Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Jamieson saß wieder auf seinem Stuhl und tippte eifrig SMS . Er sah auf, als Fox näher kam.
» Was erwarten Sie von ihr zu erfahren? « , fragte Fox.
» Genau dieselbe Frage wollte ich Ihnen gerade stellen, Inspector. «
» Nicht schon wieder! « , beschwerte sich die Schwester am Telefon. Als sie sah, dass sie beboachtet wurde, wandte sie sich ab und legte eine Hand schützend um den Hörer. Jamieson hatte gerade erneut das Mikro seines Handys in Fox’ Richtung schieben wollen, als er den Arm sinken ließ. Dann wandte er sich um und ging. Fox blieb, wo er war. Die Schwester beendete das Gespräch und schüttelte langsam den Kopf.
» Was ist los? « , fragte Fox.
» Ein Mann hat gerade versucht sich umzubringen « , erwiderte sie. » Möglicherweise kommt er nicht durch. «
» Hoffentlich ist das kein normaler Abend « , meinte Fox. Sie blies die Wangen auf und atmete aus.
» Sonst sind es eher zwei Selbstmorde pro Jahr. « Ihr fiel Jamiesons Abwesenheit auf. » Ist er gegangen? «
» Ich glaube, daran sind Sie schuld. «
Sie verdrehte die Augen. » Der wird unten in der Notaufnahme sein, so wie ich Brian kenne. «
» Klingt, als würden Sie ihn ganz gut kennen … «
» Der war mal mit einer Freundin von mir zusammen. «
» Für wen arbeitet er? «
» Alle möglichen. Wie nennt er sich noch …? «
» Freier Journalist? «
» Genau. « Ihr Telefon klingelte erneut. Sie gab einen genervten Ton von sich und hob ab. Fox überlegte, welche Möglichkeiten er hatte, verneigte sich kurz in ihre Richtung und ging zu den Aufzügen.
Unten holte er eine Plastikflasche Irn-Bru aus dem Automaten. » Morgen ist Schluss mit dem Zucker « , versprach er sich und ging raus. Der Himmel war schwarz. Fox wusste, dass ihm nichts anderes mehr übrig blieb, als nach Hause zu fahren. Er fragte sich, ob das Dienstbudget für ein Hotelzimmer im Ort reichen würde. Er hatte hinter dem Bahnhof ein Hotel entdeckt, nicht weit vom Park und dem Stadion. Er würde am nächsten Morgen nicht extra anreisen müssen – aber was sollte er mit dem restlichen Abend anstellen? Ein italienisches Restaurant, vielleicht eine Kneipe … Draußen vor dem Eingang parkten mehrere Krankenwagen. Zwei grün uniformierte Sanitäter verscheuchten Brian Jamieson. Der Reporter gab sich geschlagen, hob die Hände, wandte sich ab und presste sein Handy ans Ohr.
» Ich weiß nur, dass er versucht hat, sich das Hirn wegzuschießen. Kann aber kein toller Schuss gewesen sein, weil er auf der Fahrt hierher noch gelebt hat. Jetzt bin ich allerdings nicht mehr so sicher … « Jamieson sah, dass er im Begriff war, an Malcolm Fox vorbeizugehen. » Wart mal einen Moment « , sagte er ins Handy. Er machte den Eindruck, als wollte er ihm die Neuigkeiten mitteilen, aber Fox kam ihm zuvor.
» Hab’s gehört « , sagte er.
» Teuflische Sache. « Jamieson schüttelte den Kopf. Er hatte die Augen weit aufgerissen und blinzelte nicht, sein Hirn raste.
» Gibt’s in Kirkcaldy viele Schusswaffen? « , fragte Fox.
» Könnte ein Farmer gewesen sein. Die haben doch Waffen, oder? « , er merkte, dass Fox ihn ansah. » War irgendwo außerhalb der Stadt « , erklärte er. » Irgendwo ab von der Straße nach Burntisland. «
Fox bemühte sich, nicht allzu interessiert zu wirken. » Haben Sie den Namen des Opfers? «
Jamieson schüttelte den Kopf und sah zu den Sanitätern. » Aber den krieg ich schon noch raus. « Er strahlte Fox mit demselben selbstsicheren Lächeln an, wie schon zuvor. » Passen Sie auf. «
Fox passte auf. Sah zu, wie er auf die Türen des Krankenhauses zuging, erneut das Handy am Ohr. Erst als er im Gebäude verschwunden war, ging Fox rasch zu seinem eigenen Wagen.
Die Polizei hatte die Mündung zur Hauptstraße und den Weg zu Alan Carters Cottage abgesperrt. Fox spürte, wie sich
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