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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nicht. Ich muß darüber nachdenken … es ist noch zu früh.«
    »Lassen Sie ihn schlafen«, sagte Dr. Sign.
    »Ja, lassen Sie ihn in Ruhe«, stimmte Bob Lindy zu. »Das ist wieder einmal typisch für Sie, Pater; jedesmal, wenn wir einen Toten zurückholen, hoffen Sie, daß er die Antworten auf Ihre theologischen Fragen mitbringt. Und sie tun es nie; sie sind wie Seb, sie erinnern sich nur an ganz wenig.«
    »Das ist kein gewöhnlicher Mann«, sagte Pater Faine. »Der Anarch war eine große religiöse Kraft und ein großer Mensch. Und das wird er auch wieder sein«, fügte er hinzu.
    Und wertvoll ist er, sagte sich Sebastian. Aus eben diesem Grund. Das Wichtigste kommt zuerst; Theologie und Poesie sind zweitrangig. Im Vergleich zu dem, was auf dem Spiel steht.

    Als Douglas Appleford Feierabend hatte und zu Hause in seinem Konapt war, meldete er ein Vidfongespräch nach Rom, Italien, an.
    »Ich möchte mit einem Signor Anthony Giacometti sprechen«, sagte er zur Vermittlung.
    Kurz darauf hatte er Giacometti am Apparat.
    »Haben Sie Erfolg gehabt?« fragte Appleford. »Bei dem Vitarium?«
    Giacometti, im Morgenmantel, das Haar gewellt und lang, die Augen durchdringend und bannend, erwiderte: »Hören Sie, sind Sie sicher, daß sie ihn haben? Wirklich sicher? Sie haben ständig um den heißen Brei herumgeredet; wenn sie ihn wirklich hätten, wie sie behaupten, hätten sie doch einen Preis genannt. Schließlich sind sie Geschäftsleute; sie wollen verkaufen.«
    »Sie haben ihn«, sagte Appleford mit völliger Sicherheit; er wußte, daß er Hermes’ Frau richtig eingeschätzt hatte. »Sie haben Angst vor den Uditen«, erklärte er. »Sie haben Angst, daß Sie in Ray Roberts’ Auftrag handeln; deshalb wollten Sie sich nicht festlegen. Aber halten Sie Ihr Angebot aufrecht; lassen Sie nicht locker, dann bekommen Sie ihn.«
    »In Ordnung, Mr. Appleford«, sagte Giacometti mürrisch. »Ich nehme Sie beim Wort; Sie haben uns in der Vergangenheit geholfen, wir verlassen uns auf Sie.«
    »Das können Sie auch«, erklärte er. »Wenn ich etwas Neues erfahre, informiere ich Sie … zum üblichen Honorar. Sie hat nicht gesagt, daß sie ihn ausgegraben haben, daß er am Leben ist; sie hat nur gesagt, daß sie wissen, wo er begraben ist. Das erklärt vielleicht ihre Zurückhaltung – sie können ihn nicht legal verkaufen, solange er nicht wiedergeboren ist. Ich werde sie anrufen«, fügte er hinzu, »und versuchen, mehr von ihr zu erfahren. Sie scheint nicht in der Lage zu sein, etwas für sich zu behalten; sie gehört zu dieser Sorte Mensch.«
    Mit säuerlichem Gesicht unterbrach Giacometti die Verbindung.
    Appleford wollte sich eben vom Vidfon abwenden, als es klingelte; er beugte sich vor, nahm den Hörer ab und erwartete, wieder Giacomettis Gesicht zu sehen, vielleicht hatte er etwas vergessen. Statt dessen tauchte das verkleinerte, aber lebensecht wirkende Gesicht seiner Vorgesetzten auf, Mavis McGuire.
    »Ich werde schon wieder mit Fragen über Ray Roberts und die Uditen belästigt«, sagte sie mit angewiderter Miene. »Eine junge Frau, eine Mrs. Lotta Hermes, ist hier in der Bibliothek aufgetaucht und will wissen, was wir über Roberts haben; ich halte sie in meinem Büro fest, bis ein Löscher Zeit für sie hat. Er müßte in Kürze eintreffen.«
    »Haben Sie sich beim Löschungsrat nach der Grabstätte des Anarchen erkundigt?« fragte Appleford.
    »Ja. Wir haben die Information nicht.« Mavis bedachte ihn mit einem glasigen, glitzernden mißtrauischen Blick. »Diese Mrs. Hermes behauptet, heute früh mit Ihnen gesprochen zu haben. Über den Anarchen.«
    »Ja«, nickte Appleford. »Sie kam mit einem Polizeibeamten zu mir, kurz nach unserem Gespräch. Sie – das Vitarium ihres Mannes – wissen, wo der Anarch begraben ist; wenn Sie wollen, können Sie es ohne große Mühe aus ihr herausbekommen.«
    »Ich hatte das Gefühl, daß sie es weiß«, sagte Mavis. »Ich habe mich mit ihr unterhalten; wenn das Thema Anarch zur Sprache kommt, weicht sie jedesmal aus. Wahrscheinlich hat sie Angst, zuviel zu verraten. Geben Sie mir den Bearbeitungsstand dieser Apologia pro sua vita von Peak, das Gott in einer Kiste; existiert davon noch ein maschinengeschriebenes Manuskript, oder haben Sie es schon dem Löschungsrat übergeben? Ich weiß, daß es nicht durch meine Hände gegangen ist; ich würde mich an diese übertriebenen Platitüden erinnern, die er vor die Säue zu werfen pflegte.«
    »Es sind noch vier gedruckte Ausgaben

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