Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall
nie und nimmer geklappt.«
»Ehrlich, ich hab keine Ahnung.«
»Schorsch!«
Heinlein nahm Pia am Arm und führte sie ein paar Meter weg vom Eingang, hinaus auf die Straße, wo sie von den Fenstern seiner Kollegen aus nicht mehr beobachtet werden konnten.
»Hör zu, Pia, es ist besser, du weißt von nichts, dann kannst du dich auch nicht verplappern. Nur so viel: Die Aktion war geplant. Das muss reichen.«
»Gut, Schorsch. Aber ich will wissen, wo Kilian steckt. Ich brauche ihn.«
»Habt ihr euch denn wieder vertragen?«
»Und wie …«
»Na bravo, dann lässt der Herr gleich zwei zurück.«
»Was meinst du mit zwei?! Diese blonde Schickse vielleicht?«
»Schmarrn. Ich meine mich. Ich hock jetzt genauso verlassen hier rum wie du. Weiß der Teufel, wer nach Oberhammer kommen wird. Und außerdem ist das jetzt auch egal. Nichts wird mehr so sein wie früher. Ich vermiss ihn schon jetzt, den Angeber.«
»Und du hast keine Ahnung, wohin er ausgebüxt ist?«
»Nein, nicht den leisesten Schimmer. Wobei es mich schon wundern würde, wenn er sich nicht irgendwo in Italien aufhalten würde. Da kennt er sich am besten aus. Und ich wette, dass ihn seine Leute vor der laufenden Fahndung in Sicherheit bringen.«
»Klingt logisch. Allerdings, Italien ist groß. Kam er nicht damals aus Genua nach Würzburg?«
»Ja, aber ich denke, nach dem Tod seines Freundes Paolo wird er dort nicht unbedingt mehr groß in Erscheinung treten wollen. Ich tippe da schon eher auf eine ganz andere Stadt.«
»Und zwar?«
»Rom. Diese Signora Yasmina arbeitet dort.«
»Hat er also doch was mit ihr?!«
»Pia, jetzt hör endlich auf. Ich bin nicht Kilians Kindermädchen. Das musst du schon selbst mit ihm klären. Mit dieser Yasmina hat er ein ganz anderes Hühnchen zu rupfen. Wenn ich richtig im Bilde bin, hat sie den Zylinder mit dorthin genommen. Und er ist der Grund, wieso Nikola sterben musste.«
»Apropos Nikola, bist du noch an dem Fall dran?«
»Theoretisch schon. Allerdings weiß ich nicht, inwieweit sich die Dienstaufsicht einmischen und wie der Polizeipräsident darauf reagieren wird. Für heute ist erst mal Pause. Gibt es was Neues?«
»Jein.«
»Pia! Keine Rätsel. Erzähl!«
»Ich bin mir nicht sicher, es ist nur der Hauch von einer Spur. Gestern hatten wir einen Toten in der PD Tauberbischofsheim 19 . Die Kollegen aus der Rechtsmedizin haben ihn uns geschickt, wie sie es öfter machen, wenn sie Unterstützung brauchen. Der Mann, ein ehemaliger Olympiasieger und Weltmeister, heute Trainer im Leistungszentrum der Fechter, wurde in einer Halle tot aufgefunden. Er war mit Stichwunden übersät. Es sah aus, als hätte er sich einer scharfen Klinge stellen müssen. Sein Säbel oder das Florett, wie man die Dinger nennt, war ’ne Sportwaffe, also an der Spitze stumpf.«
»Das ist Sache der Tauberer. Hat mit uns nichts zu tun.«
»Vielleicht doch. Der Mann steckte noch in einem dieser weißen Fechtanzüge. Auffällig war, dass die Stichwunden und der Fechtanzug Ausfransungen aufwiesen, die bei einer durchgehenden Klinge nicht vorhanden wären. Sie muss also schadhaft sein, eine Kerbe oder Scharte haben oder …«
»Ja …?«
»Oder sie besteht aus zwei Teilen und ist zusammengesteckt. Das könnte auch die Tatwaffe im Fall Nikola sein.«
Heinlein grübelte. »Zuerst ein Priester und jetzt ein Fechttrainer, der mit so ’nem Ding umgehen konnte. Ich weiß nicht, Pia, das scheint mir ein bisschen weit hergeholt. Zumal die Opfer in einer anderen Stadt, in einem anderen Bundesland umgekommen sind. Wo ist die Verbindung?«
»Das weiß ich nicht. Du bist der Kriminaler.«
»Was weißt du über den Toten?«
»Sein Name war Alexander Bauer, 49 Jahre alt, Fechttrainer, Todeszeitpunkt gegen 23 Uhr, Todesursache: Herzbeuteltamponade nach einem Stich ins Herz. Zahlreiche Hiebund Stichwunden am Körper. Er hat sich gewehrt. Ein Kampf auf Leben und Tod.«
»Irgendwelche Zeugen?«
»Nicht dass ich wüsste. Der ermittelnde Beamte hat mir jedoch erzählt, dass sich Bauer tagsüber in Würzburg aufhielt, wo er auch gearbeitet hat. Nach einem Abstecher in seinem Verbindungshaus hat er wohl jemanden getroffen, den er aus seiner früheren aktiven Zeit zu kennen glaubte. Beim abendlichen Training hat er einen Kollegen nach ihr befragt. Er soll sehr erstaunt gewesen sein.«
»Nach ihr? Eine Frau?«
»Ja, so sagte er es mir. Bauer habe eine Frau getroffen.«
»Eine Frau in einem Verbindungshaus, die er als Fechterin kannte. Einen Namen
Weitere Kostenlose Bücher