Die Tränen der Massai
um.
»Einfach nur Jack.«
»O Gott. Das ist so … so … jetzt werde ich auch noch rot! Nicht, dass Sie das merken würden.«
Der junge Mann am Empfang war von ihrem Gespräch vollkommen fasziniert.
Malaika warf ihm einen Blick zu, der ihm das Lächeln vom Gesicht wischte und ihn zu seiner Schreibarbeit zurücktrieb.
»Äh … bitte. Zum Konferenzzimmer geht es hier entlang.«
Sie drehte sich um und ging auf das Eckzimmer zu. Jack folgte ihr, die Aufmerksamkeit abermals auf ihre Hüften und den anmutigen Gang gerichtet.
Sie hatte sich wieder ein wenig gefasst, als sie die Tür hinter ihm schloss. »Mr. Morgan, ich … vielleicht sollte ich mich entschuldigen.«
Beide blieben stehen. Jack legte die Hände auf eine Stuhllehne.
»Es war nur … na ja …« Sie rang die Hände und begann, auf und ab zu gehen. Er schwieg und zog nur ein wenig die Brauen hoch. »Dieser Mann, er ist … ach, das ist egal. Was ich sagen wollte, ist, ich hätte höflicher sein sollen. Und es ist mir einfach nur so eingefallen … die Sache mit der afrikanischen Prinzessin, meine ich.« Sie schien wieder nervöser zu werden, als Jack weiterhin schwieg. »Mr. Morgan … Sie reden nicht viel, wie?«
»Es ist immer noch Jack. Und ich weiß nicht, warum ich viel sagen sollte. Letztes Mal waren Sie diejenige, die geredet hat.«
»Ja, das stimmt. Aber ich hatte Ihnen schließlich gesagt, dass ich Ihre Hilfe nicht brauche.«
»Ah ja.« Er trat vom Stuhl zurück und stellte sich ans Fenster, die Arme verschränkt, und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. »Sehen wir mal«, sagte er und wandte sich ihr zu. »Das muss gewesen sein, bevor Ihr Freund versucht hat, mir eins zu verpassen.«
»Ja. Ich meine, nein. Er ist nicht mein Freund.« Sie richtete sich auf und zwang die Hände an die Seiten. »Warum sollte ich Ihnen überhaupt irgendetwas erklären müssen?«
»Vielleicht, weil ich nichts weiter getan habe, als mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.« Er machte eine theatralische Geste. »Aber dann sah ich, wie eine Dame im Dunkeln mit einem Betrunkenen gerungen hat, und habe wie ein Idiot beinahe die Fresse eingeschlagen bekommen, weil ich ihr helfen wollte.«
»Ach,
helfen
wollten Sie? Und wer hat Sie gebeten zu helfen?« Sie stellte sich auf die andere Seite des Konferenztischs. »Und so, wie Sie aussahen …«
»Nicht einmal ein
Danke für Ihre Hilfe …«
»… waren Sie sehr schlechter Stimmung.«
»… und dann haben Sie mir die Taxitür vor der Nase zugeknallt.«
»Ich frage mich, ob Sie immer so sind.«
»Was war das? Haben Sie schlechte Stimmung gesagt? Glauben Sie, ich war auf eine Schlägerei aus?«
»Sie wollten mit Ihren Muskeln angeben. Ich nehme an, so beeindrucken Sie viele Frauen.«
»Himmel! Das kann ich einfach nicht glauben! Sie müssen die undankbarste, egoistischste … Person sein, der ich je begegnet bin.«
»Und Sie, Mr. Jack Morgan, sind … oh, das ist einfach zu viel.« Sie raffte ihre Papiere zusammen und schob sie in den Ordner. »Ich würde vorschlagen, wir reden ein andermal weiter.« Sie ging zur Tür. »Sobald Sie Ihr Adrenalin oder Ihr … Ihr … wie nennen Sie das? Ihr
Testosteron
unter Kontrolle haben.«
Jack sprang über ein Schlammloch mitten auf dem Weg durch die Barackensiedlung. Er war an der Spitze des Rudels, wo sich auch der beste Läufer der Nairobi Hash House Harriers, Muni Shaan, der Mann mit dem Horn, befand. In der letzten Zeit hätte sich Jack nicht einmal im Traum einfallen lassen, den montäglichen Lauf zu verpassen. Nachdem er nun beinahe drei Monate Gelegenheit gehabt hatte, sich zu akklimatisieren, war er ziemlich gut – er war regelmäßig an der Spitze.
Die ersten drei oder vier Wochen hatte Bear seinen Spaß dabei gehabt, am Ende der Strecke mit einer halb leeren Bierflasche zu warten. Aber seit einiger Zeit war Jack schneller als er. Er fragte sich, in welcher Gruppe Bear heute lief. Er lächelte in sich hinein, denn er wusste, sein Freund würde nicht weit hinter ihnen sein und hoffen, dass Jack und die anderen an der Spitze einen falschen Weg einschlugen und ihren Vorteil verloren, wenn sie versuchten, den richtigen Kurs wiederzufinden.
Die Gruppe rannte an einer viel versprechenden Abzweigung nach rechts vorbei. Es war einige Zeit her, seit sie die letzten Mehlspuren gesehen hatten. Wenn sie nicht bald neue fanden, würden sie umkehren müssen.
Jack warf einen Blick zu Muni, der ins Horn blies. »Weiter!
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