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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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siegten, wir siegten.«
    »Wir …?« Lenk betrachtete den Dämon misstrauisch. »Damit meinst du dich und …«, er deutete auf die geflügelten Parasiten in den Zweigen des Baumes, »die da? Oder«, er brachte die Frage kaum über die Lippen, »gibt es noch mehr von deiner Sorte?«
    »Mehr, ja«, antwortete die Kreatur. »Unser Leiden ist ungeheuerlich, aber wir ertragen diese Pflicht freudig. Die Abgründige Mutter verlangt von uns, um euretwillen zu leiden und die Stimmen zu ersticken.«
    Plötzlich riss sie die Augen weit auf und erhob sich blitzschnell. Bei ihrem Schrei hüpften die Omen aufgeregt durch die Blätter und klapperten alarmiert mit den Zähnen. Lenk sprang zurück und hob das Schwert, bereit, die Haut der Kreatur mit weiteren Verzierungen zu schmücken. Aber das Abysmyth stürzte sich weder auf ihn, noch blickte es den jungen Mann überhaupt an.
    Es schwankte gefährlich, bevor es erneut gegen den Fuß des Baumes sank und voller Ehrerbietung in den Himmel blickte. Lenk hatte solche Blicke schon gesehen, und zwar bei Asper.
    »Das ist es!«, gurgelte das Abysmyth aufgeregt. »Es ist alles vollkommen klar. Der Wind mag ersterben, das Meer verstummen, aber Sterbliche … Sterbliche sind niemals still. Deshalb könnt ihr Sie nicht hören, und deshalb kann Sie euch nicht erreichen.«
    Als es den Blick auf Lenk richtete, war sämtliche Ehrerbietung wie weggewischt, und der Ausdruck seiner Augen war erneut tot, leer und hohl, genau wie seine Stimme.
    »Gräme dich nicht, verirrtes Kind«, tönte es. »Ich bin Ihr Wille, Ihr Wächter.« Langsam glitt seine mit Schwimmhäuten versehene Klaue an seine Seite, und ein leises Stöhnen ertönte. »Ich kann die Stimmen zum Schweigen bringen.«
    »Bringe sie zum Schweigen«, flüsterten die Omen. »Bringe sie zum Schweigen, bringe sie zum Schweigen.«
    Als das Abysmyth die Klaue hob, sah Lenk den Klippenaffen.
    Auf der Gischtbraut hatte er Furcht einflößend gewirkt; jeder Zentimeter seiner tätowierten Haut hatte vor Wildheit vibriert. Als er jetzt kopfüber in den Klauen des Abysmyth baumelte, war er nur ein Köder, der an einem großen Haken zappelte, wenn auch nur sehr schwach. Die Spuren der Klauen, die seine Haut zerfetzt hatten, glitzerten rubinrot im Schatten, seine Augäpfel schimmerten so weiß wie seine Zähne gelb, als er zitternd flehte.
    »Hilf mir!«, kreischte der Pirat. »Bitte!« Sein Blick zuckte zwischen dem Dämon und dem jungen Mann hin und her. »Ich habe nichts getan! Das habe ich nicht verdient!«
    »Ah, das kannst du also hören!« Das Abysmyth überlagerte die Schreie des Mannes mit einem vielstimmigen Schwall. »Welchen Sinn hat es, so viel Krach zu veranstalten? Wer kann neben einem so ohrenbetäubenden Chor etwas hören? Das lenkt nur ab.«
    Die andere Klaue der Kreatur hob sich wie ein großer schwarzer Ast.
    »Die Heilung naht.«
    »Heile es!«, kreischten die Omen aufgeregt. »Heile es! Heile es! Heile es!«
    Es ging so schnell, dass Lenk sich nicht einmal abwenden konnte. Innerhalb eines Augenblicks hatte der Dämon einen Arm des Klippenaffen in seine große Klaue genommen und ihn mit einem kurzen, nassen Ploppen ausgerissen.
    »HILF MIR!«, brüllte der Mann. »ZAMANTHRAS! DAEON! IHR GÖTTER, HELFT MIR!« Tränen rannen in Strömen über sein Gesicht und vermischten sich im Sand mit großen roten Tropfen. »BITTE!«
    »Und zu welchem Behuf, mein Sohn?« Das Abysmyth schüttelte seinen großen Kopf. »Warum machst du so viel Lärm, rufst Götter an, die weder deinen Namen noch dein Leiden kennen? Wo ist die erflehte Gnade des Himmels? Wo ist das Ende des Leidens?«
    Nach einem Zucken seiner krallenbewehrten Klaue flog der Arm in den Sand. Die Omen klapperten zustimmend mit den Zähnen und nickten, während sie ihre starren Blicke keine Sekunde von Lenk abwandten.
    »Wo ist es?«, fragten sie einstimmig. »Wo ist das Ende? Wo sind die Götter? Wo ist das Erbarmen?«
    »Seemutter«, begann der Mann betend zu blubbern, »gütige Mutter, großzügige Spenderin, barmherzige Beobachterin, wasche meine Sünden von dem Sand, bringe mich …«
    »NEIN!«
    Das Heulen des Abysmyth gellte über das Meer, über den Himmel. Die Omen zuckten zurück und flatterten von den Zweigen auf, um sich nach einem Moment wieder darauf niederzulassen. Die schwarze Klaue des Dämons zitterte, als er auf den Piraten deutete.
    »Keine Blasphemien!«, stieß er hervor. »Keine Ablenkungen!« Er schüttelte den großen Kopf. »Es gibt hier nur eine Mutter,

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