Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
Vom Netzwerk:
seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Mein Anwalt dürfte gleich hier sein. Wollen mal sehen, was dem zu Ihren Praktiken so einfällt. Amtsmissbrauch nennt man das wohl, oder?«
    »Herr Weinlaub«, Charlotte schaltete das Aufnahmegerät aus und sprach jetzt ganz leise. Hohstedt spitzte die Ohren. »Wir wissen doch beide, dass das nicht das erste Mal ist, dass ich Sie mit einer Minderjährigen erwische. Wenn wir uns hier einigen wollen, dann sollten Sie mir schleunigst alles erzählen, was Sie über dieses Mädchen wissen.« Sie verschränkte die Arme. »Dass sie minderjährig war, als dieses Foto entstanden ist, gehört nicht zu den Dingen, die Sie wissen, nehme ich an.«
    Sie schaltete das Aufnahmegerät wieder ein. Weinlaub sagte sekundenlang kein Wort. Dann sprach er laut und deutlich.
    »Na, gut, ich sag Ihnen, was ich weiß, aber das ist nicht viel.«
    »Wir werden sehen«, unterbrach ihn Charlotte und hob warnend die Augenbrauen.
    »Also, ich kenn … kannte das Mädchen gar nicht, und von dem Zeugenaufruf hab ich nix mitgekriegt! Das können Sie mir ja wohl nicht vorwerfen, dass ich keine Zeitungen lese! Aber sie war oft in der Bar …«
    »In welcher Bar?«
    »Der ›Leinelust‹ am Steintor.«
    Charlotte wurde hellhörig. »Leinelust«? Das war doch die Bar neben dem Dönerimbiss. Ihr erster Impuls war, aufzuspringen und dem Kerl Bergheims Foto vor die Nase zu halten. Vielleicht hatte Rüdiger ja was rausgefunden und war mit dieser Frau vom Imbiss in die Bar gegangen. Vielleicht arbeitete sie in der Bar. Aber wieso war er dann nach Köln gefahren? Sie riss sich zusammen und gab Hohstedt, der neugierig näher getreten war, ein Zeichen.
    »Hol mal das Bild«, raunte sie ihm zu.
    »Welches Bild?«, raunte der zurück.
    Charlotte stand auf, ging aus dem Raum und trug dem Uniformierten vor der Tür auf, Bergheims Bild zu holen und ihr reinzureichen. Dann ging sie zurück. Hohstedt guckte verdattert.
    »Weiter«, sagte sie, als sie wieder saß, »wie oft haben Sie sie dort gesehen, mit wem war sie zusammen? Was hat sie gemacht, was hat sie getrunken?«
    »Das weiß ich doch nicht, was die getrunken hat, aber die hat da früher öfter mal rumgehangen. In letzter Zeit hab ich sie aber nicht mehr gesehen. War immer ziemlich aufgedonnert.«
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    »Puh, das weiß ich gar nicht mehr, ist schon eine Weile her. Bestimmt ein paar Monate.«
    »Weiter. Haben Sie gesehen, ob sie mit jemandem weggegangen ist? War sie in Begleitung?«
    »Nö, ich hatte immer das Gefühl, dass sie sich langweilt. Ab und zu ist sie mit einem Typen weg. Ob sie dann in ein Hotel sind oder was, weiß ich nicht.«
    »Mit was für Typen?«
    »Na, irgendwelchen Freiern, was weiß ich. Mein Gott, so genau hab ich die doch nicht beobachtet. Kann mich auch bloß erinnern, weil sie mich auch angemacht hat.«
    »Kennen Sie einen Eckhard Drillich?«
    »Nee, sollte ich?«
    Charlotte legte Weinlaub Drillichs Foto hin, der schaute es sich kurz an und nahm es dann in die Hand.
    »Kann sein, dass ich den schon mal gesehen habe, aber kennen tu ich ihn nicht.«
    »Tatsächlich.« Charlotte verzog keine Miene. »Wie erklären Sie sich dann, dass wir dieses Foto auf dem Computer von Drillich gefunden habe? Wo Sie ihn doch gar nicht kennen.«
    Weinlaub schien verunsichert, aber nur für einen Augenblick. »Ob Sie’s glauben oder nicht, ich hab keine Ahnung. Aber …«, er schob das Kinn vor, »vielleicht ging’s ihm gar nicht um mich, sondern um das Mädchen. Ich werd ja noch rumstehen dürfen, wo ich will. Wenn da einer ’ne Vorlage für seine einsamen Nächte braucht und ein Foto von seinem Mädchen macht, soll er doch.«
    »Der Mann braucht keine Vorlage mehr. Wir haben ihn vor ein paar Tagen aus dem Mittellandkanal gefischt. Tot. Ermordet, um genau zu sein.«
    Jetzt wurde Weinlaub blass und sah auf seine Uhr. Sein Anwalt ließ sich Zeit, wofür Charlotte ihm durchaus dankbar war.
    »Der Kerl ist das?« Weinlaub schluckte. »Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass ich damit was zu tun habe? Ich hab den Typen nicht gekannt!«
    »Wo waren Sie am Donnerstagabend zwischen acht Uhr und Mitternacht?«
    Ein breites Grinsen zog sich über Weinlaubs Gesicht. »Am Donnerstagabend war ich bei meiner Schwester. Sie hatte Geburtstag.«
    »Wir hätten gern den Namen?«
    Weinlaub kramte sein Handy hervor und gab Charlotte eine Nummer. Die notierte sie und gab sie gleich an Hohstedt weiter, der sofort den

Weitere Kostenlose Bücher