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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einiges, was er gesagt hatte, stimmte. Er hatte kein Zuhause
mehr, und Max war ein hilfloser Pflegefall.
    »Du hast alles, was du willst«, erwiderte er verzagt. »Und ich
bitte dich nur um ein paar Wochen.«
    »Du meinst, mehr Zeit bleibt dem Alten nicht?« Sam seufzte und
kippte den Rest seines Brandys hinunter. »Schade. Ich hoffe nämlich
wirklich, daß er noch lange, sehr, sehr lange ohne einen Funken
Verstand dahinvegetiert, daß sein Körper allmählich verschrumpelt und
dieser Anblick seiner Familie, die dabei zuschauen muß, das Herz
zerreißt.«
    Plötzlich erschien das strahlende Politikerlächeln auf seinem
Gesicht. »Ich weiß alles über Alzheimer. Mehr als du denkst. Durch Max
bin ich nämlich auf die Idee gekommen, mich im Zuge meines Wahlkampfes
mitleidig und verständnisvoll der Menschen anzunehmen, die einen
Angehörigen betreuen, der nicht mehr Verstand hat wie eine Rübe. Ah!«
Er lachte über das plötzliche Aufblitzen in Lukes Augen. »Empört dich
das, ja? Nun, ich will dir etwas sagen, Callahan. Ich schere mich einen
Dreck um Maximilian Nouvelle oder irgendeinen anderen Halbidioten, dem
es wie ihm geht. Rüben wählen schließlich nicht. Aber keine Sorge, wenn
ich erst mal gewählt bin, werden wir weitermachen mit … dieser
Illusion«, zwinkerte er übermütig. »Wir werden weiterhin
Forschungsprojekte und staatliche Unterstützung versprechen und sogar
einiges davon halten. Denn ich weiß, was eine langfristige Planung wert
ist.«
    Er lehnte sich zurück und genoß es, so unverblümt von seinen
Absichten erzählen zu können. Luke war der einzige Mensch, bei dem er
sich das leisten durfte, denn er war gleichzeitig der einzige, der ihm
nicht schaden konnte. »Der Sitz im Senat ist nur der nächste
Schritt – der nächste Schritt in Richtung Weißes Haus. In zehn
Jahren habe ich alles erreicht. Wenn ich erst einmal an der Macht bin,
wird sich einiges ändern. Dann ist Schluß mit diesem Mitleidsgedusel.
Wer nicht lebensfähig ist, soll möglichst schnell krepieren, und all
diese Bürgerinitiativen und diese Jammerlappen, die sich für die Rechte
von Minderheiten einsetzen, können jaulen, bis sie schwarz werden. Im
nächsten Jahrhundert werden die Amerikaner merken, daß sie einen Führer
haben, der weiß, was absolute Macht ist und wie man sie richtig
einsetzt. Einen Führer, der ein paar kleine Verluste bei der
Durchsetzung seiner Ziele gerne in Kauf nimmt.«
    Er hatte sich in Eifer geredet und klang wie ein ekstatischer
Prediger. Luke betrachtete ihn schweigend. Früher oder später schnappt
er wirklich über, dachte er. Und Gott helfe uns, wenn er dann
tatsächlich irgendwelche Knöpfe drücken kann. Sam nahm zufrieden einen
Zug an seiner Zigarette. »Aber ich denke, an Politik oder dem Schicksal
einer Nation bist du nicht besonders interessiert. Deine Interessen
sind eher persönlicher Natur.«
    »Ich habe im Lauf der letzten Jahre etwas Geld gemacht«, sagte
Luke kleinlaut. »Für ein paar Wochen mit Max und den Nouvelles geb ich
dir, was du willst.«
    »Geld?« Sam warf den Kopf zurück und lachte. »Sehe ich aus wie
jemand, der Geld braucht? Hast du eine Ahnung, wieviel ich jeden Monat
an Wahlkampfspenden eintreibe? Und obendrein verfüge ich noch über das
hübsche Vermögen meiner nicht minder hübschen Frau.«
    »Aber wenn du noch mehr hättest, könntest du vielleicht
verstärkt Werbespots im Fernsehen senden lassen oder was sonst nötig
ist, um sicherzustellen, daß die Wahlen für dich wunschgemäß verlaufen.«
    »Keine Sorge, es läuft alles nach Plan«, fauchte Sam. »Willst
du die Zahlen sehen? Die Leute in diesem Staat wollen mich, Callahan.
Sie wollen Sam Wyatt. Curtis Gunner würden sie nicht mal mehr als
Hundefänger wählen, wenn ich erst mit ihm fertig bin. Ich gewinne.« Er
schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich habe schon so gut wie gewonnen.«
    »Eine Million Dollar«, platzte Luke heraus. »Eine Million
Dollar könntest du doch sicher trotzdem gebrauchen. Ich will als
Gegenleistung nur ein bißchen Zeit. Dann verschwinde ich wieder. Denn
selbst wenn ich bleiben wollte, ich brauchte es gar nicht erst zu
versuchen.« Er senkte niedergeschlagen den Kopf. »Roxanne würde es nie
zulassen. Das hat sie mir klar zu verstehen gegeben.«
    »Ach ja?« Sam trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch
und bemühte sich, wieder ruhig zu werden. Er wußte, daß es wichtig war,
die Ruhe zu bewahren. Und ebenso wichtig war es, Vorteile, welcher Art
auch immer, die sich

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