Die Verschworenen
zuständig sind? Oder für die Behebung von Luftverunreinigungen? Es müsste nur das passende Belüftungsrohr verstopft sein, und schon hätte ich Zugang zu Raum 14.«
Das klingt tatsächlich interessant. Bei Luftverunreinigung wird der betroffene Teil der Kuppel geräumt, bis der Schaden behoben ist. Keine große Sache, kommt immer wieder vor, und meistens dauert es nicht länger als eine halbe Stunde.
Aureljo denkt an einen inszenierten Zwischenfall. Das richtige Rohr zu verstopfen, ist für ihn ein Kinderspiel und dann muss er nur noch dafür sorgen, dass er zur Beseitigung des Problems geschickt wird – das einzufädeln, traue ich ihm zu.
»Hast du dir schon einen Zeitpunkt überlegt?«
Er lacht leise auf. »Ich verstehe, warum du mit Morus’ Lektionen deine Probleme hattest. Geduld, Ria. Ich werde nichts übers Knie brechen.«
In dieser Nacht versuche ich, das Einschlafen hinauszuzögern, um das weiche, warme Bett bewusst genießen zu können. Seit über drei Monaten habe ich nicht mehr so gut gelegen.
Erstmals bin ich auch nicht zu erschöpft für Sehnsucht. Sandors dunkle Augen, sein Mund, seine Hände schälen sich aus meiner Erinnerung und brennen schmerzhafte Wunden in mein Inneres.
Ich wünschte, er hätte mir vertraut. Was er und was der Sphärenbund vor mir verbergen, ist dieselbe Sache, davon bin ich immer noch überzeugt. Das rote Dossier, die Daten auf dem Terminal des farblosen Sentinel an der Akademie; Quirins Worte an Sandor in der Nacht, als Vilem starb – sie alle kreisen um dasselbe Zentrum, eine einzige Wahrheit. Eine Verschwörung.
Unvorstellbar, dass jemand zu so etwas fähig ist , hat Gorgias, der Rektor unserer Akademie, angesichts der Informationen auf dem Datenterminal gestöhnt.
Und Sandor … Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel Schmerz in einem Gesicht gesehen zu haben wie in seinem, nach dem Gespräch mit Quirin. Als hätte ihn etwas innerlich zerrissen.
Ich drehe mich auf die andere Seite, mein Bett federt wunderbar. Die beiden Frauen, mit denen ich das Zimmer teile, schlafen schon und atmen leise.
Ob Sandor noch Fürst ist? War Yann der Einzige, der ihn zum Kampf herausgefordert hat, um ihm seinen Platz streitig zu machen?
Ich hoffe es mit ganzer Kraft.
In der Dunkelheit mache ich die Zeichen für: bald. Wieder. Wir. Kaum zu glauben, wie sehr mich das tröstet.
Innerlich habe ich mich für das Entleeren von Bettpfannen gewappnet, aber Albina setzt mich vor ein Datenterminal und trägt mir auf, die Werte zu überprüfen, die stündlich von den Salvatoren der Patienten geschickt werden.
»Alles, was besorgniserregend ist, blinkt rot. Was nur geringfügig abseits der gewünschten Norm liegt, blinkt violett. Du schickst die auffälligen Meldungen an Osler. Weißt du, wie das geht?«
Sie macht den Eindruck, als wäre sie in Eile, deshalb nicke ich wahrheitsgemäß.
»Gut. Zeig es mir an einem Beispiel, dann lasse ich dich allein weitermachen.«
Die Liste ist geöffnet, beim dritten Eintrag blinken die Leberwerte violett. Oslers Terminaladresse ist als Kontakt in der Adressleiste gespeichert, ich muss die Meldung lediglich dorthin ziehen.
»Bestens. Du schaffst das mit links. Ich gehe jetzt nach deinem Schützling sehen und werde ihn davon in Kenntnis setzen, dass er dir sein Leben verdankt. Soll ich ihn von dir grüßen?«
»Ja. Sicher.«
Sie geht und lässt mich in dem kleinen Büroraum allein zurück.
Ein Datenterminal. Es ist ein älteres Modell als das, das ich an der Akademie zur Verfügung hatte, aber es erfüllt alle wichtigen Funktionen. Ich könnte von hier aus Nachrichten an die Menschen schicken, deren Terminal-Adressen ich auswendig weiß, und das sind eine ganze Menge.
Ich könnte Tudor schreiben, dass seine Intrige in die Binsen gegangen ist. Nein. An diese Theorie glaube ich schon lange nicht mehr. Tudor hat uns nicht auf dem Gewissen und verschwendet wahrscheinlich längst keinen Gedanken mehr an uns.
Aber Grauko. Ich könnte ihm ein Lebenszeichen schicken.
Die Verlockung ist riesig und ich bekämpfe sie mit Arbeit, wobei ich mich vor allem darauf konzentriere, nicht zu schnell zu sein. Das könnte auf eine zu große Vertrautheit mit Datenterminals schließen lassen; Albina ist zwar sehr enthusiastisch, aber nicht dumm.
Also langsam. Ich nutze die Gelegenheit, Patientendaten zu studieren.
Eine Klimatologin, Knieoperation, alle Werte in Ordnung.
Ein Sentinel, Blasenentzündung, alle Werte in Ordnung.
Eine Verwaltungsbeamtin,
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