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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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brauchte. Sein Geist ließ das aber nicht zu.
    Nicht jetzt.
    DieWeltumihnherumwarbinnenSekundeneinevölliganderegeworden.Bis11 : 14UhrwarallesinseinemLebeninOrdnunggewesen.Unddanach?ZbigniewwarnochnichtinderLagezubegreifen,was mit ihm passierte. Seine Emotionen blieben ausgeblendet.
    Die Frau, die er liebte, war entführt worden. Aber das war im Moment gleichgültig, es spielte überhaupt keine Rolle. Jetzt ging es nur darum, den Spuren nachzugehen, so schnell wie möglich, damit sie nicht verblassten.
    Und obwohl sie auf dem Weg zur wichtigsten Spur waren, die sie hatten, fühlte sich Zbigniew in dem Wagen untätig. Eingepfercht zwischen den Beamten, gezwungen, die Minuten verrinnen zu lassen, bis der Wagen wieder anhielt – das war schwer auszuhalten.
    Die südlichsten Kölner Stadtteile zogen vorbei, Porz-Wahn und Porz-Lind. Wie durch eine Milchglasscheibe blickte Zbigniew unfokussiert auf die vorbeifliegende Landschaft. Die Kollegen hatten das Martinshorn nicht eingeschaltet, fuhren aber mit blinkendem Blaulicht.
    Göllmanns Frage nach dem Motiv saß wie ein Stachel in seinem Hirn. Natürlich war es die Frage, die auch Zbigniew sich stellte – weit, weit hinter der anderen Frage, wie er Lena so schnell wie möglich wiedererhalten könnte.
    Wenn die Spuren endeten, blieb nur noch die Frage nach dem Motiv.
    Der Mann mit der Kufiya, ein Trugbild in Zbigniews Hirn, das keine Bedeutung hatte. Eine irrationale Angst, bestärkt durch die afghanische Herkunft der Fahrzeughalterin, die aber nichts mit der Entführung zu tun haben musste.
    Nein, das war bloß Paranoia.
    Viel schlimmer wog dieser andere Gedanke.
    Niemand, kein Mensch auf der Erde würde Lena wegen ihrer selbst entführen.
    War es eingebildet von Zbigniew, dies zu denken?
    Oder hatte sie an ominösen Demos teilgenommen und sich dabei die Afghanen zum Feind gemacht?
    Bestimmt nicht. Eher im Gegenteil.
    Ein Wesen wie Lena hatte keine natürlichen Feinde. Zumindest keine, die sie gewaltsam entführen würden.
    Nein.
    Ihre Beziehung zu Zbigniew machte sie zum Opfer.
    Zbigniew war von Anfang an von dem Gedanken ergriffen, dass es in irgendeiner Form um ihn gehen musste. Dass Lena nur das Opfer war, um Zbigniew büßen zu lassen.
    Ehemalige Täter, die seinetwegen einsitzen mussten.
    Oder gar sein letzter Fall, bei dem niemals ganz klar geworden war, ob sie alle Hintermänner geschnappt hatten.
    Der Wagen überquerte inzwischen den Rhein, fuhr schließlich von der Autobahn ab.
    Kufiya.
    Zbigniew hatte niemals Fälle mit Verbindungen zum Terrorismus bearbeitet. Dies war Kollegen im Präsidium vorbehalten, wenn nicht gar dem Bundeskriminalamt und dem Staatsschutz. Das waren ganz andere Nummern.
    Sie bogen in eine Wohnsiedlung ein. Gesichtslose, vielleicht zehnstöckige Betonblöcke. Zbigniew fuhr durch den Kopf, dass die Wohnsiedlungen der 9/11-Terroristen in Deutschland ähnlich ausgesehen hatten.
    Stammte nicht sogar einer der Mittäter aus Bonn?
    Der Wagen hielt in der Nähe eines Supermarkts inmitten des Wohngebiets, ein trauriger Flachdachbau, der andernorts schon längst abgerissen worden wäre. Hier war der Sammelpunkt für alle Fahrzeuge. Zbigniew sah einen Rettungswagen, zwei Polizeibusse und ein Spezialfahrzeug des Erkennungsdienstes am Straßenrand geparkt.
    Die Einsatzleitstelle nahm die Bedrohung ernst. Ein terroristischer Akt wurde nicht ausgeschlossen.
    Rund um die Busse standen ein Dutzend Beamte mit Schutzwesten und Maschinengewehren. Zbigniew selbst hatte mehrmals mit der Heckler & Koch MP 5 trainiert und war überrascht gewesen, wie elegant sie in der Hand lag. Wie Butter ließ sich damit schießen, ohne Rückschlag, ohne Kraftaufwand. Es war eine gespenstische Waffe.
    Der SEK -Einsatzleiter, ein vielleicht 35-jähriger Beamter mit messerscharfen blauen Augen, begrüßte die Neuankömmlinge. Die Kollegen vom Flughafen sollten bei der Sicherung des Außenbereichs rund um die Wohnung von Alaia Sarwari helfen, sie wurden eingeteilt.
    »Sie sind der Freund der Frau?«, fragte der SEK -Leiter Zbigniew in einem etwas argwöhnischen Ton.
    » KHK Zbigniew Meier, KK 51 in Köln.«
    Die vielen Ks sollten Vertrauen einflößen.
    »Aha. Also, erst gehen wir, dann Erkennungsdienst, und wenn die fertig sind, können eventuell Sie rein. Wenn KHK Göllmann oder Merschmann es erlauben.«
    Zbigniew kannte den Namen Merschmann aus seiner Bonner Zeit. Er war irgendein höheres Tier.
    »Eventuell kann ich aber da oben Informationen geben, die nützlich sind und eine

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