Die Tramps von Luna
verlassen.«
Roger sah seine Mutter traurig an. »Ich wußte, daß es kommen würde, Hazel, aber so früh habe ich es noch nicht erwartet. Die Geistesarbeit wird langsamer, die Gedanken schweifen ab …«
»Wessen Gedanken, du junger Hüpfer?«
»Nicht aufbrausen! Wenn du die Augen zusammenkneifst und durch die Steuerbord-Luke schaust, wirst du vielleicht das leichte Glitzern der Kriegsgott erkennen. Sie kann nicht mehr als zehntausend Meilen entfernt sein.«
»Was hat das mit mir zu tun?« fragte sie mißtrauisch.
»Arme Hazel! Wir werden uns alle um dich kümmern. Mutter, wir befinden uns auf der gleichen Flugbahn wie verschiedene große Handelsschiffe. Jedes von ihnen hat so starke Brenner, daß es Löcher in die Erde bohren könnte. Wir werden nie außer Funkkontakt sein!«
Hazel starrte aus der Luke, als könnte sie die Kriegsgott tatsächlich sehen. »Oh, verdammt!« flüsterte sie. »Sohn, geleite mich auf mein Zimmer. Also gut, ich bin senil. Dann schreibst du die Kapitel am besten selbst zu Ende.«
»He, he! Du wolltest den Vertrag verlängern, also schreibst du. Überhaupt, ich wollte mit dir schon lange über diesen Abschaum des Universums sprechen, aber ich fand bisher nie die Zeit dazu. Erstens, weshalb hast du mich zum Unterzeichnen gezwungen?«
»Weil sie mir zuviel Geld unter die Nase hielten, das weißt du ganz genau. Es ist ein Aroma,, dem wir Stones nicht widerstehen können.«
»Ich wollte nur, daß du es öffentlich zugibst. Und nun zu Punkt Zwei: Ich frage mich, wie du es trotz des vielen Geldes fertiggebracht hast, die Sache anzunehmen. In dem letzten Kapitel, das du mir zeigtest, wurde der galaktische Herrscher gekillt und unser Held in einer ausweglosen Situation zurückgelassen. Wenn ich mich recht erinnere, war er in einer abgedichteten, radioaktiven Kugel am Grunde eines Ammoniakmeeres auf Jupiter gefangen. In diesem Meer wimmelte es von Methan-Ungeheuern, die durch den Gehirnstrahl des galaktischen Herrschers so abgerichtet waren, daß sie John Sterling beim ersten Auftauchen schnappen würden – und der arme Kerl hatte nur sein Pfadfindermesser. Wie hast du ihm aus der Patsche geholfen?«
»Wir haben eine Möglichkeit gefunden«, warf Pol ein. »Angenommen …«
»Ruhig, Kinder. Das war doch ganz einfach, Roger. Mit übermenschlicher Anstrengung entwirrte sich unser Held aus seiner häßlichen Lage und …«
»Das ist keine Antwort.«
»Du verstehst mich nicht. Das nächste Kapitel beginnt auf Ganymed. John Sterling erzählt der Spezialagentin Dolores O’Shanahan von seinem Abenteuer. Er verliert wenige Worte darüber, klar? Er ist so edel, daß er doch nicht vor einem Mädchen protzen kann. Als er eben scherzhaft seine meisterhafte Flucht abtut, beginnt die nächste Handlung, und sie ist so aktionsgeladen und blutrünstig, daß unser Publikum erst wieder zum Denken kommt, wenn die nächste Werbung eingeblendet wird. Und bis dahin gibt es schon wieder viel zuviel Neues.«
Roger schüttelte den Kopf. »Das ist literarischer Betrug.«
»Wer sagt denn, daß es überhaupt Literatur ist? Es ist für die Firmen eine Möglichkeit zum Steuerabsetzen. Ich habe schon drei neue Geldgeber.«
»Hazel?« fragte Pollux. »Wie steht es im Augenblick mit deiner Story?«
Hazel warf einen Blick auf ihre Uhr. »Roger, tritt der Plan schon heute in Kraft? Oder lassen wir eine Eingewöhnungszeit bis morgen?«
Er lächelte schwach. »Gut, meinetwegen.«
»Wenn es sich um eine Lagebesprechung meiner Serie handelt, dann holt besser Buster. Ich habe meine besten Ideen von ihm, denn er besitzt genau den Verstand meines Durchschnittspublikums.«
»Wenn ich Lowell wäre, würde ich Beschwerde einlegen.«
»Ruhe!« Sie glitt zur Luke und rief: »Edith! Leihst du mir für kurze Zeit dein Raubtier?«
»Ich hole ihn, Großmutter«, sagte Meade. »Aber warte mit der Geschichte, bis ich zurückkomme.«
Sie brachte nach kurzer Zeit den Kleinen mit. »Was willst du, Großmutter?« fragte Lowell. »Fangen spielen?«
Sie hielt ihn mit einer Hand fest. »Nein, mein Sohn – Blut. Blut und Eingeweide. Wir wollen ein paar Schufte umbringen.«
»Rassig!«
»Also, sie haben sich im Dunkelnebel verirrt. Ihre Nahrungsmittel und Notrationen sind ausgegangen. Sie haben einen zeitweiligen Waffenstillstand mit ihren Gefangenen von Arkturus geschlossen und sie freigelassen, damit sie ihnen helfen – eine Sache ohne Risiko, da die Arkturer eine Silizium-Rasse sind und mit Menschenfleisch nichts anfangen
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