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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Nugent
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meines eigenen Kindes schmerzte noch zu sehr, als dass ich die Nähe dieses kleinen Lebewesens ertragen hätte. Ich hatte Angst davor, welche Gefühle es in mir wecken würde. Laura dürfte gemerkt haben, dass ich ihr nicht glaubte. Mir persönlich war es ja ganz gleich, ob sie mit einem schwarzen, weißen oder grünen Mann geschlafen hatte. Es ärgerte mich nur, dass sie nicht einfach eingestehen konnte, was doch offensichtlich war. Stattdessen zeigte sie sich gewiss, dass die Haut des Babys nach ein paar Tagen von selbst verblassen würde. Oder nach einer Woche. Oder nach zwei. Für wie dumm hielt sie mich eigentlich? Glaubte sie auch, dass die Gesichtszüge des Kindes sich verändern würden? Wie von mir nicht anders erwartet, entwickelte sie eine innige Zuneigung zu dem Kind. Sie nannte es Nora, nach ihrer Mutter. Ihre Liebe zu der Kleinen hielt Laura jedoch nicht davon ab, dieses alberne Schauspiel fortzusetzen. Jeden Tag wartete sie darauf, dass die dunkle Haut verblasste und sandte Gottvater, dem Allmächtigen, eindringliche Gebete, dass er den Prozess beschleunigen möge. Schließlich ließ ich die Frage nach dem Vater auf sich beruhen und begann um Lauras Verstand zu fürchten. Ich machte mir ernsthaft Sorgen um sie.
    Nach ein paar Monaten wies ich vorsichtig darauf hin, dass es nun vielleicht an der Zeit sei, ihrer Familie Bescheid zu sagen und nach Hause zurückzukehren. Laura war nun wieder sehr ängstlich und angespannt, mehr noch als zuvor. Als ledige Mutter mitsamt ihrem Kind nach Irland zurückzukehren, erforderte Mut. Aber mit einem schwarzen Kind nach Hause zu kommen, schien ein Skandal von ungeheurem Ausmaß. Mit Frankreich ließ sich das nicht vergleichen. Wegen der Kolonien waren wir schon 1974 eine multikulturelle Gesellschaft, wenn wohl auch mehr in den großen Städten als hier bei uns auf dem Land. Doch in Irland gab es meines Wissens zu jener Zeit kaum Menschen anderer Herkunft, geschweige denn anderer Hautfarbe. Weshalb ich Laura gegenüber auch andeutete, dass die Kleine es als Mischlingskind in Irland nicht leicht haben und rasch zur Außenseiterin werden könnte. Wieder beharrte sie darauf, dass Nora kein Mischlingskind wäre – und gut, was sollte ich machen? Ich gab es auf.
    Zwei weitere Monate vergingen, und Laura war noch immer zu keiner Entscheidung gelangt. Fast machte es den Eindruck, als warte sie allen Ernstes darauf, dass das Kind weiß werde. Schließlich musste ich sie bitten zu gehen. Das mag kalt und herzlos anmuten, aber ich hatte meine eigene Trauer zu verarbeiten. Und wenn ich ehrlich bin, so ertrug ich es kaum, wieder ein kleines Kind im Haus zu haben. Ich war missgünstig und verbittert. Um die Sache etwas zu beschleunigen, gab ich Laura die Anschrift des Herz-Jesu-Klosters in Bordeaux und nahm Kontakt mit der Sozialarbeiterin auf, die ihren Fall betreuen würde. Laura wirkte mit jedem Tag verzweifelter; schließlich schlug sie mir sogar vor, dass doch ich ihr Kind adoptieren könne und sie es jeden Sommer besuchen käme. Nein, beschied ich ihr, das stünde wohl völlig außer Frage. Ihre Taktlosigkeit hat mich sehr verärgert. Danach kühlte unsere Freundschaft merklich ab.
    Ihre Abreise stimmte mich dennoch traurig, und auch Laura weinte ein wenig, als ich sie und die kleine Nora zum Bahnhof fuhr. Auf dem Bahnsteig küsste ich sie beide zum Abschied und wünschte ihnen alles Gute. Was genau Laura nun vorhatte, wusste ich zugegebenermaßen noch immer nicht. Also bat ich sie einfach, mit mir in Kontakt zu bleiben, und versprach ihr, keiner Menschenseele von ihren Umständen zu erzählen. Ich sollte erst wieder von ihr hören, als mich kurz vor Weihnachten dieser erschütternde Brief ihres Bruders erreichte.
    Laura war tot, und alles deutete darauf hin, dass sie sich das Leben genommen hatte. Aus dem Brief ging auch hervor, dass ihre Familie nichts von dem Kind wusste. Michael schrieb mir, weil er nach Antworten suchte. Er wollte wissen, ob Laura sich in letzter Zeit seltsam verhalten habe, ob ihr etwas zugestoßen sei, von dem er nichts wisse, kurzum, ob ich mir erklären könne, weshalb sie sich umgebracht hatte. Eine seiner zahlreichen, aus der Verzweiflung geborenen Theorien lautete, dass Laura schwanger gewesen sein und eine Fehlgeburt erlitten haben könnte.
    Ich habe lange überlegt, was ich ihm antworten sollte. Natürlich kam mir der Gedanke, ob ihre Familie nicht das Recht darauf hätte, die Wahrheit zu erfahren. Nur was hätte es ihnen gebracht? Von einer

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