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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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schon auf dem besten Weg dazu. Erst gestern hatte er Siggo um eine Gehaltserhöhung gebeten. Zähneknirschend hatte dieser ihm künftig eine Mark pro Woche versprochen. Fünfzig Pfennig musste Oliver weiterhin dem Trödler für den Ofen zahlen, die restlichen fünfzig Pfennig würde er nach und nach Paul, Harry und Olaf geben, damit jeder die eine Mark bekam, die er ihnen versprochen hatte. Oliver war ein Junge, der zu seinem Wort stand.
    Die Stimme des Arztes riss ihn aus seinen Überlegungen. »Komm mal her zu mir.« Noch immer voller Abwehr, machte Oliver zwei Schritte auf ihn zu und ließ sich abtasten.
    Â»Nun«, sagte Dr. Hausmann sodann, »mir scheint auch, dass du recht gut beieinander bist. Musst du noch sehr viel husten?«
    Â»Ãœberhaupt nicht«, behauptete Oliver und holte ganz tief Luft, um es zu beweisen. Rasch hatte Dr. Hausmann ein hölzernes Stethoskop zur Hand, hob das Hemd des Jungen hoch und horchte ihn sorgfältig ab. Anschließend nickte er zufrieden. »Deine Pflegemutter hat sich offenbar zu große Sorgen gemacht.«
    Â»Genau. Und nun können Sie wieder gehen.«
    Es war offensichtlich für Greta, dass Oliver den Doktorvon Leni fernhalten wollte. Wahrscheinlich fürchtete der Junge, Leni könnte in irgendeiner Form verletzt werden. Greta hielt den Atem an, als Leni plötzlich in die Richtung des Arztes sagte: »Sie riechen aber komisch.«
    Â»Das ist Karbolseife, mein Kleines. Damit wasche ich mir die Hände, bevor ich die Menschen untersuche. Und du hast eine ganz besonders feine Nase, stimmt’s?«
    Leni nickte. »Ja. Und eines Tages mache ich Parf … Parfum.«
    Währenddessen war Dr. Hausmann aufgestanden und näherte sich nun dem Sessel. Greta wusste nicht, ob sie sich wie Oliver wünschen sollte, der Arzt möge wieder gehen. Oder ob er Leni untersuchen sollte, um …
    Um was?, fragte sie sich bitter. Mein Kind ist blind. Daran kann auch ein Dr. Hausmann nichts ändern.
    Nun kniete sich der Arzt vor den Sessel, ähnlich, wie Siggo es zuvor getan hatte.
    Leni schien die große Güte zu spüren, die von ihm ausging, denn sie beugte sich auf Gerlindes Schoß vertrauensvoll vor.
    Â»Du kannst Leute gesund machen?«
    Â»Ich gebe zumindest mein Bestes.«
    Â»Oh, kannst du dann auch meinen Vati gesund machen? Damit er nicht mehr so viel trinken muss? Weißt du, er schreit dann immer so schrecklich, und …« Sie brach ab, aber alle Anwesenden wussten, was sie noch hätte sagen wollen. Selbst Dr. Hausmann schien es zu ahnen.
    Â»Nun«, antwortete er langsam, »ich werde mir deinen Vati gern einmal anschauen. Doch erlaubst du mir, zuerst dich zu untersuchen?«
    Â»Mich?«, kam es erstaunt zurück. »Aber ich bin dochgar nicht krank. Mir tut gar nichts weh, und ich bin auch ganz satt. Kalt ist mir auch nicht mehr.«
    Â»Fein«, sagte der Arzt, während er aus seiner Tasche eine Lupe zog, die er offenbar zuvor schon aus seinem Arztkoffer geholt hatte. Mit einem Wink bat er Siggo, die Petroleumlampe weit aufzudrehen und nah an Lenis Gesicht zu halten.
    Â»Das ist aber sehr warm«, flüsterte die Kleine.
    Â»Wenn es zu heiß wird, sagst du es, ja?«
    Sanft fasste der Arzt unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht hoch. Dann schaute er lange durch die Lupe. Erst in Lenis linkes, dann in ihr rechtes Auge.
    Angstvoll verschränkte Greta die Finger ineinander. Die Untersuchung dauerte eine Ewigkeit. Sie tauschte einen Blick mit Oliver. Im Gesicht des Jungen loderte ebenfalls die Furcht auf.
    Endlich erhob sich Dr. Hausmann. »Das hast du sehr gut gemacht.«
    Â»Ich hab doch nur stillgehalten«, kam prompt die Antwort. »Darf ich jetzt mit zu Gerlinde gehen? Ich möchte so gern die Pferde riechen.«
    Â»Gewiss.« Dr. Hausmann nickte Gerlinde zu.
    Die erhob sich daraufhin und behielt Leni auf dem Arm. »Komm«, sagte sie zu Siggo. »Und du, Oliver, gehst auch mit.«
    Â»Aber ich …«
    Â»Keine Widerrede. Siggo braucht dich im Stall.«
    Greta schaute überrascht von Gerlinde zu Dr. Hausmann. Die beiden hatten sich stumm darauf verständigt, dass Greta mit dem Arzt allein bleiben sollte.
    Ihre Angst erhielt neue Nahrung, und sie blickte hilflosder kleinen Gruppe nach, als diese nun die Wohnung verließ.
    Â»Setzen Sie sich«, sagte Dr. Hausmann sanft. Greta ließ sich in den Sessel sinken. Für einen Moment

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