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Die Verfluchte

Die Verfluchte

Titel: Die Verfluchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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und die Hitze, die von ihm ausging. Ihr Herz klopfte so heftig, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie hörte Alans Herz, spürte seinen Atem in ihrem Genick. Er war so dicht bei ihr, dass sie das Knistern seiner Kleidung hören konnte, als er sich endlich wieder bewegte. Sacht stellte er sie auf die Füße zurück, und sie war verblüfft von der Zärtlichkeit dieser Geste. Sie glaubte schon, einem Irrtum aufgesessen zu sein. Dieser düstere Ausdruck in seinen Augen – sie musste ihn sich eingebildet haben. Sie drehte sich zu ihm um ...
    Und da war immer noch dieses hasserfüllte strahlend blaue Flackern.
    In diesem Moment wusste sie, dass sie sterben würde.
    Sie konnte nicht schreien. Sie stand da und sah zu, wie sich das blaue Leuchten ausbreitete, wie es feine Linien und verschlungene Muster bildete, die sich von seinem linken Augenwinkel aus über seine Wange, seine Schläfe und seine Stirn zogen. Keltische Muster, unendliche Knoten, ineinander verschlungen wie das Meer und das Land Aremoricas.
    Wie gebannt hob sie die Hand an den Mund, und in diesem Augenblick erst bemerkte sie die Dornen, die sich in ihre Haut gegraben hatten. Erschrocken schaute sie auf das Blut in ihrer Handfläche. Der Schmerz war klar und scharf.
    Alans Blick fiel auf den dornenbewehrten Zweig in ihrem Fleisch. Das blaue Muster auf seiner Haut war jetzt so deutlich, als hätte es ein Künstler mit einem feinen Pinsel aufgetragen. Alan hob die Hand, näherte sie dem Zweig. Und löste ihn sanft aus Roses Fleisch.
    Einen Augenblick lang starrte er auf die scharfen Dornen. Dann, mit einer bedächtigen Geste, schloss er die Finger um den Zweig. Und ballte sie zu einer festen Faust.
    Rose hielt die Luft an. Sie sah den Schmerz, den ihm die scharfen Dornen bereiteten, in Alans Augen. Blut erschien zwischen seinen Fingern und rann an seinem Handgelenk hinab.
    Und die blauen Linien in seinem Gesicht leuchteten grell.
    „Was ...“, murmelte Rose, sprach jedoch nicht weiter. Sie hob ihre eigene blutende Hand, näherte sie der von Alan. Ihr war schlecht und schwindelig zugleich, und sie begriff, dass sie den Atem angehalten hatte. Als sie Luft holte, hörte sie das Blut in ihren Ohren rauschen.
    Alan sah ihr in die Augen. Und langsam sank er auf die Knie.
    „Alan!“ Das Wort flog über Roses Lippen.
    Er kniete vor ihr, und als er seinen Namen hörte, stöhnte er gepeinigt auf. Sie griff nach seinen Armen, spürte seine Muskeln, die hart waren und völlig verkrampft. Sie wollte ihn vor dem Hinfallen bewahren, so, wie er eben sie davor bewahrt hatte. Sein Oberkörper schwankte.
    „Nein!“, stieß er mühevoll hervor. „Nicht! Du musst ...“ Er kippte vornüber, genau in ihre Arme.
    Sie braucht all ihre Kraft, um ihn zu halten, aber sie schaffte es. Mit ihrer Hilfe gelang es Alan, sich wieder aufzurichten. Langsam hob er den Kopf, suchte ihren Blick.
    „Lauf!“, hauchte er. Seine Lippen waren so blass wie die eines Toten. In seinen Augen stritten Schmerz und Hass um die Vorherrschaft. Die blauen Linien auf seiner Haut schienen zu pulsieren.
    Rose kämpfte ihre eigene Panik nieder. „Komm!“ Sie wollte ihn auf die Füße ziehen, aber mit einem heftigen Ruck entzog er sich ihr.
    „Nein!“ Seine Augen flackerten. „Lauf weg!“ Seine Stimme klang jetzt flehentlich. Und sehr brüchig.
    Rose hörte nicht auf ihn. Sie zerrte an ihm, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich auf die Füße zu rappeln. Schwankend stand er vor ihr, den Kopf gesenkt, sodass sie das blaue Flackern in seinen Augen nicht sehen konnte. Sein Atem ging stoßweise, mit jedem Zug schienen ihn Wellen des Schmerzes zu überlaufen. Er stöhnte gepeinigt.
    Rose wusste nicht, was sie tun sollte. Was geschah mit ihm? Sie war noch nie zuvor in einer solch sonderbaren Situation gewesen.
    Oder?
    Eine ferne Erinnerung regte sich in ihr. Wieder glaubte sie, Schlachtenlärm zu hören, das Schreien kämpfender Männer und das Klirren von Waffen, die aufeinanderprallten. Und wieder verschwand der Eindruck so schnell, dass sie nicht sicher war. Sie streckte die Hand aus. Als ihre Finger die seinen berührten, vermischte sich ihr Blut mit seinem.
    Ein Prickeln rann über Roses Körper.
    Alans Kopf ruckte hoch, und sie wusste, dass er das Gleiche fühlte.
    Eine unbändige Hitze bildete sich dort, wo ihre Haut sich berührte, und dann, gerade als das Prickeln zu heftig wurde, gab es einen grellen Blitz.
    Rose keuchte auf.
    Und starrte verblüfft auf ihre ineinander verschlungenen

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