Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
schlimmer wurde. Vielleicht sogar sehr viel schlimmer.
»Hey, Süße? Weißt du was? Ich male nicht so gern. Dabei bekomme ich immer mehr Farbe ab als das, was ich bemalen will. Wie wäre es, wenn ich das Abkleben übernehme und du dich ums Malen kümmerst?«
Die Sonne schien ihr ins Gesicht, als sie zu ihm aufsah, und ihr Gesicht sah grauer aus als jemals zuvor. »Wirklich?«
»Ja. Du willst doch nicht, dass ich eine Woche lang blau herumlaufe. Wie wär’s, wenn du so lange reingehst und dich ein wenig ausruhst?«
Als er ihr dabei zusah, wie sie mühsam die Treppe hinaufging, wurde ihm klar, dass er sich in den letzten Jahren wie ein Toter gefühlt hatte. Er hatte in einem Haus festgesessen, das er immer gehasst hatte, und die letzten Überreste einer Frau nicht aufgeben können, die den Mann, zu dem er geworden war, verabscheut hätte. Und jetzt, da er wusste, dass er nie mehr zurückkonnte, stellte er fest, dass er das auch gar nicht wollte. Es war schon lange an der Zeit gewesen, die Dinge loszulassen, die der Vergangenheit angehörten.
Dummerweise sah sein neues Leben so aus, als ob es auch nicht allzu lange dauern würde. Die Leute, die sie verfolgten, würden niemals aufgeben, zumindest nicht freiwillig. Und es hatte einen entscheidenden Nachteil, wenn man die Beute war: Das Raubtier konnte so viele Fehler machen, wie es wollte, aber für den Gejagten sah die Sache anders aus.
Richards Plan, für gerechtere Bedingungen zu sorgen, war interessant, und er hoffte, dass er funktionieren würde. Doch indem äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass er es nicht tat, würde er Susie beschützen, bis ihn jemand mit Kugeln durchlöcherte. So viel schuldete er ihr, nachdem sie ihn gerettet hatte.
37
Irgendwo im Staat New York
10. Mai
Richard wurde langsamer, als die Auffahrt seinen Weg kreuzte. Er trat zwischen den Bäumen hervor und schlenderte den Weg entlang zur Straße vor. Dabei tat er so, als würde er in den Briefkasten sehen, doch er konzentrierte sich auf die Limousine, die er aus dem Augenwinkeln etwa fünfundzwanzig Metern Entfernung sehen konnte.
Der Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, starrte den beschädigten Reifen mit gerunzelter Stirn an und der Fahrer ging bereits auf den Kofferraum zu. Richard wanderte langsam zu ihnen hinüber und gab sich Mühe, ruhig zu atmen und beiläufig die Briefe durchzusehen, die er in der Hand hielt.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte er sich, als er näher kam. Obwohl sein Mund ausgetrocknet zu sein schien, klang seine Stimme ganz normal.
»Nur ein Platten«, erwiderte der Mann, der vor dem Reifen stand. »Keine große Sache.«
Beide Männer waren ebenso groß wie er und trugen teure Anzüge, die über ihrem breiten muskulösen Rücken spannten.Richard warf einen schnellen Blick auf die Taille und entdeckte bei beiden die Ausbeulung einer Waffe.
»Ich habe einen Wagenheber und ein Radkreuz im Haus, falls Sie Hilfe brauchen.«
»Wir haben alles dabei, danke«, entgegnete der Mann und ging zurück zu seinem Begleiter, um diesem zu helfen. Die vorderen Wagentüren standen offen und waren ungeschützt.
Wie aufs Stichwort kam Carly, die aufgrund der nicht ausgeheilten Wunde am Oberschenkel leicht humpelte, auf der anderen Straßenseite angelaufen. Sie trug einen ausgebeulten Jogginganzug und eine Baseballkappe, um weniger Aufmerksamkeit zu erregen, als sie es sonst in kurzen Shorts und Trägerhemd tat. Es schien zu funktionieren, denn die beiden Männer warfen ihr nur einen kurzen Blick zu und widmeten sich dann wieder dem Reifen.
Sie wurde langsamer, und ihre Schritte waren nicht mehr zu hören, als sie vom Schotter auf den Asphalt wechselte. Als sie noch etwa drei Meter von der offen stehenden Fahrertür entfernt war, ging Richard beiläufig in Richtung Beifahrertür. Die Bodyguards ignorierten sie weiter und er nickte Carly unauffällig zu.
Carly stürzte sich durch eine Tür und Richard durch die andere, sodass er mit den Knien auf dem Sitz hockte und den Türgriff umklammerte. Die Bodyguards tauchten hinter dem Kofferraum auf und rannten nach vorn, wobei der eine bereits in seine Jacke griff. Das silberne Metall einer Waffe glänzte in der Sonne, doch es war zu spät – die Türen waren geschlossen, und Carly hatte die Taste gefunden, mit der man sie verriegelte.
Draußen schrien die Männer unverständliche Anweisungen und näherten sich mit gezückten Waffen den Fenstern.
Seegers Worten zufolge würden sie nur ungern schießen. Selbst
Weitere Kostenlose Bücher