Die Tochter des Magiers
ruhigen Essen um Mitternacht, bei dem wir unsere
alte Bekanntschaft erneuern können.«
»Nein. Mag sein, daß es ein Schlag für dein Ego ist, Sam, aber
ich habe weder an deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart noch an deiner
Zukunft ein Interesse.«
»Dann werden wir über vergnüglichere Dinge reden.« Er
flüsterte ihr einen Vorschlag ins Ohr, der so unverfroren war, daß
Roxanne schwankte, ob sie zusammenzucken oder laut lachen sollte. Doch
noch ehe sie reagieren konnte, packte jemand ihren Arm und riß sie
zurück.
»Laß deine Finger von ihr.« Mit wütendem Gesicht drängte sich
Luke zwischen Roxanne und Sam. »Rühr sie nie wieder an.«
»Ach, offenbar habe ich da jemandem auf die Zehen getreten«,
lächelte Sam, der sich nicht im mindesten aus der Ruhe bringen ließ. Er
hatte also doch recht gehabt. Nicht alle Funken, die er auf der Bühne
zwischen den beiden hatte sprühen sehen, waren das Ergebnis der
Spezialeffekte gewesen.
»Luke!« Roxanne sah, daß etliche Köpfe sich zu ihnen umwandten
und hängte sich rasch bei ihm ein. »Ein Empfang im Weißen Haus ist
nicht der richtige Ort, um eine Szene zu machen.«
»Ich sehe, du bist nicht nur schön, sondern auch vernünftig.«
Sam nickte ihr zu, aber er behielt Luke im Auge. Er spürte nach wie vor
nur Eifersucht und Haß. »Ich würde auf die Dame hören, Callahan.
Immerhin sind wir hier auf meinem Territorium, nicht auf deinem.«
»Weißt du eigentlich, wie viele Knochen du in deiner Hand
hast?« fragte Luke mit mordlustig funkelnden Augen. »Wenn du sie noch
mal anrührst, wirst du es wissen. Weil ich dir dann nämlich jeden
einzelnen breche.«
»Hör auf. Ich bin kein Beutestück, um das ihr beiden euch
streiten könnt.« Erleichtert sah sie ihren Vater und Lily herankommen.
»Schluß jetzt, ja? Daddy!« Mit scheinbarer Freude wandte sie sich an
Max. »Stell dir vor, wer hier ist. Sam Wyatt!«
»Max.« Sam begrüßt ihn formvollendet und küßte Lily die Hand.
»Lily, du bist schöner als je zuvor.«
»Du wirst nie erraten, was Sam hier in Washington treibt«,
fuhr Roxanne fort, als hätte sie einen lieben alten Freund wieder
getroffen.
Max war kein nachtragender Mensch, aber auch niemand, der zu
überschwenglichen Reaktionen neigte. »Du hast dich also auf die Politik
verlegt?«
»Jawohl. Man könnte sagen, das verdanke ich dir.«
»Wirklich?«
»Du hast mir den Umgang mit Publikum beigebracht.« Er grinste,
als wolle er auf einem politischen Werbeplakat Erfolg und jugendliche
Energie verkörpern. »Senator Bushfield.« Sam winkte einen gepflegten
Mann mit Halbglatze und müden braunen Augen heran. »Ich glaube, Sie
haben die Nouvelles bereits kennengelernt.«
»Ja, ja.« Trotz seiner ersichtlichen Erschöpfung klang seine
Stimme voll und herzlich. »Fabelhafte Show, wie ich Ihnen schon sagte,
Nouvelle.«
»Ich habe sie bisher nicht erwähnt, Senator, weil ich meine
alten Freunde überraschen wollte. Ich habe nämlich einmal mehrere
Monate als Zauberlehrling bei unserem verehrten Meister verbracht.«
»Was Sie nicht sagen?« Bushfield horchte interessiert auf.
»O ja.« Sam lächelte und plapperte etwas von einem verwirrten,
desillusionierten jungen Burschen, der von einem großzügigen Mann und
seiner Familie aufgenommen worden war und so auf den rechten Weg
gefunden hatte. »Leider«, schloß er, »war ich nicht besonders für die
Bühne geeignet. Aber als ich die Nouvelles verließ, hatte ich neuen
Lebensmut und war fest entschlossen, etwas aus mir zu machen. Ohne sie
wäre ich nicht dort, wo ich heute bin.«
»Das kann ich mir denken.« Bushfield klopfte Sam väterlich auf
die Schulter. »Dieser Junge wird es zu was bringen. Die nötigen
Fähigkeiten hat er zweifellos.« Er zwinkerte Max zu. »Er mag vielleicht
beim Hokuspokus nicht sehr gut gewesen sein, aber die Wähler kann er
mit seinem Charme wahrhaftig um die Finger wickeln.«
»An Charme hat es Sam noch nie gefehlt«, erwiderte Max. »Eher
an einem bestimmten Ziel.«
»Das ist mittlerweile anders.« Er blickte zu Luke. »Ich weiß
genau, was ich will.«
»Dieser schleimige Dreckskerl hat dich
überall betatscht.«
Roxanne seufzte. Es war kaum zu glauben, daß Luke schon wieder
mit dieser alten Leier anfing. Dabei war sie ihm absichtlich fast
vierundzwanzig Stunden lang aus dem Weg gegangen. »Wir haben bloß
getanzt, du Dummkopf.«
»Er hat dir den Hals besabbert.«
»Wenigstens hat er mich nicht gebissen«, erwiderte sie und
lehnte sich zurück. Mouse, der schweigend
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