Die Versuchung der Hoffnung
Hope danach zu Runde sechs oder so wieder zurück ins Bett kuscheln zu können, hat er ferngesehen. Das war, trotz der sehr befriedigenden Nacht, ziemlich frustrierend.
Montag hat er sich dazu hinreißen lassen, ihr eine SMS zu schicken, auf die sie leider nicht reagiert hat. Und heute hatte er einfach keinen Bock mehr, sich Gedanken darüber zu machen, warum er sich so viele Gedanken über sie macht. Also hat er beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Auch wenn er sich ein wenig lächerlich dabei vorkam, sich wie ein liebeskranker Volltrottel vor der Bibliothek zu postieren und auf sie zu warten. Von dem Gefühl, sich lächerlich zu machen, mal ganz abgesehen, war er obendrein auch noch ziemlich nervös.
Die Zeit des Wartens hat sich allerdings schon allein dafür gelohnt, Hope jetzt knallrot anlaufen zusehen. John kann sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen.
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John lacht und ich bin irgendwie erleichtert.
„Ich habe keine SMS von dir bekommen“, erwidere ich prompt, weil ich irgendwie immer das Gefühl habe, mich rechtfertigen zu müssen, wenn mir jemand Vorwürfe macht. Ich denke kurz darüber nach, wie sie mir wohl entgangen sein könnte und dann fällt mir der Berg von Spam-Nachrichten wieder ein, die ich bekommen habe. Bestimmt habe ich sie dabei versehentlich gelöscht.
„Du kannst ruhig ehrlich zugeben, wenn du eigentlich nur meinen Körper wolltest und deshalb nicht zurückgeschrieben hast, Hope.“
„Nein, das ist es nicht“, stammle ich und erröte noch ein bisschen heftiger.
„Dann willst du meinen Körper also auch nicht mehr?“ John greift sich mit gespielter Geste ans Herz und mein Körper beginnt bei dem Gedanken an den seinen zu vibrieren. Ich höre mich viel zu laut und viel zu albern lachen, aber er macht mich nervös. Ganz eindeutig scheint ihn mein affiges Gelächter zu erfreuen, denn nun lächelt er strahlend und beugt sich zu mir herunter, um mir einen Kuss auf die Schläfe zu pressen.
„Wenn du meine SMS einfach nicht bekommen hast und ich heute beschließe, verblendet genug zu sein, um einfach zu ignorieren, dass du am Sonntagmorgen verschwunden bist, würdest du mir dann vielleicht die Ehre erweisen, heute Abend mit mir auszugehen?“
In meinem manchmal etwas langsam arbeitendem Gehirn muss ich erst einmal einen Moment lang sortieren, was er da gerade gesagt hat. In dem Moment, in dem mein Herz freudig erregt gegen meinen Brustkorb zu klopfen beginnt, fange ich an zu grinsen.
„Du bittest mich um noch ein Date, Jonathan Petterson?“ Während Adrenalin sich aufgeregt kribbelnd in meinem Körper ausbreitet, versuche ich, völlig gelassen auszusehen. Was mir allerdings nur mäßig gelingt, denn ich kann kaum stillstehen.
John hat das mit dem lässigen Aussehen schon eher drauf. Nur seine Hände, die sich ein paar Mal schnell öffnen und wieder schließen, verraten, dass er sich seiner Sache vielleicht doch nicht ganz so sicher ist, wie er tut.
„Ja, ich bitte dich um noch ein Date! Ist das so erstaunlich?“ Er beugt sich ein Stück zu mir herunter und schaut mich an, während er langsam seine Hand nach mir ausstreckt, um damit mein Gesicht zu umfassen. Ich starre auf seine Lippen und erinnere mich daran, wie warm, fest und weich zugleich sie sich auf meinen angefühlt haben. Das aufgeregte Kribbeln in mir breitet sich noch weiter aus, während er sich mir langsam nähert. Meine Augen schließen sich, während sich mein Mund in Erwartung seines Kusses ein bisschen öffnet.
Doch leider passiert nichts, außer dass sich hinter uns jemand räuspert.
Erschrocken fahren wir auseinander und ich sehe das amüsierte Gesicht meiner Chefin vor mir.
„Ich störe ja nur ungern, aber ich müsste dann jetzt mal abschließen!“
„Äh … ja … natürlich“, stottere ich verlegen. „Einen schönen Feierabend noch!“ Dann bugsiere ich John ins Freie.
Kapitel 14
„Und jetzt?“ Ich sehe John erwartungsvoll an. Zum einen weiß ich gerade nicht wirklich weiter. Zum anderen ist er es ja, der mich um ein Date gebeten hat. Also gehe ich einfach mal davon aus, dass er da irgendetwas geplant hat.
Er reicht mir seinen Arm, ich hake mich unter und fühle mich seltsam beschwingt und leicht. Vermutlich strahle ich wie ein bekifftes Honigkuchenpferd, aber hey: John Petterson hat mich gerade von der Arbeit abgeholt und jetzt geht er mit mir zu einem Date. Wenn das kein Grund ist zu grinsen, dann weiß ich auch nicht!
„Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, bevor
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