Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos
Heimat gefunden.
Es war dies ein positives Beispiel für das Wirken von Menschen, das wir möglicherweise beim zukünftigen Gespräch mit den Völkern der Galaxis mit ins Feld ziehen konnten.
Gedanken, die mir blitzschnell durch den Kopf schossen.
Dawos sagte: »Mein Mißtrauen gegenüber euch Menschen war trotz der Vorbereitungen durch Cantos so groß, daß ich euch zunächst an Genessos vorbeilocken wollte. Aber es blieb bei der Absicht. Ich war nicht konsequent.«
»Was ist mit Cantos? Können wir mit ihm sprechen?«
»Warum wollt ihr das? Es ist zwar nobel, was ihr vorhabt, aber auf der anderen Seite haben wir Genessaner wirklich andere Probleme. Ich habe mir das alles sehr genau überlegt, glaube mir. Es ist besser, wenn ihr zurückkehrt. Es sieht so aus, als wäre eure Mission hier gescheitert. Genessos stirbt, und wir wollen alles versuchen, um Genessos zu retten. Noch sieht es so aus, als hätten wir eine Chance. Die wollen wir auch wahrnehmen. Dabei können wir aber keine Störungen gebrauchen.«
»Du hast dich uns zu erkennen gegeben, Dawos, hast uns nicht ganz in die Irre geführt – wie ursprünglich von dir beabsichtigt. Jetzt wären wir längst weiter unterwegs und hätten die Spur endgültig verloren. Das hast du nicht getan, weil dich die Neugierde dazu trieb, uns kennenzulernen. Es geht nicht nur um den Fortbestand eurer Rasse, sondern auch um den Fortbestand unserer Rasse. Verzeih mir, Dawos, wenn ich hier Forderungen stelle, was mir vor eurem Volk gewiß nicht zusteht, aber die Dinge haben sich nun mal so entwickelt, wie sie sind. Ich glaube kaum, daß Cantos es dir verzeihen würde, falls du uns so gehen ließest – ohne ihm Mitteilung zu machen.«
Der blutrote Tentakel hatte nur die Länge einer normalen Männerhand. Er zitterte verhalten.
Ich war noch ein wenig näher getreten. Erst jetzt war es mir möglich, die Größe des Wesens genauer abzuschätzen. Ich musterte Dawos ohne Vorurteil. Er hatte ausgestreckt sicherlich eine Länge von über zwei Metern.
War er mit einem Raumschiff da, oder konnte er sich dank einer Sonderbegabung ohne technische Hilfe im Weltraum fortbewegen?
Ich nahm es beinahe an.
Lebewesen, die völlig ohne Hilfsmittel relativ große Strecken im Weltraum zurücklegen und außerdem das Raum-Zeit-Kontinuum verändern konnten?
Mir drängte sich unwillkürlich ein Vergleich mit den Kosmischen Sporen auf. Nur waren die Kosmischen Sporen pflanzlicher Natur, während die Genessaner eindeutig von tierischen Vorfahren abstammten.
Stimmte das wirklich? Mir fiel ein, daß man die Genessaner nicht mit normaler Elle messen konnte. Das zeigte allein der ungeheure Unterschied zwischen Cantos und Dawos. Zwei Lebensformen, die eigentlich gar nicht von ein und demselben Planeten kommen durften. Sie waren einfach zu verschieden.
Cantos hatte es einmal angedeutet und gesagt, daß kein Lebewesen auf Genessos einem anderen ähnelte – eine Folge der variablen Grund-DNS, wobei die DNS (die Erbsubstanz) nicht willkürlich verändert werden konnte. Es war mehr oder weniger Zufall, wie sich ein Genessaner entwickelte.
Ich spürte in mir das brennende Verlangen, Genessos, diesem geheimnisvollsten aller Planeten, einen Besuch abzustatten. Ich wollte sehen, wie es dort …
Meine Gedankengänge wurden unterbrochen – von Dawos. Vorsicht! sagte ich mir selber. Du verstrickst dich immer mehr in deine Gedankengebäude. Es mag eine Folge der Einsamkeit der letzten Tage sein, aber es bringt dir nichts ein. Kehre wieder zu deiner mehr praktischen Neigung zurück, sonst entwickelst du dich noch zu einem Träumer.
»Also gut, Llewellyn, unverständlichster von allen Menschen, ich werde deinen Rat befolgen. Cantos soll entscheiden, was mit euch geschehen soll.«
»Ich nehme an, es besteht kein Risiko für euch?«
»Nein, Llewellyn, wahrhaftig nicht. Ihr werdet Genessos niemals finden, wenn die Genessaner etwas dagegen haben.«
Herrliche Aussichten! dachte ich.
Die Erscheinung von Dawos verschwand – nicht von einem Augenblick zum anderen. Auf einmal wurden seine Konturen unscharf. Etwas griff nach meinem Geist, beeinträchtigte ihn für Sekunden. Als das vorbei war, stand ich allein in dem Gang.
Ich rief nach dem Sicherheitscomputer. Der Alarm bestand immer noch.
»Was hat du geortet?«
Der Computer antwortete sehr knapp, aber äußerst aufschlußreich:
»Nichts!« Es zeigte mir zwar nicht, ob der Genessaner jetzt doch nur als Projektion erschienen war oder nicht, aber ich wußte
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