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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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der hinten an dem über und über mit Tätowierungen bedeckten Schädel herabfiel. Er trug lederne karmesinrote Hosen und einen langen Mantel, darunter einen Pullover aus grober grauer Wolle. An den hohen Stiefeln befanden sich silberne Schnallen, und locker an einem abgewetzten Lederriemen über den Rücken geschnallt, trug er tatsächlich eine Harpune. »Sie sind also Scarlet Hawthorne«, sagte er zur Begrüßung, »die Frau, nach der alle suchen.« Er verneigte sich vor ihr, ein kurzes Kopfnicken, verbunden mit einer leichten Neigung des Oberkörpers, altmodisch und elegant. »Ihr Name eilt Ihnen voraus.«
    »Wer sucht denn nach mir?«
    Queequeg machte es sich am Tisch bequem und rief Starbuck zu, er möge ihm ein Glas Rotwein bringen. »Gotham spielt verrückt«, sagte er und sah dabei auch Jake an. »Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht, aber es geschehen zu viele Dinge auf einmal, als dass wir die Augen vor ihnen verschließen könnten.« Er stellte die Harpune neben sich.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Scarlet.
    »Viel.« Er schaute sich um und betrachtete äußerst wachsam die anderen Gäste. »Sehr viel.«
    Starbuck brachte ein großes Glas mit rotem Wein, und Queequeg dankte ihm wortlos mit einem Kopfnicken.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, wollte der Wirt wissen.
    »Mehr als damals mit Ahab auf See«, erwiderte der einstige Harpunier. »Und das, was mich seit Wochen schon beschäftigt, scheint nur der Anfang zu sein.«
    »Was ist denn los?«, fragte jetzt auch Jake.
    Queequeg leerte das Glas in einem Zug. »Es gibt so viele Geschichten zu erzählen. Mit welcher soll ich beginnen?«
    »Wer sucht nach mir?«, wiederholte Scarlet ihre Frage von vorhin.
    »Die Wendigo.«
    Scarlet und Jake sahen einander an.
    »Und zwei seltsame Gestalten, die sich Mr. Nook und Mr. Nubbles nennen. Oder anders. Sie benutzen viele Namen. Und sie stellen viele Fragen. Immer nur nach Ihnen.«
    »Na, das ist ja die Neuigkeit des Nachmittags«, presste Scarlet hervor.
    »Hast du jemals von einer Lady Solitaire gehört?«, fragte Jake.
    Queequeg griff in die Manteltasche und beförderte eine Pfeife ans Tageslicht. »Ihr Name wird hin und wieder geflüstert, aus vielerlei Gründen.« Er steckte sich die Pfeife an. »Aber keiner weiß, wer sie ist. Man munkelt, dass sie diejenige ist, die den Wendigo Befehle erteilt. Dass sie diese bösen Geister aus den tiefen Wäldern des Westens heraufbeschworen und hierher nach Gotham gerufen hat. Sie sei die Lady, die niemals träumt. Das ist es, was man so sagt.«
    »Das behaupten die Leute?«
    »Es ist das, was auf den Märkten und in den Gassen und Tunneln erzählt wird, ja.«
    »Nicht sehr ergiebig«, meinte Jake enttäuscht.
    »Sie existiert«, stellte Queequeg klar. »Sie ist kein Hirngespinst. Es gibt sogar Leute, die behaupten, dass sie mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hat.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo man sie finden kann?«, fragte Scarlet.
    »Nein.«
    »Könnten Sie es herausfinden?«
    »Dies ist die uralte Metropole«, gab er belustigt zur Antwort. »Hier kann man alles herausfinden. Die Frage ist nur, wie lange man dafür braucht.« Er führte die Pfeife an den Mund und inhalierte den weißen Rauch tief, bevor er ihn aus der Nase fließen ließ. »Und welchen Preis man dafür zahlen muss.«
    »Was hat es mit den Kindern auf sich?«, fragte Jake.
    Queequeg betrachtete die kunstvoll geschnitzte Pfeife mit dem verzierten und geschwungenen Hals. »Seit einigen Wochen verschwinden nun schon Kinder aus den Straßen der Stadt. Keiner weiß, was mit ihnen geschieht. Sie sind alle noch klein, kaum fünf Jahre alt.«
    Scarlet horchte auf. Sie musste an Roanoke Island denken. Konnte es sein, dass da ein Zusammenhang bestand?
    »Die Rattenfrauen tragen die Berichte der Nager zusammen. Es geschieht in allen fünf Boroughs New Yorks. Und es sind Kinder aus allen Schichten. Kinder aus Gotham selbst und darüber hinaus auch die Kinder aus der uralten Metropole. Spuren findet man keine. Manch einer munkelt, dass die Wendigo etwas damit zu tun haben. Aber das ist nur Geschwätz.
Keiner weiß wirklich etwas. Tatsache ist nur, dass die Kinder verschwinden. Und dass, so lauten die Berichte, eine mysteriöse Frau in Weiß etwas mit dem Verschwinden zu tun haben soll.«
    »Weiß man denn, wie viele Kinder bisher verschwunden sind?«, wollte Jake wissen.
    »Es mögen um die zweihundert Kinder sein, die vermisst werden. In TriBeCa fand man Schneeflocken auf den Bettchen, in denen sie gelegen

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