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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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von dem Mann.«
    Lena überlegte.
    Zbigniew fragte sich, ob Zeynel eine Fangfrage gestellt hatte. Ein Test, um Lenas Glaubwürdigkeit zu überprüfen.
    »Nein, von da an habe ich bloß noch die dunkelhaarige Frau gesehen. Mit der Maske«, sagte Lena.
    »Mareike Streithoff«, nickte Zbigniew.
    Jerry Brzezínski war nach dem Bankraub in die USA zurückgeflogen, um nach Samuel zu schauen. War er auch derjenige gewesen, der Samuel Weissberg entführt hatte?
    Es musste schon am Vorabend ihres Fluges passiert sein, rechnete Zbigniew. Oder hatte Greg Johannsen, der NYPD -Polizist, es selbst durchgeführt?
    In den USA wurde Greg Johannsen von den dortigen Ermittlern vernommen. Es war zunächst nicht die Entführung von Samuel Weissberg oder der tödliche Schuss auf Jerry Brzezínski, der ihn in Untersuchungshaft gebracht hatte, sondern die Fälschung einer richterlichen Anordnung zur Abhörung eines Mobiltelefons – und den darauffolgenden illegalen Abhörvorgang. Zbigniew hatte die Daten nachgerechnet; die Abhörung wurde von Greg bereits am Tag nach der Vernissage in die Wege geleitet.
    Greg hatte weiterhin behauptet, dass er den Schuss auf Brzezínski aus Notwehr abgefeuert hatte. Dabei kam auch eine andere Information zutage, die Zbigniew erschaudern ließ – denn Greg war damals, 1985, Samuel Weissbergs Partner gewesen und hatte bei dem Überfall auf den kleinen 24-Stunden-Laden in SoHo den ersten Schuss abgefeuert. Es musste die Beziehung zwischen Greg und seinem Mentor jahrelang belastet haben.
    Vielleicht hatte Greg Brzezínski aus einem Impuls, aus der Gelegenheit heraus erschossen. Sie würden es nie erfahren.
    Auf jeden Fall war Delia mehr als nervös geworden, nachdem Lena und Samuel sich in eine Ecke seiner Wohnung gesetzt hatten, wo er ihr Details zur Suche nach Eva Weissberg gab. Delia hatte während der tagelangen Befragungen durch die Polizei irgendwann entnervt zugegeben, dass ihr Vater ihnen mit auf den Weg gegeben hatte, dass Samuel niemals nach Eva suchen dürfte. Wenn dies geschehe, würde ihre gesamte Existenz zusammenbrechen. Delia hatte offenbar ein paar Mal gefragt, warum dies so sei, aber niemals von ihrem Vater eine Antwort erhalten. Er hatte aber dafür gesorgt, dass sie diesen Zusammenhang verinnerlicht hatte.
    Die Entführung von Samuel hatten sie dennoch nicht zugegeben.
    Und dass Paul Streithoff damals zwei Menschen getötet hatte, davon wollten Delia und Tom nichts wissen. Vor allem Delia beteuerte immer wieder, dass sie vom Tod der Wetzells noch nie etwas gehört habe. Und dass ihr Vater immer wieder betont habe, Eva Weissberg sei im Krieg gestorben.
    Zbigniew wusste nicht, was die Wahrheit war. Eva Weissberg war das dunkle Geheimnis ihres Vaters, das er mit ins Grab genommen hatte.
    »Und dann war Zbigniew da«, schloss Lena ihren Bericht. Sie blickte ihn dabei nicht an, sie sagte es nicht in einem dankbaren Ton. Es war einfach eine nüchterne Feststellung. Lag in der Nüchternheit das Gefühl, dass Zbigniew viel eher auf ihre Spur hätte kommen müssen?
    Sie beendeten die Vernehmung für diesen Tag. Lena würde sicherlich in den nächsten Wochen noch weitere Gespräche mit der Ermittlungskommission führen, aber nun musste sie sich ausruhen.
    Zbigniew und Zeynel verließen das Krankenhaus, verabschiedeten sich im weißgetünchten Eingangsbereich bei der Auffahrt voneinander.
    Bei Zbigniews nächsten Besuch im Krankenhaus kam Edina mit; die beiden Mädchen fielen sich wortlos in die Arme. Doch auch in Gegenwart von Edina lächelte Lena nicht. Zbigniew ließ die beiden allein, wartete unten in der Krankenhaus-Cafeteria. Nach einer halben Stunde kam Edina zu ihm.
    »Sie ist nicht mehr so wie früher«, konstatierte sie, während sie sich auf einen der orangefarbenen Plastikstühle fallen ließ.
    »Das wird wieder«, sagte Zbigniew und wusste selbst nicht so recht, ob er daran glauben sollte.
    In den nächsten Tagen besuchte Zbigniew Lena mehrmals. Einmal begegnete er Edina zufällig wieder. Lena war körperlich fast schon wieder auf dem Damm, doch ihre Psyche machte ihm weiterhin Sorgen.
    Und dann kam der Tag, an dem Zeynel Zbigniew anrief.
    »Wie geht’s?«, fragte er in einem harmlosen Ton. Zbigniew wusste, dass etwas nicht stimmte.
    »Geht so«, sagte er wahrheitsgemäß. Er überlegte, ob er Zeynel die Frage zurückstellen sollte, entschied sich dann aber dafür, die Höflichkeiten fortzulassen. »Was ist los?«
    »Ich hab da was, das könnte dich vielleicht interessieren. Wenn du

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