Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
Besserwisser zu Besuch haben, können wir jemanden wie sie gut gebrauchen. Meine Güte, wird sie dir das Leben erleichtern!« Osler nimmt das nächste Dossier vom Stapel und schlägt es auf. »Sieh zu, dass sie ein Quartier bekommt. Ich melde den Wechsel bei den Zuteilern.«
    Mit einer Handbewegung entlässt er uns.
    Draußen dreht Albina sich triumphierend zu mir um. »Siehst du? Ich wusste, es würde klappen.«
    Mein Lächeln fällt nicht allzu überzeugend aus, ich weiß noch nicht, wie ich zu dieser Wendung stehe. Im Moment fühlt sie sich wie ein Schritt in die falsche Richtung an. Als Arbeiterin im Bringdienst wurde ich in der ganzen Sphäre herumgeschickt – jeden Tag bestand die Chance, etwas Entscheidendes zu entdecken. So wie das rote Dossier. Jetzt bin ich an den Medpoint gebunden und werde hauptsächlich mit kranken Menschen zu tun haben, die garantiert keine Geheimdokumente mit sich führen.
    Ich war so knapp dran.
    »Freust du dich nicht?« Wenn Albina die Stirn runzelt, wirkt sie plötzlich älter. »Warte nur ab, ich lasse dich nicht bloß Handlangerdienste erledigen, ich werde dir richtig Verantwortung übertragen. Du kannst dich fortbilden, Kurse besuchen und wirst allen zeigen, dass Intelligenz und Kompetenz nichts mit der Herkunft zu tun haben. Wenn du einen Förderer findest, der sich auf einer Akademie für dich verbürgt, kannst du sogar Ärztin werden.«
    Ich stelle mir vor, was das für jemanden wie Sindra Holun bedeuten würde. Eine völlig neue Welt, die sich plötzlich auftut.
    »Doch.« Ich vertiefe mein Lächeln und lege Fassungslosigkeit in meine Stimme. »Ich kann es nur noch nicht glauben. Das ist so –«
    »Ja, nicht wahr? Aber sei mir nicht zu dankbar, es war auch eine ordentliche Portion Egoismus im Spiel.« Sie knufft mich freundschaftlich gegen den Oberarm. »Ich konnte der Vorstellung, eine intelligente Helferin zu haben, nicht widerstehen.«

29
    Mein neues Quartier teile ich nur mit zwei anderen, trotzdem ist es mehr als doppelt so groß wie das zuvor. Es enthält einen Tisch, eine kleine Kochstelle und sogar ein fest installiertes Datenterminal – natürlich mit eingeschränktem Informationsfluss.
    Außerdem eine eigene Dusche, nur für uns drei. Das ist so wundervoll, dass ich fast zehn Minuten unter dem heißen Wasserstrahl verbringe, bevor ich meine neue Arbeitskleidung anlege. Hellgrünes Hemd, weiße Hose. Diesmal ist es ein bauschiges Häubchen mit Gummizug, unter dem ich mein Haar verbergen kann.
    Mein Dienst beginnt erst morgen, also kann ich wenigstens das Treffen mit Aureljo einhalten. Der mich auf den ersten Blick in der neuen Kleidung gar nicht erkennt, mich aber heftiger als sonst an sich presst, als wir uns begrüßen.
    Ich erzähle ihm alles. Von der verpassten und der neuen Chance. Sogar von dem Treffen mit dem Silberhaarigen, zu dem ich eigentlich erscheinen wollte.
    Wie ich vermutet hatte, ist er froh. »Ich war den ganzen Tag in Alarmbereitschaft und habe versucht, darauf zu vertrauen, dass du kein zu großes Risiko eingehst.«
    »Aber wozu sind wir denn hier, wenn wir nicht aktiv werden? Du hattest so viele Ideen. Was ist daraus geworden?«
    Aureljos Blick wird eine Spur härter, kaum merkbar. »Wie viele Einheiten Durchsetzung und Verwirklichung hast du belegt?«
    »Vier. Ich habe mich bei Morus nie wohlgefühlt.«
    »Dann glaube mir, wenn ich dir sage, dass Geduld dabei das Wichtigste ist. Es geht nicht darum, ein Ziel schnell zu erreichen, sondern mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit.«
    »Was ist denn im Moment dein Ziel?« Der herausfordernde Ton meiner Worte ist Absicht. Ein weiterer Merksatz aus Morus’ Repertoire lautete: Je weniger Leute du über deine Pläne informierst, desto eher werden sie gelingen . Falls Aureljo diesen Spruch beherzigen möchte, ist er bei mir an der falschen Adresse. »Worauf arbeitest du hin? Auf besonders blank geputzte Kuppeln? Oder auf die Aufnahme bei den Sentineln, irgendwann in zwei Jahren? Auf ein Hacken geheimer Daten über ein Arbeiterterminal, das nur für das Abrufen von Spielen und Erfolgsmeldungen zugelassen ist? Du trittst auf der Stelle, Aureljo, und du willst es nicht zugeben.«
    Er mustert mich ernst. »Das rote Dossier wäre ein guter Anfang. Ich habe Kuppel 3c heute inspiziert; der Raum, von dem du erzählt hast, liegt ziemlich günstig. Man muss um die Sentinel-Zentrale herumgehen, um zum Eingang zu gelangen. Wusstest du, dass die Kuppelreiniger auch für kleine Reparaturen an den Leitungen

Weitere Kostenlose Bücher