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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Schmerz in ihrer Seite aufs Neue geweckt. Doch all das war erträglich, solange die Nacht mit der Vernichtung des Ersten Vampyrs zu Ende ging und Lucian nichts zustieß.
    »Ich komme schon zurecht«, beruhigte sie ihn.
    »Bist du sicher?«
    Alexandra nickte und wich seinem Blick aus, der mit einemmal so intensiv war, dass er ihr durch und durch ging. Lucian zog sie in seine Arme. Mit einem Seufzer lehnte sie sich an ihn. Sie wusste nicht, wie lange sie so dagestanden hatten. Zumindest lange genug, um Bothwell die Zeit zu geben, Gavril nach unten zu geleiten und wieder nach oben zu kommen.
    »Wir müssen weitermachen«, hörte sie Bothwell hinter sich sagen.
    Lucian küsste sie auf die Stirn. »Wir schaffen das«, flüsterte er und gab sie frei. »Ich gehe noch einmal alles mit Robert durch. Wir müssen noch die Kreise auslegen. Du begibst dich am besten gleich an deinen Platz und machst dich mit allem vertraut.« Er zog ihre Hand an seine Lippen und hauchte ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen, ehe er sich abwandte, um zu Bothwell zu gehen.
    »Pass auf dich auf«, formten ihre Lippen lautlos, sobald er ihr den Rücken zuwandte. Ihre Angst um ihn wuchs mit jedem Atemzug. Lucians Gelassenheit machte es nur noch schlimmer. Immer wieder fragte sie sich, ob ihr – falls es zur Zerstörung des Kreuzes kam – genügend Zeit bleiben würde, um ihn zu verlassen, oder ob die Prophezeiung sofort eintreten würde. Dann jedoch wurde ihr klar, dass es womöglich gar keine Prophezeiung brauchte, um ihnen allen heute Nacht den Tod zu bringen. Als ihr das bewusst wurde, beschloss sie, sich über die Weissagung erst wieder Gedanken zu machen, wenn es tatsächlich zur Vernichtung des Splitters kam. Andernfalls wäre sie niemals imstande, sich auf die vor ihr liegenden Aufgaben zu konzentrieren.
    Einen Moment blieb sie noch stehen und beobachtete, wie Lucian seinem Freund ein Säckchen zuwarf und die beiden sich daranmachten, die Pulverkreise zu ziehen. In all der Eile hatte sie sich nicht einmal danach erkundigen können, ob die beiden Männer ihren Streit beigelegt hatten. Die Antwort musste warten.
    Schließlich löste sie sich von Lucians Anblick und ging in die Turmecke. Mit einem großen Schritt trat sie über das Rund aus Kerzen und roten Schriftzeichen in den rituellen Kreis und kniete darin nieder. Obwohl ihr Blick immer wieder nach Lucian suchen wollte, legte sie das Kreuz neben sich auf den Boden und zwang sich, die Pergamente zur Hand zu nehmen und die eng beschriebenen, lateinischen Zeilen zu studieren. Sie bewegte stumm die Lippen und versuchte herauszufinden, wie sich die Worte anfühlen würden, wenn sie sie aussprach. Blatt für Blatt ging sie die Papiere durch. Sie verstand nur wenig Latein und hoffte, dass Lucian recht behalten würde, wenn er sagte, sie solle alles so aussprechen, wie es geschrieben stand. Bald schon war sie so sehr in ihre Vorbereitungen vertieft, dass sie erschrocken zusammenzuckte, als am Fuße des Turms ein Hämmern erscholl.
    Lucian wandte sich zu ihr um. »Es ist so weit. Er kommt. Bist du bereit?«
    Sie nickte und zwang sich zu einem zuversichtlichen Lächeln, obwohl ihr ganz und gar nicht danach zumute war.
    Unten rüttelte der Unendliche an der Turmtür. Aus dem Rütteln wurde ein Rumpeln und Donnern, als er sich gegen die Tür zu werfen begann. Alexandra versuchte sich auf das Ritual zu konzentrieren, doch es fiel ihr immer schwerer. Reiß dich zusammen! , rief sie sich selbst zur Ordnung. Wenn er erst oben ist, darf ich mich von nichts mehr ablenken lassen!
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Schatten. Als sie aufsah, ging Lucian vor ihr in die Hocke. »Du kannst jetzt anfangen.« Er deutete in Richtung der Leiter, die auf die Holzplattform führte. »Robert und ich werden uns dort oben verstecken – je später uns Andrej entdeckt, desto leichter wird es uns gelingen, ihn zu überrumpeln. Alexandra, ich –«
    »Sag nichts, bitte.«
    Er respektierte ihren Wunsch, beugte sich stattdessen vor und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er aufstand und Bothwell auf die Plattform folgte. Dann entschwand er ihren Blicken. Obwohl Alexandra wusste, dass die Männer noch immer da waren, fühlte sie sich plötzlich allein. Als wäre sie im Kampf gegen den Unendlichen ganz auf sich gestellt. Das bin ich nicht. Ich bin nicht allein!
    Während das Donnern an der Tür heftiger wurde, nahm Alexandra den Zunder zur Hand und setzte das Reisig in Brand. Sobald die ersten Flämmchen

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