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Die Tränen des Herren (German Edition)

Die Tränen des Herren (German Edition)

Titel: Die Tränen des Herren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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nach ihrem Verderben trachtet.
    In seiner Bosheit ist es dem Satan gelungen, das Herz vieler zu verdunkeln und gegen das Recht aufzuwiegeln, dass der allmächtige Gott mir, seinem Schwert auf Erden geschenkt hat.“
    Philipp neigte den Kopf. Das Licht glänzte in seinen Locken wie ein Heiligenschein. „Ihr seid Jurist, Sire Guillaume. Ihr kennt die Winkelzüge des kirchlichen und des weltlichen Rechts wie kein anderer. Ihr werdet den Heiligen Vater überzeugen, dass der Orden der Templer kein Orden ist, sondern eine üble Sekte, und dass er somit nicht unter die Rechtshoheit der Kirche fällt... Dass ich in dieser Sacher nicht als Ankläger irgendeiner Partei, sondern als Verteidiger des Glaubens handle. Ich will... die Verteidigung der Gnade und Pflicht des Königtums. Ihr werdet sprechen über das geistliche Schwert des Papstes und das weltliche des Königs, über die Macht des Königs zur Verfolgung der Ketzer ohne Autorisation des Heiligen Stuhls- und gegen den Heiligen Stuhl, wenn jener selbst dem Irrglauben verfallen scheint!“
    Scheu betrat Bruder Tancred die Zelle.
    Mit erschreckender Macht drängte sich ihm das Bild des gekreuzigten Christus auf, als er den Gefangenen ansah. Die Arme ausgebreitet hing er in den Ketten. Das zerfetzte Gewand bedeckte kaum mehr die zerschundenen Glieder. Sein Kopf war vorn übergebeugt wie leblos.
    „Bruder Robert?“ fragte Tancred und kam näher. Die Erinnerung an den stolzen Ritter, der vor einer Woche der Inquisition vorgeführt worden war, hinterließ ein Gefühl von Schande in ihm. Er war in den Orden der Dominikaner eingetreten, um die Irrgläubigen mit feurigen Predigten zu bekehren, nicht durch glühende Folterinstrumente!
    Die Lider des Gefangenen hoben sich. Nur ein kurzes Aufleuchten seiner Augen verriet, das noch Leben und Verstand in dem gequälten Körper wohnten. Tancred setzte Robert einen Krug an die trockenen Lippen. „Trinkt! Es ist warme Milch mit Honig!“
    Nur wenige Schluck gewährte ihm der Mönch, wie Guillaume Imbert es aufgetragen hatte. Dann löste er die Fesseln. Stöhnend sank Komtur Robert auf den Boden der Zelle. „Was...willst du?“ brachte er mühsam hervor.
    „Ich bin hier um Euch zu pflegen, Bruder.“
    „Wozu? Lasst mich... doch... sterben!“
    „Der Papst hat die Inquisition suspendiert. Er wird eine eigene Kommission zur Untersuchung einsetzen.“
    „Endlich... es ist spät... sehr spät...“  
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    Jocelin und die Leute der Komturei von Etampes waren wieder an der alten Wassermühle zusammengekommen. Obwohl das Mahlwerk ratterte, wagte Louis nur leise zu erläutern, was er mit seinem Ordensbruder geplant hatte: „Es sind 22 Gefangene, 5 oben im Konventgebäude und die anderen im Verlies.“
    Er tippte auf den in den Sand gezeichneten Grundriss der Komturei.
    „Von der Kirche aus führt ein Gang bis in die Kerker, für den Priester, wisst ihr. Den werden wir benutzen. Die Söldner dürfen uns nicht verfolgen können. Deshalb nehmen wir ihre Pferde. Hier sind die Ställe. Es gibt zwei Eingänge, in Richtung des Haupttores; dort stehen zwei bis vier Wachen; und hinten zum Turnierplatz, wahrscheinlich unbewacht. Über das Konventsgebäude könnten wir ihn erreichen. Wir brauchen nun einen Mann, der die Pferde losbindet und ruhig hält, bis Bruder Jocelin und ich mit den Gefangenen kommen.“
    „Ich kann recht gut mit Pferden umgehen. Ich werde es tun“, meldete sich einer der Arbeiter.
    „Ich danke dir!”
    In diesem Moment kam vor dem Tor ein Pferdewagen zum Stehen. Auf dem Kutschbock saß der andere der beiden Landarbeiter von Etampes und winkte. Ranulf sprang auf.
    „Unser Weg in die Komturei!“ rief er und zeigte auf die Last des Wagens: drei Fässer. „Wir werden dem Herrn Grafen einen ganz besonderen Wein liefern!“ Er grinste spitzbübisch.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war es dann soweit.
    Drei bewaffnete Männer verschwanden in den Fässern: Jocelin, Ranulf und Louis, bekleidet mit seinem Ordensgewand. Sollte er sterben, hatte er erklärt, so als Templer, und nicht wie ein Abtrünniger im Bauernkittel.
    Die beiden Landarbeiter nahmen auf dem Kutschbock Platz. Versehen mit genauen Befehlen fuhren sie los.
    Die Wachposten am Burgtor starrten müde über die Spitzen ihrer Hellebarden. „Was wollt ihr denn noch?“ knurrte einer von ihnen den Ankömmlingen entgegen.
    „Wir bringen den Wein für den ehrenwerten Herrn Grafen.”
    „Davon weiß ich nichts!“
    „Vom Landgut Saint Martin des Eaux.“
    „So?“

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