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Die Tote im See

Die Tote im See

Titel: Die Tote im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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falls es nötig wird. Es ist sicher nicht Ihre Schuld, daß die Chancen, einen Skandal zu vermeiden, ziemlich klein geworden
    sind. Es geht jetzt bei meiner Frau um Kopf und Kragen. Ich glaube
    nicht, daß sie Lavery erschossen hat. Ich habe keinerlei Veranlassung, das zu glauben. Nicht die geringste Veranlassung. Das sagt mir einfach mein Gefühl. Sogar dann, wenn sie letzte Nacht bei ihm
    war. Und sogar, wenn das ihr Revolver ist. Das alles beweist nicht,
    daß sie ihn getötet hat. Wahrscheinlich war sie mit ihrem Revolver
    ebenso sorglos wie mit anderen Sachen. Jeder konnte sich ihren Re‐
    volver aneignen.«
    »Die Polizei dort unten wird sich kaum ein Bein ausreißen, um das
    zu beweisen«, sagte ich. »Wenn der Kerl, den ich getroffen habe, ein
    typischer Vertreter war, greifen die sich einfach den ersten besten und lassen ihre Gummiknüppel sausen. Und sie ist bestimmt die erste beste, auf die sie stoßen, wenn sie sich nur ein wenig umsehen.«
    Er preßte seine Handflächen zusammen. Sein Elend wirkte leicht
    theatralisch, wie das bei echtem Elend oft der Fall ist.
    »In einem Punkt stimme ich mit Ihnen überein«, sagte ich. »Die Indizien dort sind auf den ersten Blick fast zu schön, um wahr zu sein. Sie hat ausgerechnet die Kleider dort gelassen, deren Spur sich
    zurückverfolgen läßt. Und sie hat den Revolver auf der Treppe lie‐
    gen lassen. Dümmer ging’s schon gar nicht.«
    »Ein schwacher Trost«, sagte Kingsley bedrückt.
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    »Und in Wahrheit bedeutet das ja auch gar nichts«, sagte ich.
    »Denn wir betrachten das Ganze mit kühler Überlegung. Aber Men‐
    schen, die aus Haß oder Leidenschaft morden, morden einfach und
    hauen dann ab. Sie ist eine leichtsinnige, unüberlegte Frau, jedenfalls nach allem, was ich von ihr gehört habe. Nichts in Laverys Haus deutet auf einen durchdachten Plan hin. Alles sieht völlig planlos aus. Aber selbst wenn die Polizei keinen Hinweis auf sie findet, wird sie mit Lavery in Verbindung gebracht werden. Sie werden nach seiner Vergangenheit, seinen Freunden und Frauen
    suchen. Zwangsläufig müssen sie dabei auf ihren Namen stoßen.
    Und wenn sie dann feststellen, daß sie seit einem Monat ver‐
    schwunden ist, müssen sie hellhörig werden – ich sehe sie sich schon vor Freude ihre Pfoten reiben. Und natürlich müssen sie dann
    auf den Revolver stoßen, und wenn es ihr Revolver ist…«
    Seine Hand tauchte nach dem Revolver in den Sessel.
    »Nein«, sagte ich. »Der Revolver kommt zurück. Vielleicht bin ich
    ein äußerst smarter Kerl und von Ihnen persönlich noch dazu äu‐
    ßerst angetan, aber ich kann nicht riskieren, ein so entscheidendes Beweisstück, mit dem immerhin ein Mensch ermordet wurde, zu
    unterdrücken. Wenn ich was für Sie tun kann, dann immer unter der Voraussetzung, daß Ihre Frau zwar stark verdächtig ist, daß dieser Verdacht aber nicht berechtigt sein muß.«
    Er seufzte und streckte mir den Revolver mit seiner großen Hand
    entgegen. Ich nahm ihn und steckte ihn ein. Dann zog ich ihn wie‐
    der aus der Tasche und sagte: »Geben Sie mir Ihr Taschentuch. Ich
    möchte meins nicht nehmen. Falls ich durchsucht werde.«
    Er gab mir ein weißes Leinentaschentuch, und ich wischte den Re‐
    volver sorgfältig von vorn bis hinten ab und ließ ihn dann wieder in
    die Tasche gleiten. Ich gab ihm das Taschentuch zurück.
    »Meine Fingerabdrücke schaden nichts«, sagte ich. »Aber Ihre hät‐
    te ich nicht gern drauf. Ich kann jetzt nur folgendes machen: zu-rückgehen, den Revolver wieder hinlegen und die Polizei rufen.
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    Und dann sehen, wie’s läuft, und es laufen lassen. Meine Geschichte
    wird dabei rauskommen. Warum ich in seinem Haus war und was
    ich dort zu suchen hatte. Schlimmstenfalls findet man sie und hängt
    ihr den Mord an. Bestenfalls findet man sie schneller als mich, so daß ich genug Zeit habe, um zu beweisen, daß sie’s nicht war. Das
    heißt im Endeffekt, ich muß beweisen, daß es jemand andrer war.
    Sind Sie bereit mitzuspielen?«
    Er nickte langsam. Er sagte: »Ja – und es bleibt bei den fünfhundert Dollar. Wenn Sie beweisen, daß sie ihn nicht umgebracht hat.«
    »Ich glaube kaum, daß ich mir das Geld verdienen kann«, sagte ich. »Und es ist besser, ich sage Ihnen das jetzt schon. Wie gut war
    Miss Fromsett mit Lavery bekannt? Außerhalb der Bürostunden?«
    Sein Gesicht verzog sich, als hätte er einen Muskelkater. Er ballte
    die Fäuste auf den Schenkeln. Und er sagte keinen Ton.
    »Sie sah ein

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