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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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schöne Augen gemacht?«
    Bei den letzten Worten kam sie ganz nahe an mein Gesicht, und ihre blauen Augen bohrten sich in meine. Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich mochte stinken wie ein Esel, wenn sie so wollte, und auch schmutzige Füße haben, aber einschüchtern wollte ich mich von ihr nicht lassen.
    »Gut. Denn wenn du das tust, dann lasse ich dir die Augen ausstechen. Ich kann das. Ich darf alles. Es erheitert ihn. Er würde wahrscheinlich sogar zusehen wollen.«
    Sie tat mir leid. Ich war kaum im Zelt, und schon mußte sie mir mit den gröbsten Drohungen kommen. Diese Frau konnte sich ihrer Stellung bei Menschikow – über deren Art ich keinen Augenblick lang zweifelte – nicht sehr sicher sein.
    »Bist du Darja Arsenjewa?« fragte ich deshalb nur.
    »Woher kennst du meinen Namen, Gossenmädchen? Landei!« fuhr sie mich an. Ihre Augen blitzten.
    Ich lächelte sie offen an. »General Scheremetjew hat mir von dir erzählt. Er sagte, daß du schön und mächtig bist und daß der Graf Menschikow vollkommen vernarrt in dich ist.«
    Ihr Gesicht wurde etwas weicher, und sie lächelte mich nun an: »Du weißt gut zu sprechen, Mädchen. Bist vielleicht gar nicht so dumm! Kommst du aus Marienburg? Wie heißt du? Wie bist du hier ins Lager gekommen?«
    Sie zeigte anmutig mit einer Hand auf eine der Liegen, und wir ließen uns darauf nieder. Ich setzte meine Füße so, daß ich die Felle und Decken nicht beschmutzte, und erzählte ihr meine Geschichte, beschrieb aber die Vorgänge des Morgens nur spärlich. Sie hörte mir schweigend zu, griff sich dann und wann etwas Gebäck und Obst und aß beides so langsam und genüßlich, daß es fast unanständig wirkte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, hob sich der Vorhang zum Nachbarraum im Zelt, und Menschikow trat zu uns. Ich setzte mich unwillkürlich auf. Darja jedoch blieb liegen, ganz wie eine verwöhnte Katze. Sie musterte Menschikow hinter dem Schleier ihrer gesenkten, seidigen Wimpern.
    »Ha, da haben wir ja Scheremetjews Fund! Das Mädchen Martha. Sehr gut! Wie gefällt sie dir, Darja?« fragte er seine Geliebte neckend.
    Sie wölbte den rosigen Mund leicht und meinte dann mit einem kleinen Rippenstoß zu mir: »Nicht schlecht. Etwas kräftig vielleicht.«
    »Was sollen wir jetzt mit ihr anstellen?« bohrte Menschikow weiter. »Ich kann sie mir gut in deiner Ecke des Zeltes vorstellen. Sie kann in deinem Bett schlafen, wenn du bei mir bist und in meinem, wenn …«
    Zu meinem Erstaunen erhob sich Darja nun flink wie ein Eichhörnchen und schlug Menschikow mit ihrem Spitzentuch hart über den Mund. So war das also! Er verstummte, sein Gesicht aber färbte sich rot vor Zorn. Darjas Stimme klang ruhig, als sie sprach. »Sie kann in der Waschküche arbeiten. Dort können sie immer ein paar Hände gebrauchen!«
    Ich erhob mich und neigte den Kopf. Ich verstand: Ich hatte mich von Menschikow fernzuhalten. Das war alles, was ihr Sorge bereitete. Menschikow widersprach kurz, aber Darja zog ihn ins Nachbarzelt. Im Gehen wandte sie sich zu mir und lächelte trügerisch sanft.
    »Wir sehen uns bald, Martha. Laß’ dir den Waschplatz zeigen. Schlafen kannst du hier im Hauptzelt. Ich lasse dir durch meine Magd einige Kleider schicken. Sie kann sie dir auch ändern, sollte das nötig sein.«
    Jemand anders sollte meine Kleider ändern! Ich knickste zum Dank. Darja hob ihre Röcke, und ich sah die kleinen bestickten Pantoffeln, in denen ihre Füße steckten. Ihr schwerer Duft nach Rosen hing noch im Zelt, als sie schon gegangen war.
     
    So wurde ich eine Wäschemagd. Am Tag arbeitete ich am Waschplatz und wusch die Hemden der Generäle und der Edelleute, die den Feldzug in großer Zahl begleiteten. Schon Jahre vor dem Beginn des großen Nordischen Krieges hatte Peter die Söhne der alten Moskauer Familien zum Dienst am Staat heranziehen lassen. Dieser war nun auf den Militärdienst ausgeweitet worden: Die Sprößlinge der besten Familien Rußlands streckten ihre langen Glieder dort im Lager unter der heißen baltischen Sonne. Der Dienst, den der Zar von seinen Untertanen forderte, war hart: Viele der Männer sahen auf Jahre ihre Familien und Güter nicht, denn die ungeheuren Entfernungen erlaubten ihnen keine kurzen Reisen nach Hause.
    Die Spätsommersonne färbte meine Haut dunkler und matter, als sie es ohnehin schon war. Ich lernte viel von Darja: die Art, wie sie sich kleidete und mit der sie sich bewegte. Vor allen Dingen ihre Art, mit Menschikow umzugehen, war eine Quelle

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