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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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kämpfen.« Er betrachtete Gemmas Haar. »Du bringst dich in Gefahr, wenn du dir dein Haar rot färbst«, fügte er hinzu. »Ein paar der Männer glauben, du wärst aus dem hohen Norden.«
    »Das gehört bloß zu meiner Nummer«, erklärte sie. »Außerdem, wieso ist es gefährlich?«
    »Wenn du wirklich aus dem Norden bist«, erwiderte er sachlich, »müssen wir dich töten.«
8 . KAPITEL
    Gemma gab sich alle Mühe, schockiert auszusehen.
    »Vielleicht sollte ich meine Plakate ändern!« stieß sie hervor.
    »Das wäre klug«, erwiderte Dacey ernst.
    »Aber ...« wollte sie gerade ansetzen, doch in diesem Augenblick wurde ihr Gefährte weggerufen. Gemma verzehrte ihre Mahlzeit und beobachtete, wie Aric mit dem jungen Mann sprach. Dacey kam nicht zu ihr zurück.
    Die Tatsache, dass selbst der jüngste und vermutlich unschuldigste der Grauen Vandalen mit einer solchen Beiläufigkeit von Mord gesprochen hatte, bekräftige Gemma nur in ihrem Entschluss zu fliehen, sobald sich eine Möglichkeit ergab. Es war offenkundig, dass ihre Geschichte nicht allzulange Bestand haben würde - früher oder später würde sie mit Sicherheit einen Fehler machen. Sie beschloss, die verbleibende Zeit bei ihnen dafür zu nutzen, mehr über diese geheimnisvollen Reiterin Erfahrung zu bringen. Am besten schien ihr dafür Dacey geeignet.
    Beim Aufbruch suchte sie nach ihm, doch man hatte ihn zur Nachhut eingeteilt, und zwischen ihnen befand sich der lange Zug aus Maultieren. Keiner der anderen Männer schien die Neigung zu verspüren, sich mit ihr zu unterhalten. Also fand sie sich damit ab, zu warten. Wray ritt den größten Teil des Nachmittags hinter ihr, und sie spürte seinen bohrenden Blick in ihrem Rücken. Schließlich hielt sie das Schweigen nicht länger aus, drehte sich um und sah ihm ins Gesicht.
    »Womit handelt Ihr?« wollte sie wissen und zeigte auf die Ballen, die man auf die anderen Maultiere gebunden hatte.
    »Das geht dich nichts an!« fauchte er und murmelte etwas vor sich hin. Ihre Blicke trafen sich, doch Wray sah schnell fort und machte ein seltsames Zeichen mit seiner freien Hand. Gemma sah, dass es eine Geste war, die Unheil fernhalten sollte. Der Mann ist gefährlich, dachte sie, aber offenbar hat Aric ihn gezwungen, sich zusammenzureißen . Ein Teufelchen in ihrem Innern beschloss, ihn zu einer Unbedachtheit zu verleiten.
    »Tut mir leid, natürlich«, meinte sie ätzend. »Das sieht man sofort ...« Sie drehte sich um und sprach den Rest ihrer Bemerkung absichtlich so leise, dass er sie nicht hören konnte.
    »Was hast du gesagt?« fuhr er sie an.
    Gemma antwortete nicht und kehrte ihm weiter den Rücken zu. Wray wiederholte seine Frage. In seiner Stimme lag Wut und sogar ein wenig Angst.
    »Ich kann mich nicht andauernd umdrehen«, gab sie zurück.
    Nach ein paar Augenblicken ritt er sein Ross neben sie.
    »Antworte mir!« befahl er.
    »Ich wollte mir nur die Zeit vertreiben«, meinte sie. »Wieso seid Ihr so empfindlich?«
    »Mich hältst du nicht zum Narren, Hexe!« stieß er hervor. »Ich weiß Bescheid, auch wenn die anderen blind sind.« Der fanatische Blick in seinen Augen ließ Gemmas Blut gefrieren, doch sie versuchte, Sich nichts anmerken zu lassen, und hielt entschlossen an ihrer Rolle fest.
    »Ihr seid verrückt«, sagte sie. »Das ist nur für‘s Publikum. Ich bin ebensowenig eine Hexe wie Ihr.«
    »Du lügst!« feuerte er zurück. »Leute wie du kommen in unser Land, weil sie diese Musik, den Ruf aus dem Süden, hören.« Seine Stimme troff vor Hass und Spott. »Wir wissen alles darüber. «Er grinste böse, und eine ganze Weile brachte Gemma kein Wort hervor. Sie zwang sich, eine ruhige Miene zu bewahren, denn das war tatsächlich der Grund, weshalb sie in den Süden aufgebrochen war.
    »Hörst du ihn nicht?« fuhr er fort. Seine unterdrückte Wut brach allmählich hervor. »Den Gesang deines Herrn hinter den Bergen?«
    »Ihr habt den Verstand verloren«, erwiderte sie und bemühte sich, gleichgültig zu klingen. »Ich bin Schaustellerin, sonst nichts.«
    Wray überhörte es. »Wir reiten in die falsche Richtung, hab' ich recht?« polterte er weiter. »Nach Norden. Fort von dem bösen Nest, das du mit Himmelsraben und den anderen Boten der Zerstörung teilen willst.«
    Himmelsraben ? grübelte Gemma. Was haben die damit zu tun?
    Es waren riesenhafte, metallische Vögel, die gelegentlich über dieses flogen und die einen, dem Gerücht nach, schon durch Blicke töten konnten. Gemma hatte mit eigenen

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