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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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zu unserem Lager zurückschleppten, übel
    zerschunden und erschöpft, sahen wir die Bestien noch geraume
    Zeit über unseren Köpfen kreisen. Sie flogen mittlerweile so
    hoch, daß sie nicht größer als Wildtauben aussahen. Nachdem
    wir dichter bewaldetes Gebiet erreicht hatten, gaben sie die
    Verfolgung schließlich auf.
    §
    »Ein interessantes und sehr lehrreiches Erlebnis«, meinte
    Professor Challenger, als wir am Bach Rast machten und er
    sein angeschwollenes Knie kühlte. »Jetzt sind wir über die
    Verhaltensweisen eines in Rage geratenen Pterodactylos
    bestens informiert.«
    Professor Summerlee wischte sich das Blut von der
    Platzwunde an der Stirn, während ich mir mein Taschentuch
    um den Hals band. Das Ungeheuer hatte mir eine relativ große
    Stichwunde beigebracht, die zwar wenig blutete, dafür aber
    um so mehr schmerzte. Lord John war am besten
    weggekommen. Ihm hatte einer der Flugdrachen lediglich das
    Jackett zerrissen, die Haut an der bloßen Schulter aber nur
    leicht geritzt.
    »Wir müssen also feststellen«, fuhr Professor Challenger
    fort, »daß unser junger Freund hier eine Stichwunde
    davongetragen hat, während Lord John lediglich eine leicht
    zerfetzte Jacke zu beklagen hat. Professor Summerlee ist an der
    Stirn verletzt, und mir haben sie mit den Flügeln auf den Kopf
    geschlagen, womit wir eine bemerkenswerte Demonstration
    ihrer Angriffsmethoden geliefert bekommen haben.«
    »Wir sind gerade noch einmal mit dem Schrecken
    davongekommen«, sagte Lord John ernst. »Ich könnte mir einen
    schöneren Tod vorstellen, als von so einem Biest in Stücke
    gehackt zu werden. Es tut mir leid, daß ich mein Gewehr
    benutzen mußte, aber es blieb mir keine andere Wahl.«
    »Wenn Sie es nicht getan hätten, wären wir nicht hier«,
    sagte ich, und es war meine feste Überzeugung.
    »Möglicherweise hat es nicht einmal etwas geschadet«,
    sagte Lord John. »Hier in diesem Urwald kracht öfter einmal
    etwas. Zum Beispiel wenn ein Baum splittert oder umstürzt.
    Für heute, würde ich sagen, haben wir genug Aufregungen
    gehabt, und unser Bedarf an Spannung dürfte eigentlich
    gedeckt sein. Ich schlage daher vor, daß wir zum Lager
    zurückkehren und erst einmal die Wunden ordentlich
    behandeln. Wer weiß, was für Gift an den Schnäbeln dieser
    gräßlichen Viecher hängt.«
    Unser Bedarf an Aufregung und Spannung war zwar
    wirklich mehr als gedeckt, als wir jedoch zu unserem Lager
    kamen, wartete die nächste Katastrophe auf uns.
    Der mit Dornengebüsch verbarrikadierte Zugang zum Fort
    Challenger
    war
    unberührt,
    die
    stacheldrahtähnliche
    Umfriedung völlig intakt, aber trotzdem hatte in unserer
    Abwesenheit eine Kreatur, die Bärenkräfte haben mußte,
    verheerenden Schaden angerichtet.
    Nicht ein Fußabdruck zu sehen, also mußte sie über die
    Äste des Gingkobaums gekommen und auf diesem Wege auch
    wieder verschwunden sein.
    Unsere Habseligkeiten waren über den Boden verstreut. Die
    Büchsen lagen in der Gegend herum. Eine davon war
    aufgerissen und der Inhalt- es war Corned Beef gewesen –
    aufgefressen. Eine Munitionskiste war zu Kleinholz verarbeitet,
    der Metalldeckel total zerfetzt.
    Schieres Entsetzen kroch uns über den Rücken. Mit
    ängstlichen Blicken spähten wir durch die dunklen Schatten, die
    uns umgaben und voll von neuen Gefahren sein konnten.
    Als wir plötzlich die Stimme unseres treuen Zambo durch
    die Stille zu uns dringen hörten, war es uns, als rücke die Welt
    wieder in normale Bahnen. Wir liefen zum Rand des Plateaus,
    und da saß er gegenüber auf der Felszinne und grinste von
    einem Ohr zum anderen.
    »Alles in Ordnung, Master Challenger, alles in Ordnung«,
    rief er. »Zambo hier bleiben. Keine Angst. Sie mich immer
    finden, wenn mich brauchen.«
    Sein ehrliches schwarzes Gesicht und die Landschaft
    dahinter riefen uns ins Gedächtnis zurück, daß wir Menschen
    des zwanzigsten Jahrhunderts waren, auf der Erde lebten und
    nicht auf einem Planeten der frühen Entstehungsgeschichte.
    Trotzdem fiel es mir schwer, mir vorzustellen, daß sich
    hinter der violetten, verschwommenen Linie des Horizonts der
    Amazonas durch den Urwald wälzte, daß Schiffe auf diesem
    Strom fuhren und Menschen an seinen Ufern lebten, während
    wir von Kreaturen längst verflossener Zeitalter umgeben und
    bedroht waren.
    §
    Noch eine Erinnerung an diesen aufregenden Tag ist mir
    geblieben, und mit ihr will ich diesen Bericht abschließen.
    Unsere Professoren, durch ihre Verletzungen

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