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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Aber ich habe gehört, daß sie als Kind an Pocken erkrankt ist?« fragte ich.
    Peter verwarf meinen Einwurf mit einer Bewegung seiner Hand. »Ach was, ihre Haut ist so rosig wie ein Kinderarsch! Und selbst wenn, Pockennarben vererben sich nicht. Dann muß sie sich eben mehr pudern, ganz einfach. Aber ein wenig dürr ist sie …, ich weiß nicht, wie eine solche Hopfenstange meine Familie fortführen soll!« Dann nickte er. Er hatte sich entschieden. »Weißt du, ihre Schwester hat den Kronprinzen von Österreich geheiratet. Bei einer Verwandtschaft nach Wien kann ich über einen flachen Busen hinwegsehen!«
    »Außerdem sollst du ihn ja nicht angreifen, den flachen Busen«, fügte ich milde hinzu. Ich hatte schon lange versucht, Eifersucht aus meinem Herzen zu vertreiben – schon um meiner selbst willen! Es schien mir oft, als seien die Nacht im Sommerpalast und Peters Schwur vor Feofan Prokopowitsch nichts als ein Traum gewesen. »Hast du gehört, daß der Kaiser in Wien die Todesstrafe auf Ehebruch fordert?« fragte ich ihn neckend.
    Peter schüttelte den Kopf. »Anscheinend hat mein Vetter an der Donau mehr Untertanen, als er brauchen kann! In Rußland stünde ich bald ohne Russen da, wenn ich so anfinge!« lachte Peter nur und gab Pawel Jaguschinski einen Wink: Er konnte das Gemälde der Charlotte Christine Sophie von Braunschweig-Wolfenbüttel wegtragen.
    »Wohin soll es?« fragte Jaguschinski. Neben ihm hielten zwei Kammerjunker das Gemälde mühsam in den Händen.
    »Stell’ es meinem Sohn ins Zimmer, auf daß er sich an ihr Gesicht gewöhnt!« befahl Peter. »Es wird Zeit, daß er endlich aufhört, die dicksten Kammerjungfern in seinem Staat zu bespringen und sich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen! Der Ehestand wird dem Nichtsnutz guttun.«
    Mir tat die kleine deutsche Prinzessin jetzt schon von Herzen leid. Alexej hatte sich in den Monaten seit dem Ende des Bulawinaufstandes besonders unleidlich gegenüber seiner Umgebung gezeigt. Zwar empfing ich noch immer herzliche und flehende Briefe von ihm. Aber mir waren von meinen Frauen besorgniserregende Geschichten zugetragen worden: Er peinigte wehrlose und unschuldige Geschöpfe, seien es junge Hunde oder Kammerjungfern. Zudem umgab er sich mit Schmeichlern und betrank sich fast jeden Abend bis zur Besinnungslosigkeit, ohne daß er eine Heldentat hätte feiern können. In diesem Zustand der Trunkenheit sollte er gerufen haben: »Wenn endlich geschieht, was schon seit langem geschehen soll, dann werden die dahergelaufenen Freunde meines Vaters und seine Wäschehure mit dem Pfahl Bekanntschaft machen!«
    Ich wollte das nicht glauben und hielt den Bericht vor Peter geheim.
    »Ich werde ihn nach Sachsen senden! Aber erst, wenn die Lage Rußlands sich gebessert hat. Wenn mein Sohn schon nicht tapfer ist, dann kann er wenigstens klug werden!« sagte Peter gerade. Ich hob den Kopf und nickte, so, als ob ich ihm aufmerksam zugehört hätte. »Aber ehe ich daran denken kann, den Taugenichts wenigstens Kinder zeugen zu lassen, muß ich meine Nichten verheiraten! Wenn ich mich nicht beeile, dann sind sie bald so fett wie ihre Mutter, und kein deutscher Prinz will sie mehr …« Peter schmiegte sich an mich und versenkte seine Nase in meinen Busen. »Mein Kissen aus Fleisch bist du, matka ! Du darfst erst aufhören zu essen, wenn deine Arme so dick wie deine Schenkel sind, versprich mir das! Ich bin froh, wieder bei dir zu sein. Jetzt ist mein Leinen wieder frisch, und meine Strümpfe sind gestopft!«
    Ich lachte und schlang die Arme fester um ihn. Er schnurrte wie ein Kater, während ich ihm seine weichen, ungebärdigen Haare im Nacken zupfte. So verharrten wir einen Augenblick, bis ich hinter mir ein Füßescharren vernahm. Pawel Jaguschinski war zurückgekehrt. Er war ein großer Mann, mit tiefliegenden Augen und starken Backenknochen. Das Fleisch seiner Wangen hing wie bei einem traurigen Hund rechts und links von seinen Mundwinkeln schlaff nach unten. Das ließ ihn älter aussehen, als er wohl eigentlich war. Er verbeugte sich und sagte: »Mein Zar, Doktor Blumentrost läßt sich melden.«
    Peter winkte mürrisch. »Blumentrost mit seiner Quecksilberfolter! Herein mit ihm. Aber …, Jaguschinski! Deine Backe ist ja geschwollen! Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Komm her!«
    Pawel Jaguschinski wagte nicht zu widersprechen und trat zu Peter. Der griff seinem treuen Diener grob in die Haare, bog seinen Kopf nach hinten und befahl: »Mach’s Maul auf, aber

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