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Die Wahrheit über Marie - Roman

Die Wahrheit über Marie - Roman

Titel: Die Wahrheit über Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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747 Cargo emporheben. Auf der Höhe des Frachtraums angekommen, wurde die Box mit einem brutalen Ruck gebremst, der sie erzittern ließ, dann wurde die Plattform des Hubwagens wie ein Storchenschnabel horizontal in die klaffende schwarze Öffnung hineingeschoben, und die Box verschwand in den Eingeweiden des Flugzeugs.
    Beim Betreten des Flugzeugs machte Marie die unangenehme wie überraschende Entdeckung, dass es dort keine Passagiersitze gab. Die Arme voller Pakete, trat sie in einen riesigen, kaum beleuchteten Frachtraum voller Container. Auf dem bloßen Metallboden waren vom Beladen noch Regenlachen zu sehen, überall gab es Walzen und Kugellager für den automatischen Weitertransport der Paletten im Innern des Frachtraums. Jean-Christophe de G. suchte nach dem Container des Pferdes, der am hinteren Ende des Frachtraums eingeladen worden war, und Marie folgte ihm, darauf achtend, wohin sie ihre Füße setzte, sie vermied, auf die Schienen am Boden zu treten, ängstlich besorgt und orientierungslos in diesem kahlen und abweisenden Raum. Als nach einer Vierteldrehung die Pferdebox in die Längsachse des Flugzeugs manövriert war, setzte sie sich automatisch auf Rollen in Bewegung, deren Motoren der Frachtmanager der Lufthansa von einem an der Bordwand angebrachten Kasten aus bediente. Der nasse, vor Regen triefende Container glitt wie von Geisterhand bewegt durch den dunklen Frachtraum, wurde auf den Metallwalzen geräuschvoll hin- und hergeschüttelt auf seinem Weg durch den langen konvexen Schlauch des Flugzeugbauchs. Zwei Belader liefen als Eskorte nebenher, um darauf zu achten, dass die Box nicht aus den Schienen sprang. Der Container durchquerte den Frachtraum und kam vorne im Rumpf des Flugzeugs zum Stehen, wo er in der Nase der Boeing 747 mit Sperrklötzen am Boden festgekeilt wurde. Der Japaner im Blazer machte eine letzte Inspektionsrunde um den Container, um sicherzustellen, dass die Verriegelung ordnungsgemäß war. Er erklärte Jean-Christophe de G., dass er leider keine Zeit mehr gehabt habe, das Pferd nach seiner Flucht zu untersuchen, und händigte ihm daraufhin einen Erste-Hilfe-Koffer mit medizinischem Material aus, mit dem er die Verletzungen behandeln konnte. Der Frachtmanager der Lufthansa wechselte noch einige Worte mit dem Piloten, verließ dann über die Treppe vorne das Flugzeug, und die Türen der Boeing wurden eine nach der anderen geschlossen.
    Jean-Christophe de G. und Marie wurden aufs Oberdeck geführt, der Pilot ging ihnen durch den Frachtraum durch einen schmalen, von Leuchtstreifen auf dem Boden markierten Gang voller Container voraus, vorbei an einer Ladung von fünfhundert vakuumverpackten Bürokopierern, die im Halbdunkel lagerten. Der Pilot zog eine einfache Metallleiter herunter, öffnete eine Klappe in der Decke und bat sie, hinaufzusteigen. Auch das Oberdeck der Boeing war nicht für Passagiere eingerichtet. An diesem ungemütlichen Ort gab es nur ein paar spartanisch ausgestattete Sitze, die für die Cargonauten reserviert waren, die ihre Ware begleiteten. Der Boden war bedeckt mit billiger, abgenutzter Auslegeware, die einzige Sitzreihe befand sich gegenüber der Tür zum Cockpit. Ein Japaner saß bereits da und schlief, im Trainingsanzug und in Socken döste er auf seinem Sitz mit einer Schlafbrille vor den Augen. Sonst waren sie die Einzigen, mit den Piloten. Kaum hatten sie sich gesetzt, als sich die Tür zum Cockpit öffnete und der Kapitän Jean-Christophe de G. aufforderte, vor dem Start, der unmittelbar bevorstehe, zu seinem Vollblut in den Frachtraum zu gehen, es sei beim Transport von Rennpferden üblich, dass sich die Begleiter des Pferdes während des Starts in den Pferdeboxen aufhalten, um die Tiere zu beruhigen.
    Jean-Christophe de G. und Marie waren wieder in den Frachtraum hinuntergestiegen. Wegen des bevorstehenden Starts waren die Lichter noch eine Stufe dunkler gestellt worden, außer der grünen Notbeleuchtung an den Türen sah man nichts mehr in den Tiefen des Flugzeugs, nur noch ein paar geisterhafte Orientierungslichter glommen an der Decke. Die Boeing 747 Cargo hatte sich in Bewegung gesetzt und die Parkposition verlassen, sie rollte langsam durch die Nacht zur Startbahn. Der starke Wind ließ den Flugzeugrumpf vibrieren, manchmal schüttelten heftige Böen die Ladung am hinteren Ende des Frachtraums. Das Flugzeug hatte an der Zufahrt zur Startbahn angehalten und wartete auf die Freigabe des Towers. Marie schaute nach vorne gebeugt durch eine kleine

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