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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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atmete erleichtert durch. Hatte er doch schon befürchtet, sie beschädigt zu haben. Es wäre sicher keine gute Empfehlung, wenn er hier am zweiten Tag die Einrichtung zerlegte.
    »Dann eben auf die altmodische Art«, seufzte er und wanderte wieder zu den Regalen.
    Ein kalter Hauch streifte sein Gesicht. Er schüttelte sich unwillkürlich, konnte das Gefühl nicht loswerden, nicht allein zu sein. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie die Glaskugel erneut stieg. Hatte er doch etwas kaputt gemacht? Mit gerunzelter Stirn ging er zurück.
    Ineinanderfließende Farben, verzerrte Abbilder von Menschen zitterten wie bei einer Bildstörung durch den Raum.
    Erik blieb stehen und sah gebannt auf den sich aufbauenden Lichtkegel über der Kugel. Landschaften, Bäume, Häuser und Menschen flackerten auf, flossen dann ineinander. Immer neue Bilder formten sich. Es knisterte immer lauter. Graublaue Blitze zuckten zwischen den Bildern durch den Raum.
    Er starrte fasziniert auf die Darbietung. Deutlich sah er das Herrenhaus, dann das Bild einer jungen, blonden Frau. Ihr Haar und ihr Blümchenkleid flatterten im Wind. Eine matt schimmernde Aura umgab sie. Sie schwebte auf ihn zu, sah ihn an und streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. Ihr Arm schien aus dem Lichtkegel direkt auf ihn zuzukommen.
    Erik sprang entsetzt zurück. Plötzlich züngelte Feuer empor und hüllte die Gestalt ein.
    Gehetzt sah er kurz über seine Schulter, denn Sturm rüttelte an den Fenstern. Dämmerung verdrängte rasend schnell das Tageslicht.
    Das Feuer im Kegel erlosch, in seinem Rauch kämpften jetzt zwei Männer mit Schwertern gegeneinander. Die Gestalten konnte er nur undeutlich sehen, die großen Waffen dafür um so deutlicher. Ein Mann sank getroffen zu Boden. Der Lichtkegel färbte sich dunkelrot. Ein Schwert, aus dem Flammen schlugen, blitzte auf. Er konnte die Hand, die es führte, sehen, jedoch nicht mehr die Person: Zu verzerrt waren jetzt schon die Bilder. Dann war es vorbei.
    Der Sturm legte sich, es wurde heller, die Kugel sank zurück.
    Er blieb Minuten lang regungslos stehen, schüttelte sich schließlich wie ein nasser Hund und rieb sich die kalten Arme.
    Was zum Teufel war hier los? Das war jetzt mehr als unheimlich gewesen. Vielleicht sollte er der Warnung auf dem Computer doch Glauben schenken.

    In der Halle lief ihm Adrian über den Weg. Der trug einen Trainingsanzug, sah reichlich verschwitzt aus und wollte wissen: »Was ist denn mit dir los? Du bist weiß wie die Wand, siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Wundert dich das etwa? Wenn du’s genau wissen willst, ich hab sogar mehrere gesehen. Ich hab genug von euren blöden Scherzen.«
    Er wollte sich an dem Wächter vorbeidrängen, wurde aber am Arm zurückgehalten. »Was soll das heißen: blöde Scherze?«
    »Na, letzte Nacht die Megaspinne am Bett, dann ’ne wilde Warnung auf dem Computer, und jetzt in der Bibliothek sterbende Menschen. Das finden hier vielleicht einige komisch. Ich nicht, kann ich dir sagen, ich nicht!« Erik versuchte - allerdings erfolglos - sich loszureißen.
    »In unserer Bibliothek sind Menschen gestorben?«
    »Nicht wirklich, natürlich! Aus der Kugel zuckten Blitze, und Männer gingen mit Schwertern aufeinander los.«
    »Du hast doch nicht etwa versucht, die Kugel zu benutzen?« Adrian kniff leicht die Augen zusammen und sah ihn herausfordernd an.
    Erik verzog trotzig das Gesicht. »Und wenn schon! Das muss ...«
    Er wurde rüde unterbrochen. »Spinnst du? Hat dich keiner davor gewarnt, deine Kräfte einfach mal so auszuprobieren?«
    Doch! Lennart hatte ihn gewarnt. Was hatte er zum Abschied gesagt? »Du hast ’ne Menge Power, wenn ich Aeneas glauben darf, aber keine Ahnung, wie du damit umgehen sollst. Stell dir vor, ich gebe einem Kind eine Handgranate in die Hand. Das zieht neugierig den Stift und ... puff! Du bist das Kind, deine Magie die Granate. Kapiert?« Das Einzige, was er für den Anfang üben sollte, war, den Ball schweben zu lassen.
    Seine Gedanken mussten sich in seinem Gesicht widerspiegeln, denn Adrian fragte: »Was hast du gemacht? Gib’s doch zu, bevor du andere verdächtigst!«
    »Ich hab nur in die Kugel gesehen und an meine Eltern gedacht. Das war alles. Dann brannte eine Frau, und ein Mann wurde von einem anderen erschlagen. Es stürmte, und Blitze zuckten. Das kann ich unmöglich selbst gemacht haben.«
    »Ha, das glaubst du. Als ich ein einziges Mal versucht habe, das Licht in meinem Zimmer mit Magie auszumachen,

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