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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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nach oben. «Ich rede nicht mit dir über meine Fälle, das weißt du doch. Der Schultheiß hat’s strikt verboten. Und ich bin da ausnahmsweise einmal ganz seiner Meinung.»
    Gustelies lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und schlüpfte mit einem wohligen Seufzer aus ihren Holzschuhen. «Ahh. Das tut gut. Weiß der Schultheiß denn auch, wie ihr erfahren könntet, wer das arme Ding war?»
    «Natürlich nicht, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr», erwiderte der Richter. «Und jetzt lasst uns über etwas anderes sprechen.»
    «Siehst du», entgegnete seine Schwiegermutter. «Ich würde es herauskriegen.»
    «Du?»
    «Ja. Ich. Nichts leichter als das. Deine Frau übrigens auch. Aber sie ist in diesem Fall wahrhaftig von den Ermittlungen ausgeschlossen.»
    «Wie oft soll ich es noch sagen?» Blettner verdrehte die Augen. «Es gibt keinen Fall mehr.»
    Hella schenkte den Worten ihres Mannes nicht die geringste Beachtung. «Ich bin schwanger, aber nicht krank und also auch nicht ausgeschlossen.»
    «Trotzdem!», bestimmte Gustelies. «Und keine Widerworte, meine Liebe!»
    Blettner spitzte die Ohren. «Nur aus reinem Interesse. Wie würdest du denn vorgehen?» Er hob die Hände. «Nicht, dass dies noch von Bedeutung wäre, aber ich lerne immer gern dazu.»
    «So einfach ist das nicht, mein Lieber. Ehe ich dir etwas sage, will ich vorher von dir etwas hören.»
    Blettner lachte auf. «Ich handle nicht. Wir sind doch hier nicht auf dem Markt.»
    «Ich sage es ja. Die Welt wird immer schlechter. Jetzt feilscht die Familie schon am Küchentisch», bemerkte Pater Nau.
    «Sei du mal ganz still! Du bist krank», bekam er von Gustelies zu hören, die ihm aber zugleich seinen Weinbecher neu füllte. Dann sah sie ihren Schwiegersohn an. «Also, was ist jetzt?»
    Heinz Blettner kniff die Augen zusammen und deutete mit dem Kinn auf Hella.
    «Mich brauchst du nicht zu schonen», erklärte diese mit einem strahlenden Lächeln. «Was du mir verschweigst, erzählen mir andere umso lieber.»
    «Ich will dich nicht aufregen. Du musst dich schonen.»
    «Ich will mich aber nicht schonen!» Hella stampfte unter dem Tisch mit dem Fuß auf. «Wenn du mir nicht alles erzählst, dann mache ich mir meine eigenen Gedanken. Du weißt genau, wohin das führt.»
    Heinz Blettner zuckte zusammen. O ja, das wusste er. Sie würde sich alle Auskünfte, die er ihr nicht gab, selbst einholen. Und Gott allein wusste, woher. Womöglich geriet sie auf die Art tatsächlich in Gefahr. Er seufzte. Obwohl er zehn Jahre älter war als seine Frau und schon seit drei Jahren mit ihr verheiratet, hatte er es bisher nicht geschafft, sie zu zähmen. Und er bezweifelte, dass ihm das je gelingen würde.
    «Also!» Gustelies klopfte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, und in diesem Augenblick erkannte Heinz Blettner, dass er alles, was er wusste, jetzt sagen würde. Immerhin, das war leider, leider unbestreitbar, hatten ihm seine Frau und seine Schwiegermutter schon so manches Mal geholfen. Überdies war dieser Fall ja erledigt. Und nicht einmal der Schultheiß hatte ihm verboten, über abgeschlossene Fälle zu reden.
    «Wir wissen nichts, was ihr nicht auch schon wisst. Sie ist tot, sie ist unbekannt, sie war schwanger, und man hatte ihr das Kind aus dem Leib geschnitten.»
    «Was habt ihr unternommen, um herauszufinden, wer sie war?», wollte Gustelies wissen.
    «Wir haben alle befragt, die uns in den Sinn kamen. Den Schreiber habe ich sogar in die Vorstadt geschickt. Niemand weiß, wer sie ist.»
    «Aha. Das dachte ich mir», erklärte Gustelies. Dann deutete sie mit einem Finger auf ihre Tochter. «Erzähl du ihm, wen du gefragt hättest.»
    Hella verdrehte die Augen. «Natürlich die Hebammen und Kräuterfrauen. Wen denn sonst, wenn sie schwanger war? Und vielleicht die Apotheker. Dann, wenn das nichts bringt, die Spitzenklöpplerinnen und die Stickerinnen. Jede Mutter will doch für ihren Säugling das Beste und Schönste. Und wenn die Tote nicht erkennbar arm war, dann braucht sie bestickte Windeln und Mützchen mit Spitzen daran für das Kind.»
    Blettner nickte gedankenvoll. Sie hat recht, dachte er. Manchmal taugen Frauen wahrhaftig etwas bei Criminalermittlungen. Aber jetzt ist es zu spät.
    «Bei der Gelegenheit: Habt ihr eigentlich die Magd der Seifensieder gefunden?», hakte Gustelies nach.
    Blettner schüttelte den Kopf. «In diesem Falle konnten wir nichts tun, da niemand sie als vermisst gemeldet hat. Und die Tote vom Main war schon tot, bevor

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