Die Zarin (German Edition)
auf den meinen, und ich schmeckte gierig meinen eigenen Geruch.
Nun wartete er nicht mehr länger, sondern schob sich kraftvoll in mich. Er schien dabei einen Augenblick zu stutzen und glitt dann auf meinem Körper auf und ab, ehe er mit einem Schauer still liegenblieb. Sein Atem ging heftig, und ich schlang einen Arm um seinen Nacken. Mit der anderen Hand strich ich ihm die feuchten Haare aus seiner Stirn und sog seinen herben Geruch nach frischem, männlichem Schweiß ein. Ich blies ihm zart über das Gesicht, und er lächelte mit geschlossenen Augen. So schliefen wir ein. Als er bei Morgengrauen aus meiner Kammer schlüpfte, waren meine Lippen zerbissen und meine Brüste von seinen Liebkosungen wund.
Im Gottesdienst am nächsten Morgen betete ich inbrünstig darum, daß ich mit Johannes glücklich werden durfte. Als ich während des Gesanges aufsah, trafen meine Augen wieder die des hochgewachsenen, blonden Mannes. Er starrte mich ohne Unterlaß an, und er bemerkte ohne Zweifel meine von der Liebe wunden und geschwollenen Lippen. Ich senkte meine Lider zur Abwehr, doch er schien sie mit seinen Blicken zu durchbohren.
3. Kapitel
Ich sah Johannes in den nächsten beiden Tagen und Nächten nicht wieder. Ich hörte nur in der Küche, daß das Gespräch mit dem Handelskontor nicht so gut verlaufen war, wie Ernst Glück es sich erhofft hatte.
Am Nachmittag des zweiten Tages rief mich Karoline Glück in ihre Stube. Ich reinigte meine Hände und flocht meine Haare rasch neu. Was konnte sie wollen? Hatte Johannes mit ihr gesprochen? Wollte sie mich als Tochter an ihr Herz drücken? Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich die Klinke der Tür zur Stube herunterdrückte. Sie sah von ihrer Näherei auf und lächelte einladend, als sie mich sah. »Komm herein, Martha! Schließ schnell die Tür – es ist so kalt draußen!« rief sie.
Zu meiner Überraschung befand sich auch Ernst Glück im Raum. Er schmunzelte mir wohlwollend zu. Es war zwei Tage vor dem Christfest.
»Möchtest du ein Glas warmen Wein mit Obst?« fragte er mich. Bevor ich antworten konnte, schöpfte er das Getränk schon in eine Schale und reichte sie mir. In Kriegszeiten war ein Schluck Mullwein so mitten am Tag, mitten in der Woche eine unerhörte Wohltat. Es mußte etwas zu feiern geben!
»Setz’ dich hier neben mich, Martha.« Karoline Glück zog mich neben sich auf das durchgesessene, gemütliche Sofa. Die Schale mit dem Wein lag warm in meiner Handfläche, und ich beobachtete, wie die darin schwimmenden Apfel- und Birnenstücke sich mit dem Wein vollsaugten. Ernst Glück, der am Kamin lehnte, räusperte sich und sah seine Frau erwartungsvoll an. Was war geschehen? Mein Herz machte einen kleinen Sprung.
»Martha – etwas Wundervolles ist geschehen! Das Beste, was einem jungen Mädchen ohne Familie und Mitgift passieren kann! Ich hätte nicht gewagt, auf ein solches Glück für dich zu hoffen!« sagte Karoline Glück nun und lächelte mich warm an. Ernst Glück nickte bekräftigend.
Ich sah von einem zum anderen.
»Was ist denn geschehen?« fragte ich. Weshalb klang meine Stimme belegt? Konnte ich denn hier nicht auf alles Glück meiner Zukunft hoffen?
Ernst Glück begann nun zu sprechen. »Du weißt, daß in meiner Gemeinde Lutheraner aus allen Ländern leben. Sie alle kommen in unsere Kirche und sind dort willkommen …«
Karoline lachte und unterbrach ihn. »Ernst! Also wirklich – kannst du nicht einfach sagen, worum es geht?«
Sie nahm ihm die Sache wieder aus der Hand. »Zu unserer Gemeinde gehört auch Johann Trubach. Er ist ein schwedischer Dragoner: Sicher, er ist nicht reich, aber er hat seine eigene kleine Stube in der Garnison, etwas Sold, und er ist ein gutes Mitglied unserer Kirche. Er ist ein warmherziger und anständiger Mann. Und das ist es doch, was wirklich zählt.«
»Und?« fragte ich nur leise. Mir wurde plötzlich kalt, trotz des Feuers im Kamin und der Schale Mullwein in meinen Händen. Das Obst hatte sich nun mit dem Wein vollgesaugt und sank in schweren Klumpen auf den Grund der Schale. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Nun – ich kann es gar nicht fassen –, aber gestern am Nachmittag kam er zu Ernst in die Kirche«, sagte Karoline und strahlte mich weiter an. Ernst Glück sagte freundlich: »Martha – Johann Trubach hat bei mir um deine Hand angehalten. Er hat dich seit mehreren Monaten im Gottesdienst gesehen und hat sein Herz an dich verloren.«
Ich mußte mich täuschen. Es konnte
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