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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Als dann noch sein Sohn gesund und munter geboren wurde, war die Welt für ihn in Ordnung. Mehr als das, er war wirklich glücklich zu diesem Zeitpunkt. Ein Gefühl, das eigentlich nur noch getoppt wurde in dem Moment, als der Senior ihm vorschlug, das Baby William Brighton zu nennen. Der sechste dieses Namens in der großen Tradition der Familie. James war gerührt, aber konnte sich dazu erst entschließen, nachdem sein ältester Bruder, der fünfte William Brighton, erklärt hatte, dass er kein Problem damit hätte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er selbst jemals Vater werden würde, so hatte Bill gemeint, sei sowieso recht gering. Also geschah es so, wobei seine Frau und er sich entschieden, ihren Sohn mit der Kurzform Liam zu rufen.
    James schaute erneut rüber zu seinem Stammhalter. Dieser hatte eine neue Beschäftigung für sich gefunden und malte mit Hilfe seiner winzigen Fingerspitzen und einer gehörigen Portion Speichel aus seinem Schlabbermäulchen, abstrakte Gemälde auf die ehemals blitzblanke Scheibe. Oje, die Putzfrau würde sich freuen.
    Seit etwa zwei Jahren lebten sie jetzt in der recht geräumigen und exquisiten Wohnung im zweiten. Stock eines Hauses an einer vielbefahrenden Straße im Zentrum der Stadt. James hätte lieber in einem der grünen Außenbezirke gewohnt, so wie es seine Eltern schon seit Jahrzehnten taten, aber er war damit bei Anabel auf taube Ohren gestoßen. Sie wollte da sein, wo das Leben pulsiert, hatte sie gemeint.
    Wobei es hier doch wohl eher so ist, dass die Motoren der Autos pulsieren. Zum Glück haben wir schalldichte Fenster.
    James zuckte mit den Schultern und widmete sich endlich seinen Bilanzen. Tatsächlich schaffte er in der nächsten halben Stunde einen großen Brocken seiner Arbeit. Bis es klingelte. Müde erhob er sich, schüttelte ein wenig seine schmerzenden Knochen aus, und taperte dann lustlos zur Wechselsprechanlage. »Ja?«, bellte er genervt hinein.
    »Wooow, Brüderchen«, hörte er die Stimme seiner Schwester. »Du scheinst Dir ja die gute Laune mit einem Schaufelbagger einverleibt zu haben. Was ist los? Wirst Du etwa mit Deinem Sohn nicht fertig? Kein Problem, dafür bin ich ja jetzt da. Es sind heute keine Vorlesungen und Mom meinte, ich solle lieber mal nach dem Rechten schauen, bevor Ihr Euch gegenseitig wehtut, haha!«
    James verdrehte die Augen im Kopf, während er den Summer betätigte, der die Tür im Erdgeschoss für die unerwartete Besucherin öffnete. Sekunden später stand Erin grinsend vor ihm und schlug ihm zur Begrüßung kräftig auf den Arm. »Na Bruder, wie geht es? Lange nicht mehr gesehen.«
    »Das liegt ja wohl nicht an mir«, brummte James und half seiner Schwester aus der Jacke.
    »Ja sorry. Schon richtig, ich bin es, die sich rarmacht. Aber Du weißt ja, dass ich nicht gerne mit diesem Modepüppchen zusammentreffe. Die Frau macht mich einfach nur krank.«
    »Erin«, fuhr James sie scharf an. »Hör endlich auf, ständig gegen Anabel zu giften, sie ist immerhin die Mutter meines Sohnes.«
    Seine Schwester blickte schuldbewusst zu Boden. »Jaja, ich weiß. Tut mir leid, ich kann sie nun mal nicht leiden. Jetzt sag aber, wo ist der Kleine?« Diese Frage erübrigte sich, denn in diesem Moment kam Liam, der die Stimme seiner heißgeliebten Tante vernommen hatte, in den Flur gelaufen. Erin breitete die Arme aus, und der Bursche stürzte sich laut jubilierend hinein. Die junge Frau stemmte ihren Neffen in die Höhe, warf ihn in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. Ein Spiel, das Liam liebte, und von dem er gar nicht genug bekommen konnte. Doch schließlich stellte Erin ihn zurück auf den Boden. Der Kleine nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her ins Büro. »Erin, komm, wir gucken, ob Mami endlich da ist.« Der Kurze führte sie direkt an das Fenster, wo er stolz auf den Stuhl kletterte und hinaus zeigte. »Wir müssen aufpassen«, verkündete er stolz.
    »Nee, bestimmt nicht«, knurrte seine Tante, die offensichtlich hoffte, dass ihre Schwägerin nicht so bald eintreffen würde, jedenfalls nicht vor Weihnachten. Weihnachten des Jahres 2037. Erin nahm Liam wieder auf den Arm, griff hinter ihn und öffnete angewidert das Fenster. »Herrje, hier drinnen ist ein Mief wie in einem arabischen Männerpuff. Daddy tut ein bisschen frische Luft sicherlich gut, und wir zwei gehen jetzt in die Küche und backen Kekse, ja?« Der Kleine gluckste und klatschte hocherfreut in die Hände.
    James blickte den beiden kopfschüttelnd nach.
    Sie ist

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