Die Verschwörung
Brustkorb nehmen könntest.«
Doch Lee wollte nicht aufhören, machte weiter. Harte Ellbogen auf weichem Fleisch. Der König und die Bäuerin. Laß jucken, Faith. Gib’s mir.
»So brauchst du es nicht zu machen.«
»Wasch hättsch’n lieba?« nuschelte er zurück. Beim Landgang in New York war er zum letztenmal so besoffen gewesen. Bei der Marine. Ein heftiger Schmerz breitete sich in Lees Schläfen aus. Fünf Bier und ein paar Gläser Wein, und er war völlig abgefüllt. Die lieber Himmel, er wurde alt.
»Laß mich nach oben. Du bist zu blau. Du weißt ja nicht mehr, was du tust«, sagte sie unverblümt und mit tadelnder Stimme.
»Oben? Immer die Chefin, was? Sogar im Bett. Der Teufel soll dich holen.« Er packte ihre Handgelenke so fest, daß seine Daumen und Zeigefinger sich berührten. Man mußte ihr zugute halten, daß sie nicht einmal wimmerte, obwohl er daran, wie ihr Körper sich unter ihm spannte, ihren Schmerz erkannte. Seine Pranken fuhren über ihre Brüste und ihren Hintern, schlugen grob auf ihre Beine und ihren Leib ein. Er machte aber keinen Versuch, in sie einzudringen. Nicht deswegen, weil er zu betrunken war, um den richtigen Weg zu finden. Es lag daran, daß nicht mal der Alkohol ihn dazu bringen konnte, einer Frau so etwas anzutun. Er behielt die Augen geschlossen, weil er sie nicht anschauen wollte. Aber er neigte sein Gesicht. Er wollte, daß sie seinen Schweiß roch, den Hopfen und Malz seiner Lust in sich aufnahm.
»Ich dachte nur, so macht es dir mehr Spaß«, sagte sie.
»Verdammt!« brüllte Lee. »Das nimmst du so einfach hin?«
»Soll ich lieber die Polizei anrufen?«
Ihre Stimme war wie ein Bohrer, der in seinen ohnehin schmerzhaft pochenden Schädel drang. Er hockte über ihr, die
Arme verschränkt; die Sehnen seines Bizeps traten hervor.
Er spürte, daß eine Träne aus seinem Auge quoll und über seine Wange glitt. Wie eine einzelne Schneeflocke auf Wanderschaft. Heimatlos, so wie er. »Warum trittst du mir nicht vor die Nüsse, Faith?«
»Weil es nicht deine Schuld ist.«
Lee wurde schlecht. Er erschlaffte. Faith bewegte den Arm, und er hinderte sie nicht daran. Er ließ sie los, ohne daß sie ein Wort zu sagen brauchte. Ganz sanft berührte sie sein Gesicht, wie eine vom Himmel gefallene Feder. Als sie sprach, war ihre Stimme belegt. »Ich habe dein Leben ruiniert.«
Er nickte. »Wenn ich mit dir abhaue - krieg’ ich das jeden Abend? Als Hundekuchen?«
»Wenn du willst.« Sie zog die Hand plötzlich weg und ließ sie aufs Bett fallen.
Er unternahm nichts, sie wieder zu packen.
Schließlich schlug er die Augen auf und sah die Traurigkeit in ihrem Blick, den anhaltenden Schmerz in der Straffheit ihres Halses und Gesichts - Schmerz, den er hervorgerufen und den sie schweigend über sich hatte ergehen lassen. Das Schimmern von Tränen der Hoffnungslosigkeit auf blassen Wangen. Sie waren wie etwas sengend Heißes, das dicht an seiner Haut vorbeiströmte, mit seinem Herzen zusammenprallte und darin verdampfte.
Er wuchtete sich von ihr herunter und wankte ins Bad. Er schaffte es gerade noch zur Toilette, spuckte das Bier und das Abendessen schneller aus, als er es zu sich genommen hatte. Dann verlor er auf den teuren italienischen Bodenfliesen das Bewußtsein. Das kalte Prickeln eines Waschlappens auf der Stirn brachte ihn wieder zu sich. Faith war hinter ihm, wiegte ihn in den Armen. Sie trug offenbar irgendein langärmeliges TShirt. Er konnte ihre langen, muskulösen Schenkel und ihre dünnen, gekrümmten Zehen ausmachen. Er spürte, daß ein dickes Handtuch auf seinem Bauch lag. Ihm war noch immer übel und kalt. Seine Zähne klapperten. Sie half ihm beim Hinsetzen und Aufstehen und schlang einen Arm um seine Taille. Er trug Jockeyshorts. Sie mußte sie ihm angezogen haben, denn er selbst wäre nicht dazu fähig gewesen. Er kam sich vor, als hätte er ein Jahr unter den Brücken geschlafen. Sie schafften es zusammen zum Bett, und Faith half ihm hinein und deckte ihn zu.
»Ich schlafe in einem anderen Zimmer«, sagte sie leise.
Lee erwiderte nichts, weigerte sich sogar, die Augen noch einmal aufzumachen.
Er hörte, daß sie zur Tür ging. Bevor sie das Zimmer verließ, sagte er: »Tut mir leid, Faith.« Er schluckte, seine Zunge fühlte sich so dick wie ein Pfirsich an.
Bevor sie die Tür zumachte, hörte er sie ganz leise sagen: »Du wirst es kaum glauben, Lee, aber es tut mir noch mehr leid als dir.«
KAPITEL 34
Brooke Reynolds schaute sich gelassen im
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