Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Täuschung

Die Täuschung

Titel: Die Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caleb Carr
Vom Netzwerk:
Universitätsausbildung beendet hatte, war dieses eindrucksvolle, schöne Mädchen, von dem ich seit unserer ersten Begegnung so angetan war, anscheinend eine internationale Attentäterin geworden.

17
    D ie Enthüllung traf mich wie der sprichwörtliche Schlag. Ich stand eine ganze Weile wie betäubt da und versuchte, meine Fassung zurückzugewinnen, während Eli mich zuerst ein Paar hochisolierter, aber leichter Stiefel und dann einen scheinbar ganz normalen Overall anprobieren ließ, der in Wahrheit ein ultramoderner Körperpanzer war. Jonah nahm unterdessen eine Handfeuerwaffe aus einem der vielen Borde um mich herum, drückte mir das Ding in die Hand und sagte: »Da – das passt ganz gut zu Ihnen, finde ich. Wie liegt er in der Hand, Gideon?«
    »Wie …«, murmelte ich. »Wie liegt … was ?«
    »Das ist ein Neuralinterruptor mit großer Reichweite«, fuhr Jonah fort, hob meinen schlaffen Arm und schloss meine Hand um die Waffe. »Mit anderen Worten, eine Betäubungspistole, wenn auch eine außerordentlich raffinierte. Schmerzlos, ohne jede Nachwirkung. Da Sie im medizinischen Bereich tätig sind, werden Sie vermutlich nichts Tödliches mit sich herumtragen wollen. Aber Sie brauchen Schutz …«
    »Verzeihung«, sagte ich langsam, »aber würden Sie das Letzte wohl noch mal wiederholen?«
    Eli schnalzte mit der Zunge, während er auf die Beine meines Overalls starrte. »Sie haben wirklich eine sehr ungewöhnliche Zwischengröße, Gideon. Es war verdammt schwierig, Kleidung für Sie zu finden, und dieser Körperpanzer ist nun mal leider von der Stange.«
    »Die Vorrichtungen zum Zielen und Feuern sind ganz leicht zu bedienen«, fuhr Jonah fort, immer noch auf die Waffe konzentriert. »Malcolm konnte die Entwürfe vereinfachen, die Colonel Slayton aus dem Pentagon mitgebracht hat. Sie haben die Wahl zwischen manueller und stimmgesteuerter Bedienung …«
    »Jonah?« Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben. »Ich werde der Waffe bestimmt gleich meine Aufmerksamkeit schenken. Aber vorher möchte ich nur diesen letzten Teil noch mal hören. Bitte.«
    »Oh-oh.« Eli rollte lächelnd die Aufschläge der Overall-Beine herunter, sodass sie die Stiefel berührten. »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht einfach so damit rausplatzen, Jonah?«
    »Womit denn?« Jonah ließ meinen Arm los. »Sie meinen das mit Larissa?« Ich nickte einmal langsam, und er sagte: »Ich weiß nicht, warum Sie das schockiert. Haben Sie gedacht, so eine Frau hätte keine Vergangenheit?«
    »Keine Vergangenheit ?«, echote ich. »Was … wie … ich meine, wie kam es, dass …«
    »Nun ja«, fuhr Jonah fort, »so weit ich weiß, hat Gewalt gegen Personen – besonders wenn sie von Mördern ausging, die Politiker oder hochrangige Manager aufs Korn nahmen – schon immer eine gewisse Faszination auf sie ausgeübt. Ich glaube, sie ist durch eine Kontaktperson in Deutschland dazu gekommen und hat ziemlich bald rausgefunden, dass sie sehr gut darin war. In ihrem ersten Jahr hat sie drei Bosse multinationaler Konzerne und zwei Staatschefs ausgeschaltet. Welche, kann sie Ihnen selbst erzählen.«
    »Okay«, sagte Eli und stand auf. »Hören Sie zu, Gideon. Der Anzug überwacht die Vitalparameter Ihres Körpers und nimmt automatisch die meisten mikroklimatischen und physiologischen Anpassungen vor. Aber es könnte sein, dass es in Afghanistan …«
    Ich hob rasch eine Hand. »Nur noch einen Moment, Eli. Nur noch eine Minute, verdammt noch mal, okay?« Ich wandte mich wieder an Jonah. »Aber – ich meine, warum? Doch wohl nicht, weil sie das Geld gebraucht hat.«
    »Natürlich nicht.« Jonah öffnete eine Schultertasche des Overalls und brachte eine biegsame, stark verkleinerte Bedienungstafel zum Vorschein. »Kohlenwasserstoff in der Mikroturbine, da, schauen Sie, arbeitet mit hundert Watt. Alles absolut schussfest …«
    Ich legte eine Hand über die Tasche und versperrte ihm die Sicht auf die Tafel. »Warum dann ?«, fragte ich.
    Jonah zuckte die Achseln. »Sie haben doch mit ihr gesprochen. Sie hat einen hoch entwickelten, wenn auch sehr eigenwilligen Moralkodex. Genau wie Malcolm. Nehmen Sie den Fall, bei dem Colonel Slayton sie aufgespürt hat …«
    »Den Fall, bei dem sie Colonel Slayton erlaubt hat, sie aufzuspüren«, verbesserte Eli und half mir, den Overall wieder auszuziehen.
    »Stimmt«, pflichtete Jonah ihm bei. »Sie wollte ihn zu einem privaten Treffen locken, um ihn zu bewegen, bei unserem Unternehmen mitzumachen. Es hat geklappt –

Weitere Kostenlose Bücher