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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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schneit. Gut, dass wir hier drinnen geschützt sind.«
    Und während die Waldgeister warm und trocken im Ankerkasten lagen, steuerte Karain das Boot durch das Schneegestöber nach Süden.

Ein fürchterliches Geheimnis
     
    T enn, Ekri, könnt ihr das Fell dort vorne an der Tür holen? Meine alten Beine verkraften die Kälte nicht mehr so wie früher. Und kalt wird es, wenn ich mit meiner Geschichte fortfahre, denn sie ist lang und wird uns wach halten, auch wenn die Kälte der Nacht an den Wänden der Hütte lauert. Ja, ich könnte bis morgen früh von Karains erster Segeltour erzählen. Es war ein großes Erlebnis für ihn, wie für alle, die zum ersten Mal ein Boot nach ihrem eigenen Willen steuern. Doch für einen kurzen Moment müssen wir Karain jetzt verlassen und ihn allein in die Dunkelheit hineinsegeln lassen.
    Danke, Ekri. Das Bärenfell tut an Abenden wie diesem, wenn sich der Schnee draußen vor der Hütte auftürmt, gute Dienste. Du bist ein guter Junge, Tenn, nimm meine Krallenfinger in deine Hände und wärme sie mir ein wenig. Ich bin so glücklich, dass ihr euch um mich kümmert! Und legt noch etwas trockenen Torf aufs Feuer und lasst ihn brennen. Denn wir müssen jetzt wieder ganz hinauf in den Norden, zu der Lichtung mit Namen Erste Schneeflocke.
    Dort hütete Volom-Kar das Feuer, genau wie wir hier. Er war den ganzen Tag draußen gewesen und hatte zu den Schneewolken emporgesungen. Er hatte sich auf dem Hügel hingekniet und sie angefleht, aufzuhören zu schneien, denn bald waren sowohl die Hütte als auch der Holzverschlag vollkommen im Schnee verschwunden. Jeden Tag wurde es schwerer, den Weg freizuschaufeln, und Volom-Kar wusste sich kaum noch Rat. Mit jeder Schneeflocke wurde der Winter mächtiger, und Gamle ging es nur noch schlechter. Der Häuptling schlief jetzt die meiste Zeit, und wenn er wach war, hockte er nur da und schnitt Grimassen.
    Volom-Kar kratzte sich in den Haaren, seufzte, rieb sich seinen Rücken an dem Eckpfeiler, an den er sich lehnte, und schaute zur Decke empor. Der Rauch hing schwer unter den Ästen, die das Dach bildeten, und geschmolzener Schnee tropfte von den Nadelspitzen der Tannenzweige herab. Er sah zu, wie sich ein Tropfen an einer Nadel unmittelbar über dem Feuer formte, bis er den Halt verlor und in den Flammen verzischte. Dann hob er den Blick wieder, fixierte die gleiche Nadel, an der sich der nächste Tropfen bildete, um dem vorangegangenen zu folgen. Zuerst klein, wie eine Träne, bevor sie aus dem Auge kullert, anschwillt, bereit, vor Übermut zu platzen. Größer, immer größer, um sich dann in den Flammen aufzulösen. So konnte Volom-Kar Stunde um Stunde verbringen, und während er die Tropfen zählte, die im Feuer starben, dachte er kaum an Gamle, der die Zeit ja doch nur verschlief.
    Doch jetzt war Gamle aufgewacht. Ihm war ein sehr ernster Gedanke gekommen. Ja, so ernst, dass er sich unter seinen Decken aufrappelte und seinen Rücken an die aus Zweigen geflochtene Hüttenwand lehnte.
    »Volom«, sagte er und legte die Hände auf seinen Bauch.
    Volom zuckte zusammen, sodass ihm sein spitzer Hut in die Augen rutschte.
    »Oooooh«, jammerte Gamle, denn er wollte nicht, dass Volom-Kar glaubte, es ginge ihm besser, nur weil er sich aufgerichtet hatte.
    Volom-Kar begann mit Kräutersäckchen und Tassen zu hantieren und stellte einen Topf über die Glut. Er wollte gerade eine Hand voll Schnee holen, als ihn Gamle unterbrach.
    »Nein, nein! Ich will dein schreckliches Gebräu nicht mehr. Ich muss etwas sagen, ein Ernster Gedanke!«
    Volom-Kar ließ nur zur Sicherheit etwas Schnee in den Topf fallen. Dann stützte er seine Ellenbogen auf dem Boden auf und lauschte. Er war gespannt, denn Gamle hatte geschwiegen, seit Loke und die Schüler fortgegangen waren.
    »Der Frühling…«, sagte Gamle und sackte zusammen, sodass nur mehr ein Bart, eine dicke Nase und ein Hut über dem dicken Bauch zu sehen waren. »Alle Waldgeister wissen, dass der Frühling erst dann kommt, wenn ich ihn rufe.«
    »Ja, so ist der Brauch.« Volom-Kar streckte seine Hand an der Decke vorbei, die vor der Tür hing, und legte noch mehr Schnee in den Topf.
    »Aber es gibt etwas, das du nicht weißt.« Gamle hob den Kopf und sah ihn durch seine buschigen Augenbrauen hindurch an. »Eine ganze Menge, ja, eine ganze Menge!«
    Er hob seinen Zeigefinger, und seine Stimme wurde dünn, das taten alte Waldgeister gerne, wenn sie aufgeregt waren. »Du glaubst vielleicht, dass der Frühling bis tief

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