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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Trainingspläne. Von ihm erfuhr Adrian, wo er den Inhaber finden konnte.
    Ein gutes Dutzend Sportler bevölkerte die Halle, damit beschäftigt, Seil zu springen oder Gewichte zu stemmen. Fahnen unterschiedlichster Nationen schmückten die Wände, dazu gerahmte Zeitungsartikel und Auszeichnungen. Neben den Trai ningsmatten lagen Kopf- und Schienbeinschützer bereit, sogar eine Art Brustpanzer, der Adrian an eine schusssichere Weste er innerte. Ausrüstungsteile, die er hier nicht erwartet hatte. Vor einer Spiegelwand schlang ein Mädchen eine meterlange Bandage kunstvoll um ihr Handgelenk und zwischen den Fingern hindurch, ehe sie in die Handschuhe schlüpfte.
    Adrian schlenderte zum Boxring. Dort beendeten gerade zwei Halbwüchsige ihren Kampf. Der Trainer legte beiden eine Hand auf die Schulter, und sie nickten eifrig zu seinen Worten, die Adrian aber nicht hören konnte. Schließlich verschwanden sie in Richtung Umkleide, und er trat näher.
    »Kann ich Sie kurz sprechen? Ich habe ein paar Fragen.«
    Der Angesprochene drehte sich um und musterte Adrian. »Wollen Sie hier trainieren?«
    Adrian hob abwehrend die Hände. »Das ist, glaube ich, nicht meine Baustelle.«
    Sein Gegenüber war nicht besonders groß, bestand aber nach Adrians Einschätzung zu 95 Prozent aus Muskeln. »Was wollen Sie dann?«
    »Adrian Wolf.« Er streckte ihm die Hand hin.
    »Cem Celebi.« Sein kurzer Händedruck war nicht so kräftig, wie Adrian befürchtet hatte. »Sind Sie Reporter oder so was?« Misstrauisch verschränkte Celebi die Arme vor der Brust.
    »Ich suche einen Mann, der das Logo Ihres Sportstudios auf dem Oberarm trägt.«
    »Und was wollen Sie von ihm?«
    »Nur seinen Namen.«
    Celebi griff ein Handtuch und rieb sich den Schweiß von Stirn und Nacken. Das schwarze Shirt umschloss seinen Brustkorb wie eine aufgeschweißte Folie. Dann zeigte er seine Arme. »Sehen Sie, ich habe keins. Und ich halte auch nicht viel davon, wenn die das machen lassen.«
    »Wieso?«
    »Es ist ein schönes Logo. Kraftvoll, das passt zu unserem Sport. Aber wenn sie dann nicht mehr hier trainieren, bleibt ihnen das Bild, ob sie wollen oder nicht. Manche Jungs denken einfach zu wenig nach. Die sehen irgendwann aus wie ein Bilderbuch.«
    »Es geht mir nur um den Tigerdrachen. Ein einzelnes Tattoo auf dem Arm. Hören Sie, ich habe nicht vor, einem Ihrer Sportler Schwierigkeiten zu machen.«
    »Einige der Jungs tragen solche Tattoos.«
    Adrian war sich nicht sicher, ob Cem Celebi ihm absichtlich auswich, weil er etwas verbergen wollte oder nur weil er ihn immer noch für einen Reporter hielt.
    »Sie kennen alle Mitglieder?«, bohrte er weiter.
    »Klar, mir gehört der Laden. Ich bin fast immer da, und die hier trainieren, die kenne ich alle.«
    Er hängte sich das Handtuch um den Hals und hob fragend die Hände: »Also raus damit, hat einer meiner Jungs was angestellt?«
    »Das weiß ich nicht genau. Er ist aber ganz sicher kein Junge mehr; schätze, der Mann war Mitte dreißig, soweit man das noch erkennen konnte. Ich habe hier ein paar Fotos, aber die sind nicht gerade angenehm.«
    »Was heißt das, der war ? Ist er tot?«
    »Ja.« Adrian holte die Fotos aus der Jacke und suchte das mit dem Tattoo. »Und ich vermute, es war Mord.«
    »Na klasse! Also kein Reporter, sondern Polizei«, stöhnte Celebi.
    Adrian ging nicht darauf ein, registrierte nur angenehm über rascht, dass der Trainer ihn nicht Bulle nannte. »Das hier ist keine offizielle Ermittlung, Herr Celebi. Ich bin sozusagen zufällig über ein paar Aufnahmen gestolpert. Und jetzt will ich wissen, was dahintersteckt.« Adrian reichte Celebi das Bild, auf dem das Tattoo am besten zu sehen war, und fügte hinzu: »Ich kann nicht mal sa gen, wie alt die Bilder sind.«
    »Hmhm, das ist unser Logo, ganz klar. Aber das kann sich jeder stechen lassen. Haben Sie auch ein Bild von seinem Gesicht? Sonst kann ich nicht sagen, ob er mal einer von uns gewesen ist. In den letzten Tagen sind alle da gewesen.«
    Adrian suchte das passende Foto, und Celebi genügte ein kurzer Blick, dann drehte er den Kopf beiseite und nickte. Beide Hände griffen zum Handtuch, als könnte es ihm Halt geben.
    »Scheiße. Das … das ist László.«
    »László – und wie weiter?«
    »László Szebeny. Er hat lange hier trainiert, bis vor ein paar Monaten.«
    »Warum hat er aufgehört?«
    Celebi hob die Schultern und schwieg.
    »Gab es Ärger?«
    Adrian sortierte die Bilder neu und zeigte ihm ein besonders hässliches, aber

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