chen und schau­mi­gen Cap­puc­ci­nos. Fox hat­te ei­nen halb­aus­ge­trun­ke­nen Be­cher Tee vor sich und ei­nen Ap­fel, den er noch nicht an­ge­rührt hat­te. Auf Ka­yes Tab­lett be­fand

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