Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
am Steuer saß, fuhr langsam
die Gegend rund um Mirandas Haus ab. »Hör auf, an das Schwein zu
denken, Callahan, und denk lieber an unseren Job.«
    »Ich möchte bloß mal wissen, was er vorhat«, brummte Luke.
»Wirklich Pech, daß wir ihm über den Weg laufen mußten.«
    »Ob etwas Pech oder Glück ist, mein Junge«, bemerkte Max vom
Vordersitz, »entscheidet sich nur dadurch, was wir damit anfangen.« Max
streifte sein Jackett und die falsche Hemdbrust ab, unter der ein
dünner schwarzer Pullover zum Vorschein kam.
    Auf dem Rücksitz nahmen Luke und Roxanne ähnliche
Verwandlungen vor. »Bleib jedenfalls von ihm weg.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Kinder.« Max schüttelte den Kopf. »Wenn ihr euch nicht
benehmen könnt, nimmt Daddy euch nicht mit auf die Schatzsuche.
Fünfunddreißig Minuten«, sagte er zu Mouse. »Nicht mehr, nicht weniger.«
    »In Ordnung, Max.« Mouse parkte am Bürgersteig und drehte sich
um. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. »Hals- und Beinbruch,
Roxy.«
    »Danke, Mouse.« Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen, ehe sie
aus dem Wagen stieg.
    Es war eine ruhige, warme Nacht. Das Licht des sichelförmigen
Mondes wurde immer wieder von Nebelschwaden verdeckt. Es roch nach
Rosen und Jasmin, nach frischgemähtem Gras und harzigem Mulch.
    Sie huschten über den Rasen, an Azaleen und blühenden
Sommerblumen vorbei. Irgend etwas strich in der Dunkelheit an ihnen
vorüber. Roxanne erschrak und stieß mit Luke zusammen. Ihr Herz
hämmerte.
    Aber es war nur eine Katze, auf der Suche nach einer Maus oder
einem liebeshungrigen Kater.
    »Nervös, Rox?« Luke Zähne blitzten in der Dunkelheit.
    »Nein.« Ärgerlich eilte sie weiter.
    »Es gibt hier in der Nähe Wald«, flüsterte er. »Aber ich
glaube, mit Wölfen brauchen wir nicht zu rechnen. Ein paar wilde Hunde
vielleicht.«
    »Halt die Klappe, ja?« Trotzdem blickte sie sich unbehaglich
um, ob irgendwo tückische gelbe Augen leuchteten.
    Wie geplant trennten sie sich an der östlichen Ecke des
Hauses. Luke verschwand, um die Telefonleitungen durchzuschneiden, und
Max machte sich daran, das Alarmsystem lahmzulegen.
    »Man braucht dazu eine ruhige Hand«, belehrte er seine
Tochter. »Man darf sich weder beeilen noch allzu unbekümmert vorgehen.
Übung macht den Meister, das gilt für jede Profession. Ein Künstler
kann nie genug üben. Selbst die größte Ballerina trainiert ihr ganzes
Berufsleben lang unermüdlich.«
    Roxanne hielt die Lampe und beobachtete genau jeden seiner
Handgriffe.
    »Diese Anlage ist auf einen bestimmten Code programmiert. Mit
etwas Geschick ist es möglich, sie von hier draußen zu blockieren.«
    »Woher weißt du, wann du es geschafft hast?«
    Er lächelte und vergaß den bohrenden Schmerz in seinen
verkrampften Fingern. »Eine Sache der Intuition und Erfahrung. Und
außerdem geht dann dieses kleine Licht da oben aus. Na bitte«,
flüsterte er, als der rote Punkt erlosch.
    »Sechs Minuten vorbei.« Luke erschien hinter ihnen.
    »Wir werden das Glas nicht zerschneiden«, erklärte Max,
während sie zur rückwärtigen Terrassentür eilten. »Es ist verdrahtet,
siehst du? Selbst bei abgeschaltetem Alarm ist das eine verzwickte
Angelegenheit – und sehr viel zeitraubender, als das Schloß zu
knacken.«
    Er nahm seinen Satz Dietriche heraus, ein Geschenk, das er vor
über dreißig Jahren von LeClerc erhalten hatte, und reichte ihn beinah
feierlich an Roxanne weiter. »Versuche dein Glück, Liebes.«
    »Herrje, Max, sie wird ewig dazu brauchen.«
    Roxanne warf Luke einen finsteren Blick zu, ehe sie sich an
die Arbeit machte. Doch nicht einmal er konnte ihr diesen Moment
verderben. Geduldig und so geschickt wie ein Chirurg ging sie mit
geschlossenen Augen konzentriert zu Werk, wobei sie das Ohr dicht an
die Tür hielt.
    Im Geiste sah sie genau den Mechanismus des Schlosses vor sich.
    Ein Lächeln überzog ihr Gesicht, als sie das leise Klicken
hörte. Jawohl!
    »Das ist die reinste Musik«, flüsterte sie, und Max traten vor
Stolz Tränen in die Augen.
    »Zwei Minuten, achtunddreißig Sekunden.« Er blickte zu Luke.
»Genausogut, glaube ich, wie du damals.«
    Anfängerglück, dachte Luke, aber er behielt seine Meinung für
sich. Nacheinander schlüpften sie durch die Tür und trennten sich
wieder.
    Lukes Grundriß des Hauses war so exakt gewesen, daß sie darauf
verzichtet hatten, sich die Baupläne zu beschaffen. Roxannes Aufgabe
waren die Gemälde. Sie schnitt sie sorgfältig aus ihren Rahmen und
verstaute die Corots,

Weitere Kostenlose Bücher