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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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war selbst ein gerissener Hund, aber ohne die Gewalttätigkeit. Die kritische Zeit werden die acht oder zehn Tage zwischen Peaks Ausgrabung und seiner Entlassung aus dem Krankenhaus sein. Peak war in den letzten Monaten seines Lebens schwerkrank; Toxämie, soviel ich weiß. Er wird in einem Krankenhausbett liegen und warten müssen, bis er sich erholt hat, ehe er wieder die Kontrolle über Udi übernehmen kann.«
    »Wäre es für Peak von Vorteil«, fragte Tinbane, »wenn ein Polizeitrupp ihn finden würde?«
    »Oh, ja; verdammt noch mal, ja. Wenn wir ihn ausgraben, könnten wir ihn schützen. Aber wenn ihn eins von den privaten Vitarien aufspürt – sie können ihn nicht vor einem Attentat schützen; sie haben einfach nicht die richtige Ausrüstung. Zum Beispiel sind sie auf die normalen Stadtkrankenhäuser angewiesen … wir haben natürlich unsere eigenen. Wie Sie wissen, stehen wir nicht zum ersten Mal vor dem Problem, daß jemand ein begründetes Interesse daran hat, daß ein Altgeborener im Grab liegen bleibt. Dieser Fall ist lediglich von öffentlichem Interesse, er hat größere Dimensionen.«
    Nachdenklich meinte Tinbane: »Aber andererseits wäre der Besitz des Anarchen für ein Vitarium ein großer finanzieller Vorteil. Wenn er geschickt angeboten wird, dem richtigen Käufer, könnte er ein kleines Vermögen einbringen.« Er dachte daran, was ein Geschäft dieser Größenordnung für ein kleines Unternehmen wie das Vitarium Flasche des Hermes bedeuten würde; es konnte sie praktisch für unbegrenzte Zeit finanziell sanieren. Für Sebastian Hermes wäre es eine Katastrophe, wenn die Polizei Peak beschlagnahmen würde … schließlich war dies der erste, einzige, der wirkliche Durchbruch für Sebastian. Seit der Gründung seiner Firmenklitsche.
    Darf ich ihm diese Chance nehmen? fragte sich Tinbane. Gott, was für ein Gedanke, Lottas Versprecher in Applefords Büro so kalt, so professionell auszunutzen.
    Natürlich bestand die Möglichkeit, daß Appleford es tat, daß er die Information an Ray Roberts verkaufte – zu einem guten Preis. Aber er bezweifelte das; Appleford schien ihm nicht zu dieser Sorte Mensch zu gehören.
    Andererseits, im Interesse des Anarchen …
    Aber wenn die Polizei den Anarchen in Schutzhaft nahm, würde Sebastian erfahren, wer ihr den Tip gegeben hatte; er würde die Spur ohne Mühe bis zu Lotta zurückverfolgen können. Das muß ich bedenken, erkannte er, falls ich irgend welche Pläne mit ihr haben sollte. Was meine Beziehung – oder mögliche Beziehung – zu ihr betrifft.
    Wem versuche ich eigentlich zu helfen? fragte er sich. Sebastian? Oder Lotta? Oder – mir selbst?
    Ich kann sie erpressen, dachte er und war im gleichen Moment entsetzt; aber der Gedanke war ganz klar gewesen. Ich muß nur abwarten, bis ich allein mit ihr sprechen kann, und ihr dann einfach sagen, daß – sie die Wahl hat. Sie kann meine …
    Verdammt, dachte er. Das ist schrecklich! Sie zu erpressen, meine Geliebte zu werden; was bin ich nur für ein Mensch!
    Andererseits, im Endeffekt kam es nicht darauf an, was man dachte, sondern was man tat.
    Ich sollte mit einem Geistlichen darüber sprechen, entschied er; irgend jemand muß doch mit diesen schwierigen moralischen Fragen umgehen können.
    Pater Faine, dachte er. Ich könnte mit ihm reden.
    Sobald er George Gores Büro verlassen hatte, flog er mit seinem Streifenwagen zum Vitarium Flasche des Hermes.
    Das baufällig alte Holzgebäude belustigte ihn immer wieder; es schien jeden Augenblick einstürzen zu wollen, hatte sich bisher aber noch nicht dazu entscheiden können. Wieviel verschiedene Unternehmen hatten im Lauf der Jahrzehnte schon hinter dieser verblichenen Fassade residiert. Vor dem Vitarium, hatte Sebastian ihm erzählt, war in dem Gebäude eine kleine Käsefabrik untergebracht gewesen, die neun Mädchen beschäftigt hatte. Und davor, glaubte Sebastian, ein Fernsehreparaturdienst.
    Er landete, stellte seinen Streifenwagen ab und betrat das Haus. An der Schreibmaschine, hinter dem Tresen, saß Cheryl Vale, die freundliche, etwa dreißigjährige Empfangsdame und Buchhalterin der Firma; sie telefonierte gerade, und so ging er durch die nächste Tür in den hinteren Teil des Gebäudes, der den Angestellten des Instituts vorbehalten war. Dort traf er den einzigen Verkäufer der Firma, R. C. Buckley, der in einer eselsohrigen Ausgabe des Playboy blätterte, der Lieblingslektüre aller Verkäufer.
    »Hallo, Tinbane«, grüßte R. C. mit einem

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