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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist?«
Jetzt war es Abu Dun, der ihn einen Atemzug lang verständnislos
ansah. Dann aber hörte er Hatscheks erschrockenes Keuchen, und in
seinen Augen blitzte es amüsiert auf. Andrej las zugleich aber auch
die bange Frage darin, die der Nubier nicht laut aussprach. Was tun
wir?
Die Wahrheit war: Er wusste es nicht. Abu Dun und er wurden von
jeweils zwei Männern an den Armen gehalten. Die kurzen Stricke
zwischen ihren Fußgelenken machten das Gehen fast unmöglich.
Weitere Männer mit gezogenen Waffen gingen in geringem Abstand
vor und hinter ihnen her. An eine Flucht war nicht einmal zu denken.
So, wie die Dinge lagen, konnte sie nur noch ein Wunder retten.
Es geschah, als sie sich der geschnitzten Tür näherten, hinter der
das eigentliche Kirchenschiff lag. Sie war geschlossen. Eine einzelne, in einen bodenlangen schwarzen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt
stand davor. Sie war nicht besonders groß, aber etwas Bedrohliches
ging von ihr aus. Das Gesicht unter der weit nach vorn gezogenen
Kapuze lag im Schatten.
Die Männer, die vor Andrej gingen, blieben erschrocken stehen.
Einer hob seine Waffe, erstarrte aber sofort, als die Gestalt eine kaum
merkliche Bewegung mit der linken Hand machte.
»Was geht da vor?«, beschwerte sich Hatschek, der den Raum als
Letzter verlassen hatte und somit den Abschluss der kleinen Prozession bildete. »Warum geht Ihr nicht weiter?«
Er drängte sich unwillig an den Soldaten vorbei und blieb mit einem erschrockenen Keuchen stehen, als er die Gestalt in dem
schwarzen Kapuzenmantel gewahrte. »Wer seid Ihr?«, schnappte er.
»Gebt den Weg frei - im Namen des Herrn!«
Die Gestalt rührte sich nicht. Hatschek wartete einen Atemzug lang
vergeblich auf eine Reaktion, dann machte er eine herrische Geste.
»Packt ihn!«, befahl er. »Wenn er zusammen mit diesen Teufeln
brennen will, dann soll er doch!«
Tatsächlich setzte sich einer der Soldaten mit grimmigem Gesicht
in Bewegung. Aber er kam nur einen einzigen Schritt weit.
Wieder machte die Gestalt im schwarzen Mantel eine rasche Geste,
diesmal nicht verstohlen, sondern weit ausholend und mit beiden
Armen. Der Soldat setzte ein verblüfftes Gesicht auf, ließ sein
Schwert fallen und sank dann seufzend zu Boden. Plötzlich klirrte
auch neben und hinter Andrej Metall auf Stein, als die Soldaten einer
nach dem anderen ihre Waffen fallen ließen und lautlos zu Boden
sanken. Überrascht drehte er sich um und sah, dass außer Abu Dun
und ihm nur noch der Dompropst und seine Begleiter auf den Beinen
standen. Die Soldaten lagen reglos und wie von einer unsichtbaren
Sense gefällt da.
»Gott im Himmel, steh mir bei!«, rief Hatschek. »Was ist das für
eine Teufelei?« Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. Er zitterte am
ganzen Leib. Doch er erwies sich als mutiger, als Andrej erwartet
hätte. Statt schreiend die Flucht zu ergreifen, schloss er die Hand um
das schwere Holzkreuz, das an einem Strick vor seiner Brust hing,
und trat einen Schritt auf die unheimliche Gestalt zu, wobei er das
Kreuz wie eine Waffe vor sich hielt. »Im Namen Gottes, des Allmächtigen!«, rief er. »Ich befehle dir, Satan, hebe dich hinweg!«
Die unheimliche Gestalt rührte sich einen Herzschlag lang überhaupt nicht. Dann hob sie den Kopf, und Andrej konnte erkennen,
dass unter der schwarzen Kapuze tatsächlich nichts war. Wo ein Gesicht hätte sein sollen, kam nur grässliche Schwärze zum Vorschein.
Die Gestalt machte eine blitzartige Bewegung mit der linken Hand.
Andrej hatte das flüchtige Gefühl, dass etwas geworfen wurde, dann
zerriss ein greller Blitz das Halbdunkel des Korridors, gefolgt von
einem peitschenden Knall, und augenblicklich stank es durchdringend nach Schwefel.
Das war selbst für Hatschek zu viel.
Der Dompropst schrie gellend auf, ließ sein Holzkreuz los und wirbelte herum, um so schnell davonzurennen, dass er fast über den
Saum seines eigenen Priestergewandes gestolpert wäre. Nicht einmal
eine Sekunde später war er verschwunden, genau wie seine Begleiter,
die schon vor ihm die Flucht ergriffen hatten.
Verwirrt wandte sich Andrej wieder zu der Gestalt in dem schwarzen Mantel um, und diese hob nun beide Hände und schlug die Kapuze zurück. Andrej riss ungläubig die Augen auf. Auch Abu Dun
ließ ein erstauntes Ächzen hören.
»Ich hoffe, ich habe es nicht übertrieben«, sagte von Salm, während
er das schwarze Seidentuch herunternahm, das sein Gesicht bisher
verborgen hatte. Dann klatschte er in die

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