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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Lärm der sich bekämpfenden Massen und der unerbittlich züngelnden Flammen nahm zu.
    Von dem prachtvollen Hafen der Karthager hatte Simons Vater schon erzählt. Doch jetzt, da er ihn sah und sich ihm Stück für Stück näherte, raubte ihm der Anblick schier den Atem. In der Antike galt der Hafen von Karthago als eines der Weltwunder.Und Simon verstand nun, warum das so war: Es war ein kolossales Bauwerk. Meterhohe Mauern erhoben sich aus dem Meer. Nur eine winzige Öffnung darin, schmal wie eine Gasse, diente den Schiffen als Einfahrt. Durch diese Öffnung hindurch konnte Simon schon von hier aus die Getreidespeicher erkennen und die Häuser, die zur Hafenanlage gehörten.
    Von ihrer einstmals herrlichen Pracht war allerdings kaum noch etwas erhalten. Alles war bereits den Flammen zum Opfer gefallen. Eine früher wunderschöne Speicherstadt, mit Häusern, Lagerhallen und Straßen, war zu einer grauenvollen Ruine zusammengeschmolzen und zusammengestürzt.
    Simon steuerte den Seelensammler direkt auf die enge Hafeneinfahrt zu. Ein römisches Kriegsschiff bewachte die Zufahrt zur Stadt und setzte sich auch schon in Bewegung, dem Seelensammler entgegenkommend.
    Simons Hände krampften sich um das Steuerrad. Er musste jetzt Ruhe bewahren. Hoffentlich hielt man sie für ein gewöhnliches Handelsschiff!
    Das römische Schiff kam stetig näher.
    Simon kannte diesen Typ aus den Büchern seines Vaters. Es war eine Quinquereme der gleichen Art wie die karthagischen Truppen sie gerade auf diesem Kriegsschauplatz einsetzten: mit zahlreichen Rudern, die aus beiden Seiten des Schiffsrumpfes heraushingen. Meistens wurde jedes einzelne dieser Ruder von zwei Männern gleichzeitig bewegt. So konnte das Holzschiff zu einer pfeilschnellen Kriegswaffe werden.
    Auch jetzt schlugen die Ruder der Quinquereme hart auf dem Meer auf. Das Segel war eingeholt.
    Das Schiff war stark bewaffnet: Eine Hundertschaft römischer Legionäre säumte das gesamte Deck und jeder Einzelnevon ihnen war ausgestattet mit Speeren, Schwertern und Schilden. Ihre Helme und Schutzpanzer schimmerten wie die Waffen in der Sonne.
    Simon konnte geradewegs in ihre Gesichter blicken. Die Soldaten sahen erstaunt zum Seelensammler hinüber: Vermutlich wunderten sie sich über seine außergewöhnliche Form. Doch sie wirkten auch äußerst angespannt, und Simon hatte das ungute Gefühl, dass diese Soldaten notfalls zu allem bereit wären.
    Die Zeitenkrieger standen die ganze Zeit mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen auf dem Deck und sahen dem römischen Schiff entgegen.
    »Moon! Salomon!«, rief Simon ihnen zu. »Schnell, versteckt die Zeitmaschine!«
    Er wies mit dem Finger auf den Apparat und zuckte zusammen, als er entdeckte, dass das obere Glas der Sanduhr wieder gefüllt war. Als dünner Strom rieselte der rote Sand durch die Verengung. Ein erster, winziger Hügel hatte sich im unteren Glas bereits gebildet. Simon starrte auf die Uhr der Maschine und hatte das bedrückende Gefühl, dass dieses Mal auch ihm die Zeit galt, die hier verrann.
    Moon und Salomon waren sichtlich dankbar, endlich etwas tun zu können. Sie stürzten zur Zeitmaschine und versenkten sie, so schnell es ihnen möglich war, mithilfe der Taue im Rumpf des Schiffes.
    Simon ergriff wieder das Steuerrad. Sein Plan schien aufzugehen. Das römische Schiff verringerte seine Fahrt, sodass Simon den Seelensammler an ihnen vorbeisteuern konnte. Der riesige Krähenkopf am Bug schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Beinahe ehrfürchtig blickte die römische Mannschaft rüber zum Seelensammler.
    Simon nickte der Besatzung freundlich zu und hoffte gleichzeitig, dass ihm seine Angst nicht anzusehen war.
    Schon hatten sie das Schiff zur Hälfte passiert, als etwas an Simons Kopf vorbeischwirrte und am hinteren Mast des Seelensammlers stecken blieb: ein Pilum, ein römischer Wurfspeer. Simon und seine Freunde zogen die Köpfe ein.
    »Haltet ein!«, schrie ein Soldat ihnen von der römischen Quinquereme zu.
    Wenigstens kann ich ihn verstehen, dachte Simon. Die Gesetze des Schattengreifers gelten also auch hier!
    »Was liegt an?«, rief Simon über die Bordwand zurück, wobei er versuchte, sich seine aufkommende Panik nicht anmerken zu lassen.
    Einer der Soldaten beriet sich mit seinem Vorgesetzten – einem Zenturio, so schien es. Schließlich gab der Zenturio einen Befehl und das römische Schiff steuerte den Seelensammler backbords an.
    Vom Bug aus wurde eine breite Holzplanke als Landungsbrücke auf die

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