Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
nachmalte. »Doch, aber nichts über den Typen. Dann wären wir ja längst im Koma oder so.«
Richard seufzte leise, als seine Frau mit einem Tablett voller Essen das Zimmer betrat. Susie stand vom Teppich auf, nahm sich ein Schinkensandwich und musterte missbilligend das kurze, dunkle Haar ihrer Mutter.
»Was hast du rausgefunden?«, erkundigte sich Carly und setzte sich neben den Computer auf einen Stuhl.
»Nicht viel. Das Flugzeug ist auf einem privaten Flugplatz in einem ländlichen Gebiet von Argentinien gelandet. Da gibt es außer Ackerland und einigen Kleinstädten nicht viel. Anhand der Flugzeugkennung habe ich das Unternehmen gefunden, dem der Jet gehört, aber abgesehen von der Information, dass es aus Slowenien stammt, konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Ich weiß nicht mal, was das für ein Unternehmen ist. Es kommt mir fast so vor, als würde es nur existieren, um Besitzer dieses Flugzeugs zu sein.«
Den restlichen Tag verbrachten sie damit, allem auf den Grund zu gehen, was auch nur im Entferntesten mit dem zu tun hatte, was mit ihnen passiert war, weil sie hofften, eine rationale Erklärung zu finden und es vielleicht doch irgendwie auf Paranoia und Zufälle zurückführen zu können. Doch das Wenige, das sie herausfanden, ließ sie eher vermuten, dass sie bei Weitem nicht paranoid genug waren.
Er senkte die Stimme, damit Susie ihn nicht hören konnte. »Das Einzige, worüber man noch weniger im Internet finden kann als über das Unternehmen, dem der Jet gehört, sind Mason und wir. Gut, direkt danach hat es einige Berichte darüber gegeben, aber inzwischen ist es fast so, als hätten wie nie existiert. Selbst die Links, die ich vor einigen Tagen gespeichert habe, führen ins Leere. Das ist nicht normal. Die Dinge verschwinden nicht einfach so aus dem Internet.«
Daraufhin klickte er ein Bild von Xander an und vergrößerte es so, dass es den Bildschirm ausfüllte. Der alte Mann saß wie immer in seinem Rollstuhl, seine dünnen Beine waren mit einer karierten Decke bedeckt, und das von Altersflecken übersäte, eingefallene Gesicht war teilweise von einem Hut verdeckt. »Ihm würde es nicht schwerfallen, Dinge verschwinden zu lassen. Er besitzt dochdie Hälfte der Medien und beim Rest besitzt er wahrscheinlich Aktien oder sitzt im Vorstand. Es ist schwer zu glauben, dass ein Mann, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat, immer noch so mächtig sein kann.«
»Vielleicht braucht man auch so lange, um seine Tentakel um alles auf diesem Planeten zu schlingen«, vermutete Carly.
Das beschwor ein deprimierendes, aber auch sehr präzises Bild herauf. Es gab nichts, was außerhalb von Xanders Reichweite lag. Er kontrollierte Milliarden Dollar, zahllose Unternehmen und vermutlich auch eine beträchtliche Zahl gewählter Amtspersonen in Amerika. Im Gegensatz dazu hatten sie einen alternden ehemaligen Soldaten, der ihnen nicht traute, ein Versteck in einem Lebkuchenhaus und einen Haufen Bargeld, von dem sie sich nicht mal einen anständigen Gebrauchtwagen leisten konnten. Im Großen und Ganzen standen die Chancen nicht gerade ausgeglichen.
Burt Seeger tauchte im Türrahmen auf und blickte auf Susie herab. »Ich denke, du hast jetzt lange genug auf dem kalten Boden gelegen, Schätzchen. Warum gehst du nicht nach oben und ziehst dich um, dann machen wir einen Spaziergang? Es ist viel zu schön, um den ganzen Tag im Haus zu verbringen.«
Sie sprang auf und biss noch einmal von ihrem Sandwich ab. »Wir sollten in einen Park gehen. Vielleicht sind da ja einige Kinder und spielen Fußball. Dann könnten wir ihnen zusehen.«
Seeger lächelte, aber man konnte vonseinem Gesicht die Anspannung ablesen, als Susie die Treppe hinaufrannte.
»Was ist los?«, wollte Carly wissen. »Ist irgendwas passiert?«
Er kam zu ihnen und legte ein Blatt Papier neben den Computer. Es war ein Artikel über zwei verschollene Collegestudenten, den er aus dem Internet ausgedruckt hatte. Richard überflog ihn kurz, begriff aber erst, was das zu bedeuten hatte, als er auf ihre Namen stieß.
Er legte den Kopf in die Hände, und Carly las die ersten Zeilen, dann weiteten sich ihre Augen. »Wir … Wir haben sie nur gebeten, uns aus dem Sumpf zu bringen. Sie hatten ein Boot …«
»Nein«, unterbrach sie Richard. »Das ist meine Schuld. Ich habe Mason von ihrem Telefon aus angerufen. Wie konnte ich nur so blöd sein.«
Seeger hatte sich wieder in den Türrahmen gestellt und lehnte sich jetzt mit vor der Brust verschränkten
Weitere Kostenlose Bücher