Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
die sicher darin aufbewahrt wurden. »Das hat Mrs. Klein, meine Gymnastiklehrerin, auch immer gesagt.«
Das siebeneinhalb Meter lange Fahrzeug war älter als sie und roch ein wenig nach Schimmel, doch das schien sie nicht zu bemerken. Sie war ein wenig besorgt gewesen, als er seinen Geländewagen an einen Gebrauchtwagenhändler verkauft hatte, doch die Besorgnis war verschwunden, als sie mit dem Taxi in die Zufahrt des Mannes eingebogen waren, der das Wohnmobil verkaufen wollte. Sie war nicht nur überzeugt davon, dass es das coolste Gefährt aller Zeiten war, sondern fand es auch noch total abgefahren.
Er sah das Wohnmobil andererseits eher als notwendiges Übel. Da er seine Pensionsschecks nicht mehr abholen konnte, mussten sie auf ihr Geld achten. Und nach dem, was in seinem Haus und im Motel geschehen war, wäre es Selbstmord, zu lange an einem Ort zu bleiben.
Die einsame Straße wurde enger und Seeger hielt den Wagen an. Sie waren etwa fünfzehn Kilometer von der nächsten gepflasterten Straße entfernt und hatten alles ausgeschaltet, was ein elektronisches Signal abgeben konnte. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie sich noch weiter von Hagerstown entfernt hätten, aber so lange, wie er für das, was er vorhatte, benötigte, würden sie sicher sein.
»Endstation«, sagte er und ging nach hinten.
Susie öffnete die Tür und beobachtete ihn, wie er eine große Kiste dorthin zog. Nachdem er die rostigen Stufen ausgeklappt hatte, stieg er aus und hievte die Kiste ins Freie, wobei ihm Susie so gut sie konnte half.
»Geh ein wenig zurück, Schätzchen. Du könntest dir wehtun.«
»Sie ist zu schwer für dich und ich bin kein Baby mehr.«
»Das stimmt«, erwiderte er, behielt sie aber genau im Auge, als er die Kiste auf den Boden beförderte und sie hinter ihm die Treppe herunterkam.
»Ähm, Burt? Haben wir uns verfahren?«
»Natürlich nicht«, antwortete er und reckte sich, um seine Rückenschmerzen zu lindern.
»Wo sind wir denn?«
»Im Wald.«
»
Das
sehe ich«, entgegnete sie verstimmt. »In welchem Wald?«
»Du weißt schon. In dem mit den Bäumen und dem Gras.«
»Du weichst mir aus?«
»Tue ich das?«
»Das sagt Mom manchmal zu Dad.«
»Tja, das, was
wirklich
wichtig ist, befindet sich in der Kiste.«
»Was ist es?«
Er holte ein Messer hervor. »Ein kleines Projekt. Warum machst du sie nicht auf?«
Sie nahm das Messer und zerschnitt damit das Klebeband.
»Sei vorsichtig. Es ist scharf.«
»Ich kann eine Kiste aufmachen. So was habe ich schon oft gemacht.«
Sie schien sich sicher zu sein, also zog er sich ein Stück zurück und nahm die Dellen und Rostflecken an dem schäbigen weißen Wohnmobil unter die Lupe. Dabei fand er nichts, was sich nicht reparieren oder verstecken ließ.
»Da ist nur Papier und Klebeband drin«, sagte sie und holte jeweils eine Rolle hervor.
»Das ist noch nicht alles. Sieh mal weiter unten nach.«
Sie wühlte in der Kiste herum und entdeckte eine Farbdose. »Das müssen ja fünfzig Stück sein! Kein Wunder, dass sie so schwer ist.«
»Und sie sind alle blau. Das ist doch deine Lieblingsfarbe, oder nicht?«
Sie verzog kurz ihr faltiges Gesicht, dann sah sie zum Wohnmobil hinüber. »Im Ernst? Wir werden ihn anmalen?«
»Ja, das werden wir.«
»Wirklich? Wir dürfen den ganzen Wagen blau ansprühen?«
»Du hast gesagt, dass du Blau magst, dann können wir doch nicht in einem weißen Wagen herumfahren, oder?«
Sie riss den Deckel einer Dose ab und ging mit misstrauischem Blick auf das Wohnmobil zu, aber er hielt sie am Kragen fest.
»Augenblick, junge Dame. Zuerst die langweiligen Dinge. Wir müssen alles, was aus Chrom oder Glas ist, abkleben. Der Wagen soll doch toll aussehen, oder nicht?«
Sie schien nicht ganz überzeugt zu sein, aber sie griff pflichtbewusst nach einer Rolle Klebeband und ging damit zur hinteren Stoßstange. »Ich übernehme die unteren Teile. Du klebst dieFenster ab. Aber wir müssen uns beeilen. Es wird bald dunkel, und ich will das nicht ewig machen. Ich will malen!«
Er beobachtete sie kurz und runzelte die Stirn, als sie hinter einem Hinterrad in die Hocke ging. Der Schmerz, den diese einfache Bewegung verursachte, war ihr deutlich im Gesicht anzusehen, und das machte ihm Angst. Er hatte in seinem Leben einige harte Männer gekannt, aber in vielerlei Hinsicht war dieses kleine Mädchen zäher als sie. Die Tatsache, dass sie ihre Müdigkeit und ihre Schmerzen langsam nicht mehr verbergen konnte, bedeutete, dass es
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