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Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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schließlich habe ich euch!“
    Thuna, Maria und Lisandra sahen Berry mitfühlend an, doch Scarlett ballte unter dem Tisch ihre Fäuste. Sie glaubte Berry kein Wort. Oder hoffte sie nur, dass Berry log und in Wirklichkeit noch böser war als Scarlett? Scarlett stand so plötzlich auf, dass die Schüsseln auf dem Tisch leise schepperten, und verließ den Hungersaal ohne ein Wort. Denn wenn sie nicht gegangen wäre, dann wäre womöglich ein Kerzenleuchter auf Berry herabgerasselt oder eine Ratte wäre über den Boden geflitzt und hätte sie in den Knöchel gebissen. Scarlett kannte das, solche Dinge waren schon oft genug geschehen. Sie hatte ihre Gefühle nicht unter Kontrolle. Alle schlechten Gefühle beschworen einen Zauber herauf, einen bösen Zauber, denn Scarlett war eine Cruda. Sie lief die Treppen hinauf und irgendeinen dunklen Flur entlang. Dort setzte sie sich in eine Ecke und weinte. Sie wollte nicht Scarlett sein. Sie wollte ein anderes, ein ganz normales Mädchen sein.
     
    Die anderen Mädchen wunderten sich über Scarletts wortlosen Aufbruch. Berry stellte fest, dass Scarlett ziemlich launisch und schwierig sei.
    „ Stimmt“, sagte Lisandra. „Aber das mag ich an ihr. Sie ist nicht langweilig.“
    Es gab keinen Aufenthaltsraum in Sumpfloch. Man konnte sich in der Bibliothek treffen, auf den dunklen Gängen, im Hof, draußen bei den Sümpfen, auch im Garten oder im eigenen Zimmer. Da es nun schon dunkel war, beschlossen die Mädchen, auf ihr Zimmer zu gehen und nachzusehen, ob Scarlett dort wäre. Sie war aber nicht da.
    Maria besaß ein Kartenspiel. Während Berry einen langen Brief nach Hause schrieb, saßen Thuna, Maria und Lisandra auf Thunas Bett und spielten. Oder sie versuchten es. Denn Lisandra, die ihr Lebtag kein Spiel gespielt hatte, bei dem man Regeln einhalten musste, verstand nicht, warum sie die Regeln einhalten sollte, wenn es sie doch am Gewinnen hinderte.
    „ Wenn du dich nicht an die Regeln hältst“, sagte Maria, „ist das Betrug.“
    „ Na und?“, fragte Lisandra. „Hauptsache, ich gewinne. Deswegen spiele ich doch. Wenn es mir egal wäre, ob ich verliere oder gewinne, dann müsste ich auch nicht spielen.“
    „ Aber wenn wir alle betrügen“, erklärte Maria, „dann funktioniert das Spiel nicht mehr.“
    Lisandra grinste übers ganze Gesicht. „Aber ihr betrügt doch nicht, oder?“
    „ Bis jetzt nicht“, meinte Maria, deren Geduld langsam am Ende war, „aber wenn du so weitermachst, schon!“
    „ Oh ja, lasst uns alle betrügen und sehen, was dabei herauskommt!“, schlug Lisandra vor.
    „ Aber das macht doch keinen Spaß!“, rief Maria nun aufgebracht.
    Thuna hörte sich das Gespräch an und schwieg. So lange, bis sie meinte, sie könnte Lisandra erklären, worum es ging.
    „ Wenn du gewinnst, weil du die Regeln nicht einhältst“, sagte Thuna, „dann verlierst du eigentlich. Nicht gegen uns, aber gegen dich selbst. Denn damit gestehst du dir ein, dass du es innerhalb der Regeln nicht geschafft hättest zu gewinnen.“
    „ Ich glaube, ich weiß jetzt, worum es geht“, sagte Lisandra mit leuchtenden Augen. „Ihr dürft einfach nicht merken, dass ich betrüge!“
    Die Fenster standen offen und allerlei geflügelte Tiere flogen durch sie ein und aus. Aus dem dunklen Wald kam ab und zu ein Geräusch. Etwas wie ein tiefes Brummen. Die Mädchen dachten sich nichts dabei, denn man wusste ja, dass es in diesem Wald nicht mit rechten Dingen zuging. Nur Thuna warf ab und zu einen Blick hinaus und wunderte sich: Warum war der Wald böse geworden, nachdem die Feen verschwunden waren?
     
    Scarlett weinte nicht lange. Sie war kein Mädchen, das viel von Tränen hielt. Bald stand sie auf, um in ihr Zimmer zu gehen. Sie machte einen Umweg, damit die Tränen trockneten und ihr die Freundinnen den Kummer nicht ansahen. Doch auf diesem Umweg durch die vielen schwarzen Flure von Sumpfloch verlief sie sich.
    Es stimmte sicher, dass auf Sumpfloch nicht gerade die einfachsten Kinder zu finden waren. Die meisten von ihnen hatten nie gelernt, was es bedeutete, gerecht, großzügig oder ehrlich zu sein. Trotzdem waren sie im Grunde ihres Herzens gute Kinder. Es gab aber auch welche, da war der Grund des Herzens verfinstert und niemand wusste, wie es darin aussah, sie selbst am allerwenigsten. Diese finsteren Herzen fühlten sich besonders stark, wenn sie mit anderen finsteren Herzen gemeinsame Sache machten. Und so gab es eine Bande in Sumpfloch, die aus älteren Schülern bestand

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