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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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ziemlich karg.
    Hier hatte er auf dem Boden seine ersten Gymnastikübungen gemacht, damals, als er noch hoffte, keinen Bandscheibenvorfall zu haben.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Silvia.
    »Gern.«
    Silvia Pütz nickte, verschwand.
    Zbigniew saß einen Moment lang allein im Büro und starrte auf das Kölner Dächergebirge neben ihm. Dann klopfte es an der Tür.
    Dr. Lachmann trat ein, mit zwei Aktenordnern unter dem Arm. Der Staatsanwalt trug einen kobaltblauen Anzug aus einem seltsam glänzenden Stoff. Eine grellbunte Krawatte in Rot- und Gelbtönen baumelte wild um seinen Hals. Turnschuhe rundeten seine Erscheinung ab.
    »Sie sind ja schon wieder da«, grunzte er und knallte die Akten auf den Tisch. »Und kaum da, schon kommen Sie wieder mit Sachen an, wo man sich fragt … Also, wo man sich fragt, was zum Teufel … «
    »Hallo, Herr Dr. Lachmann.«
    »Es ist alles so eine Ungeheuerlichkeit. Ich sage Ihnen, wenn wir die kriegen, die werden wirklich nichts zu lachen haben. Gut, das ist Ihnen vermutlich zurzeit egal, Sie wollen nur Ihre Liebste wiedersehen, das kann ich verstehen. Aber ich werde … ich werde … «
    Lachmann formulierte nicht mehr, was er würde. Er sank nur in den Stuhl vor Zbigniews Schreibtisch, sah Zbigniew an, studierte sein Gesicht. Als ob er überprüfen wollte, dass mit ihm alles in Ordnung war. Zeitgleich wurde Zbigniew klar, dass Lachmann offenbar gar nichts von den neuesten Theoriebildungen in der Ermittlungskommission wusste. Er war in seinem Amt als Staatsanwalt nicht für das Präsidium zuständig, sondern ein Kollege von ihm.
    »Diese Bauarbeiten im Oberlandesgericht sind gerade die Hölle«, unterbrach Lachmann seine Gedanken.
    »Das tut mir leid.«
    Lachmann nahm Zbigniews Bedauern nickend zur Kenntnis, dann knallte er eine Hand auf den Tisch.
    »Also, Meier, warum zum Teufel wollen Sie diese uralten Akten aus diesem vermieften, verpieften Koblenz?«
    »Sie hätten Sie nicht persönlich bringen müssen«, grinste Zbigniew.
    »Ich musste ohnehin etwas mit dem Dienststellenleiter bekakeln. Außerdem wollte ich Sie mal wieder sehen. Kollege Aspendos sagte, Sie hätten ein paar Sachen recherchiert, die er nicht völlig unter den Tisch kehren kann. Er schwört auf Sie.«
    Welch’ Ehre, dachte Zbigniew.
    »Also, spucken Sie mal aus, was soll das mit dem alten Fall hier?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber … «
    Zbigniew überlegte, was er Lachmann erzählen sollte. Dann entschied er sich für die Wahrheit und berichtete von Samuels Auftrag. Von der Spur Eva Weissbergs.
    Lachmann ließ ihn ausreden, was eigentlich nicht seine Stärke war. Er zupfte während Zbigniews Bericht nervös bis ungeduldig an seiner schrecklichen Krawatte, sodass Zbigniew ein paarmal Angst um Lachmanns Kehle hatte. Am Ende nickte er.
    »Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wenn das alles eine Bedeutung hat, was Sie sagen, wer denn eigentlich ein Interesse haben könnte, Lena zu entführen?«
    Zbigniew nickte.
    »Habe ich. Aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.«
    »Ich habe einen Freund beim FBI «, sagte Lachmann. Zbigniew runzelte die Stirn. »Jetzt gucken Sie nicht so blöd. Das ist auch bloß eine Behörde. Und ich sage Ihnen, die sind nicht unbedingt besser strukturiert als wir.«
    »Ja.«
    »Soll ich den mal anzapfen, ob die was über Eva oder Samuel Weissberg in ihren Akten haben?«
    »Das wäre wunderbar. Auch wenn ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass die amerikanische Bundespolizei … «
    Zbigniew stockte.
    »Was können Sie sich nicht vorstellen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Na gut. – Also denn, dann wünsche ich fröhliches Aktenstudium. Der Dienststellenleiter wollte nachher auch noch bei Ihnen vorbeikommen, nicht dass Sie sich erschrecken. Mit Ihnen besprechen, ob Sie nun wieder anfangen und wann und wie überhaupt. Und er wollte Ihnen bestimmt auch noch persönlich Mut zusprechen oder so was.«
    Lachmann stand auf. Zbigniew brachte ihn zur Tür.
    »Vielen Dank, dass Sie das so schnell besorgt haben«, sagte er.
    »Da nicht für. Und … alles Gute.«
    Mit diesen Worten umarmte Lachmann ihn, klopfte ihm dabei fest auf die Schultern. »Wir sind gedanklich alle bei Ihnen«, fügte er noch hinzu, sah ihm zum Abschied nickend in die Augen und verließ den Raum.
    Zbigniew, einen Moment lang wie gelähmt von Lachmanns Auftritt, trottete wieder zum Tisch zurück.
    Er musste an den Blick in den Spiegel denken, am Vorabend. Auch heute Morgen war er nicht dazu

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